Am 17. März 2016 haben wir ein neues globales Research Format lanciert, das Morningstar Sustainability Rating (lesen Sie hier die Einführung). Zum Einstieg haben wir die wichtigsten Inhalte unseres neuen Ratings im Frage-Antwort-Format aufgegriffen (lesen Sie hier mehr). Fortgeschrittene, die noch stärker hinter unser Bewertungsschema schauen möchten, finden hier die Zusammenfassung der Methodologie; wer noch tiefer einsteigen möchte, findet hier das Methodologiedokument auf Englisch. Für die Nutzer unseres Ratings erläutern wir nachfolgend typische Fragen, die Praktiker stellen – ebenfalls im Frage-Antwort-Format.
Wie viele Fonds weisen zum Start ein Morningstar Sustainability Rating aus?
Wir bewerten zum Start unseres Ratings rund 20.000 Fonds weltweit. Diese Fonds decken mehr als die Hälfte des verwalteten Vermögens in Publikumsfonds (einschließlich ETFs) ab.
Welche Fonds werden zum Start bewertet?
Zunächst bewerten wir das Universum der Publikumsfonds in ihren diversen Rechtsformen (SICAV, OEIC, FCP usw.), der Closed-end Fonds, die in angelsächsischen Ländern verbreitet sind, sowie physisch replizierende Exchange Trade Funds (ETFs). Es ist geplant, in einem nächsten Schritt auch Dachfonds und so genannte Separate Accounts abzudecken.
Welche Fondsgruppen bzw. Kategorien deckt das Morningstar Sustainability Rating typischerweise am besten ab?
Die breiteste Abdeckung werden Fonds erfahren, die in Aktien-Standardwerte und mittelgroße Unternehmen aus den Industrieländern investieren. Hier liegt der Schwerpunkt der Arbeit der Analysten der Rating-Agentur Sustainalytics, die weltweit rund 4.500 Unternehmen analysieren. So werden rund 85 Prozent der Fonds mit Anlageschwerpunkt Standardwerte aus den Industrieländern erfasst. Bei Aktienfonds für Schwellenländer liegt die Quote bei knapp 50%. Zudem ist das Coverage auch bei kleineren Unternehmen aus den Industrielnändern nicht so stark ausgeprägt. In der Kategorie US Small Cap Growth werden beispielsweise nur gut 15% der Produkte bewertet. Auf der Bond-Seite werden nur 30% der Fonds bewertet.
Warum sind die Lücken auf der Bond-Seite so groß?
Staatsanleihen werden derzeit nicht von unseren Ratings erfasst, so dass entsprechende Bond-Fondskategorien kein Rating haben. Das betrifft allerdings nicht nur Bond-Fonds, sondern auch solche defensiven und ausgewogenen Mischfonds, deren Bond-Schwerpunkt auf Staatsanleihen liegt.
Warum ratet Morningstar nicht alle Fonds am Markt?
Um ein Morningstar Sustainability Rating zu erhalten, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. Zum einen müssen auf der Fondsebene mindestens 50% der Assets einen ESG Score von Sustainalytics aufweisen, um einen Morningstar Sustainabilty Score zu bekommen. Zum anderen müssen mindestens zehn Fonds in einer Morningstar Kategorie ein Morningstar Sustainability Score haben, damit Ratings innerhalb dieser Kategorie vergeben werden können.
Warum wird ein Sustainability Score bereits dann berechnet, wenn nur 50% der Fonds-Assets ein Sustainalytics Score haben?
Nach unserer Einschätzung ist die Schwelle von 50% ausreichend, um eine große Anzahl an Fonds in unser Rating einzubeziehen und zugleich Investoren eine signifikante Menge an Informationen über die ESG-Charakteristika eines Fonds zu liefern. In unseren Tools weisen wir übrigens den Anteil der Assets in Prozent aus, die zur Kalkulation des Sustainability Ratings verwendet wurden. Das gibt Anlegern Transparenz darüber, wie hoch der Anteil des Portfolios mit ESG Scores auf Unternehmensebene ist.
Werden nur Aktienfonds bewertet?
Nein, da die Sustainability Scores von Sustainalytics auf Unternehmensebene angesiedelt sind, werden alle Finanzierungsformen eines Unternehmens einbezogen: Stammaktien, Vorzugsaktien und Unternehmensanleihen. Deshalb haben auch etliche Rentenfonds Sustainability Scores bzw. ein Morningstar Sustainability Rating; Bond-Fonds mit einem Corporate-Anteil von weniger als 50% weisen spiegelbildlich keine Sustainability Scores oder Ratings auf. Dasgleiche gilt übrigens auch für entsprechend Bond-lastige Mischfonds.
Wie verhält es sich pespektivisch mit Staatsanleihen?
