Auch wer die Maxime des ehemaligen Citigroup Chefs Chuck Prince noch heute beherzigt, wonach man „Tanzen muss, so lange die Musik spielt“, dürfte heute in Schockstarre weit abseits der Tanzfläche verharren. Die globalen Aktienmärkte sind seit Anfang Oktober deutlich eingebrochen. ETF-Anleger haben bereits vorher das Weite gesucht und verkauft. Das gilt vor allem für deutsche und Euroland-Aktien-ETFs. Wie unsere Absatzdaten für europäische ETFs zeigen, haben Investoren im September vor allem einige große DAX- und Euro-STOXX- und – in deutlich geringerem Ausmaß – USA-ETFs verkauft. Das hat auch die Gesamtabsatzbilanz der Branche verhagelt.
Drei Dickschiffe von iShares hat es im September besonders hart getroffen: Der iShares Core DAX, der größte ETF in Europa, musste im September Nettoabflüsse von 2,79 Milliarden Euro hinnehmen. Bereinigt um die Performance entspricht dies einem Volumeneinbruch von 16,6% in einem Monat. Der iShares Euro STOXX 50 verlor im September prozentual sogar noch mehr an Volumen, nämlich 19,2% gegenüber Ende August. Aus diesem ETF zogen Investoren 1,17 Milliarden Euro ab. Geringer, aber immer noch signifikant fielen die Abflüsse beim ausschüttenden iShares S&P 500 aus, der Abflüsse von 780 Millionen Euro sah.
Im September hatte iShares die rote Absatzlaterne
Diese DAX- und Euro-STOXX-Flucht hat auch die Gesamtabsatzbilanz von iShares in Europa verhagelt: 3,97 Milliarden zogen Anleger im September aus ETFs des Marktführers ab. Zu den Gewinnern des Monats September zählten dagegen vor allem Vanguard, Amundi, Lyxor und Deutsche Bank, die Zuflüsse im hohen und mittleren dreistellige Millionen-Euro-Bereich verzeichneten.
Per Saldo machten sich die Abflüsse aus den Dickschiffen auch in der Gesamtbilanz der Branche negativ bemerkbar. Aktien-ETFs mussten Abflüsse von 1,75 Milliarden Euro im September hinnehmen. Dies war erst der zweite Monatsverlust für Aktien-ETFs in diesem Jahr und zugleich der höchste seit April 2012. Auch Rohstoffprodukte mussten Abflüsse von knapp 700 Millionen Euro verkraften, derweil der Bond-ETF-Absatz mit Zuflüssen von nur 85 Millionen Euro auf der Stelle tragt. Geldmarkt-ETFs litten zugleich unter der jüngsten Zinssenkung der EZB Anfang September und verzeichneten Abflüsse von 244 Millionen Euro.
Europas ETF-Industrie mit dem schwächsten Absatzmonat seit April 2012
Damit musste die europäische ETF-Industrie mit Abflüssen von gut 2,5 Milliarden Euro die schlechteste Monatsbilanz seit April 2012 hinnehmen. Dies illustriert, dass Wohl und Wehe der Anbieter börsennotierter Indexfonds von den Aktienmärkten abhängt. Da ETF-Flows vom taktischen Anlageverhalten von institutionellen Investoren geprägt sind, folgt der ETF-Absatztrend in aller Regel den kurzfristigen Kursverläufen an den Aktienmärkten.
Gegen den Trend verbuchten USA-Standardwerte-ETFs Zuflüsse von gut 840 Millionen Euro im September. Auch pan-europäische Aktien-ETFs, Emerging-Markets-, Japan-ETFs und Produkte auf den MSCI World waren gefragt.
Neben DAX- und Euro STOXX ETFs mussten auch EUR Staatsanleihe-ETFs, Gold- und Hochzinsprodukte Abflüsse hinnehmen.
Tabelle: Die September-ETF-Bilanz: Die Verlierer und die Gewinner