Wenn man es partout auf einen knappen Nenner bringen will, dann waren ETFs auf US-Aktienstandardwerte-Indizes, genauer gesagt: auf den S&P 500, und Produkte auf EUR-Unternehmensanleiheindizes die Retter der ETF-Vertriebsbilanz 2014. Die hohe Nachfrage nach diesen Produkten konnte die hohen Abflüsse aus Deutschland-Aktien-ETFs, genauer gesagt: aus dem iShares Core DAX, und aus Edel- und Industriemetall-Produkten mehr aus ausgleichen.
Die untere Tabelle illustriert den ETF-Absatztrend nach Morningstar Kategorien. Dank der sehr hohen Zuflüsse von 14,46 Milliarden Euro konnte sich die Kategorie US Large-Cap Blend Equity auch auf den ersten Platz der ETF-Kategorien nach Volumen schieben. USA-Aktien-ETFs lösten damit Eurozonen-Standardwerte-Aktien-ETFs ab, die noch per Ende 2013 die volumenstärkste Kategorie am europäischen ETF-Markt darstellte. Hauptprofiteur dieses Runs auf US-Aktien-ETFs war der Anbieter Vanguard, der 5,27 Milliarden Euro in diesen Produkte einsammelte, gefolgt von iShares (4,21 Milliarden) und Deutsche Bank-ETFs (1,09 Milliarden Euro).
Tabelle: Tops und Flops nach Morningstar Kategorie 2014
Wie aus unserer Tabelle hervorgeht, folgte mit großem Abstand die Kategorie EUR Corporate Bond, die 2014 6,92 Milliarden Euro netto einsammelte. Hier profitierte der Marktführer iShares am stärksten. Globale Standardwerte-ETFs, die zumeist den MSCI World Index abbilden, folgten mit Zuflüssen von netto 3,99 Milliarden Euro.
Schlusslichter bildeten ETFs auf deutsche Standardwerte, die Abflüsse von 7,68 Milliarden Euro hinnehmen mussten. Da der iShares Core DAX ETF 2014 Abflüsse von 8,35 Milliarden Euro erlitt, bedeutet das, dass die Kategorie ex iShares eine positive Absatzbilanz verzeichnet hat. (Vor allem DAX-ETFs der Deutschen Bank legten zu; sie hatten allerdings 2013 ein ähnliches Desaster erlebt wie iShares 2014.)
Angesichts des stagnierenden Goldpreises und der starken Korrektur bei vielen Industriemetallen kommen die Abflüsse aus entsprechenden Indexprodukten wenig überraschend.
Emerging Markets ETFs mit wenig beachtetem Vertriebserfolg
Eine Anmerkung – fast schon am Rande – zu Emerging Markets, dem Trend-Thema der Vor-Strategic-Beta-Ära, in der wir heute leben: Schwellenländer-Investments verbuchten 2014 deutlich positive Nettomittelzuflüsse, allerdings waren sie eher unspektakulär, sodass dieser positive Absatztrend nicht von unserer Top-10-Absatztabelle widergespiegelt wird. ETFs der fünf globalen Schwellenländer-Aktien- und Bond-Kategorien verbuchten ein Absatzplus von insgesamt 2,87 Milliarden Euro, wobei Bond-Produkte, die in lokale Währungen investieren, die stärkste Absatzbilanz verbuchten. Nur ETFs der Kategorie Schwellenländer Unternehmensanleihen mussten leichte Abflüsse von 57 Millionen Euro hinnehmen.
Zum Schluss kommen wir zu den Tops und Flops auf Ebene der einzelnen ETFs. Dieses Vertriebs-Ranking ergibt sich aus den bisherigen Ausführungen und bedarf keiner besonderen Erklärung. Bemerkenswert ist, dass das Produkt mit der Absatzkrone, der Vanguard S&P 500 ETF, erst im Mai 2012 aufgelegt wurde. Da der größte ETF in Europa, der iShares S&P 500 (dist), derzeit Abflüsse verbucht – Anleger schichten derzeit in den wesentlich günstigeren iShares Core S&P 500 um – ist absehbar, dass der derzeit bereits viertgrößte ETF des Newcomers Vanguard künftig vermutlich noch mehr Höhenluft in den Volumens-Rankings schnuppern wird.
Auf der Verliererseite finden sich neben dem iShares Core DAX fünf weitere iShares Produkte sowie zwei Schweizer Gold-Fonds. Interessant ist, dass sich die Umschichtung der Anleger von teure in günstige ETFs auch in den Tops und Flops deutlich widerspiegelt. Neben der bereits erwähnten Umschichtung in den iShares Core S&P 500 stoßen Anleger auch in großem Stil den teuren Swap-basierten db x-trackers MSCI USA ab und kaufen dafür den deutlich günstigeren physisch replizierenden db x-trackers MSCI USA. ETF-Anleger sind also aufmerksame Investoren, und das ist auch gut so!
Tabelle: Tops und Flops nach einzelnen ETFs