Staatsanleihen werden, wie gesagt, derzeit nicht in unseren Ratings berücksichtigt. Wir prüfen allerdings, wie wir künftig Staatsanleihen in unsere Ratings einfließen lassen können.
Werden Dachfonds bewertet?
Dachfonds werden im ersten Schritt nicht berücksichtigt. Wir planen aber, auf Basis der Durchsicht der Zielfonds-Holdings, Dachfonds künftig ebenfalls zu raten.
Kann es passieren, dass ein Fonds zwar ein Sustainability Score aufweist, aber kein Rating erhält?
Ja, das ist dann der Fall, wenn eine Kategorie nicht genügend Fonds mit einem Score aufweist. Zur Erinnerung: Es müssen mindestens zehn Fonds in einer Kategorie einen Sustainability Score haben, bevor wir innerhalb dieser Kategorie Ratings vergeben.
Können zwei Fonds den identischen Portfolio Sustainability Score haben aber unterschiedliche Sustainability Ratings?
Ja, Fonds in unterschiedlichen Morningstar Kategorien können den identischen Score haben und zugleich unterschiedliche Ratings aufweisen. Das liegt daran, dass die Ratings relativ zu ihrer Kategorie vergeben werden. Ein Score von, sagen wir, 60 kann in einer Kategorie bereits für ein Vier Globen Rating reichen, während 60 Fondspunkte in einer anderen Kategorie nur „Durchschnitt“ ist und der Fonds drei Globen erhält. Dieser Fall kann auch bei Fonds in der identischen Kategorie eintreten, und zwar dann, wenn aufgrund der Zeitverzögerung zwischen Portfolio-Eingang und Rating-Vergabe der neue Score noch von einem „alten“ Rating begleitet wird (Zum Zeitpunkt der Kalkulation der Morningstar Sustainability Ratings siehe weiter unten).
Kann es passieren, dass identische Strategien, die aufgrund unterschiedlicher regulatorischer Vorgaben in verschiedenen Ländern in lokalen Fondsvarianten umgesetzt werden, unterschiedliche Ratings aufweisen?
Ja, das hängt damit zusammen, dass identische Strategien und Portfolios, die in unterschiedlchen Jurisdiktionen in Produkte gegossen werden werden, in unterschiedlichen Kategorien landen können. Fonds mit der identischen Strategie werden identische Sustainability Scores aufweisen, aber weil unterschiedliche Vertriebsregionen unterschiedliche Kategorie-Systematiken nach sich ziehen, kann das Rating unterschiedlich ausfallen. Das US-Fondsuniversum unterscheidet sich beispielsweise fundamental vom europäischen, und deshalb werden die Morningstar Kategorien in beiden Regionen anders zugeschnitten. Gerade bei großen Asset Managern werden identische Strategien oft in beiden Regionen vertrieben; allerdings in unterschiedlichen Hüllen bzw. Kategorien. Da unsere Ratings immer relativ zu den Fonds einer Kategorie vergeben werden, können identische Scores von unterschiedlichen Ratings begleitet sein.
Wann werden der Sustainability Score bzw. das Morningstar Sustainability Rating kalkuliert?
Im Gegensatz zur Kalkulation der Morningstar Sterne-Ratings, die etwa fünf Werktage nach jedem Monatsultimo kalkuliert werden, erfolgt die Berechnung des Morningstar Sustainability Rating mit einer deutlich größeren Zeitverzögerung, da es nicht auf zeitnah zugänglichen Performance-Daten basiert, sondern auf den Portfolio-Holdings von Fonds, und die erreichen uns mit einer mehr oder weniger starken Zeitverzögerung. Grundsätzlich werden 50 Tage nach dem Monatsultimo die Sustainability Scores bzw. das Sustainability Ratings kalkuliert. Das liegt darin begründet, dass erst dann eine hinreichend große Zahl an Portfolio-Zusammensetzungen von Fonds vorliegen. 100 Tage später werden die Scores bzw. Ratings zum identischen Stichtag erneut kalkuliert, um der inzwischen größeren Menge an Fonds Rechnung zu tragen, deren Holdings nach dem Termin t+50 geliefert wurden. Ein Portfolio wird dann nicht mehr bei der Berechnung des Morningstar Sustainability Ratings berücksichtigt, wenn es älter ist als t + 276 Tage. Diese Praxis sei an folgendem Beispiel illustriert: Wir haben den Score bzw. das Rating eines Fonds per 31. Dezember 2015 erstmals am 19. Februar 2016 kalkuliert (t+50). Am 29. Mai 2016 wird das Rating per 31. Dezember erneut kalkuliert (t+150). Ab dem 1. Oktober 2016 dürfen die Holdings per 31. Dezember 2015 nicht mehr zur Kalkulation des Ratings verwendet werden.