Schwellenländer-Nebenwertefonds: Branchen und Länder

Im zweiten Teil unserer Übersicht zu Schwellenländer Nebenwertefonds blicken wir tief in die Portfolios, um zu klären, wie aktiv verwaltet die Fonds sind und wo sie ihre Schwerpunkte setzen.

Ali Masarwah 25.05.2016
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In unserer Werkschau zu Schwellenländer-Nebenwertefonds haben wir uns zunächst mit den allgemeinen Charakteristika der Kategorie befasst (lesen Sie hier: Schwellenländer-Nebenwertefonds: Eine Reise in unerschlossenes Terrain). Jetzt kommen wir zur Positionierung der Fonds auf Länder- und Branchenebene. Dabei haben wir nicht nur die Charakteristika der Fonds, sondern auch den Index-Kontext im Blick, um zu klären, wie aktiv die Fonds sind. 

Tabelle: Die wichtigsten Länderquoten im Überblick

MSCI EM Countries 

Zunächst zur Gewichtung der acht größten Länder gemäß MSCI-Emerging Markets-Methodologie (per Ende April): In allen MSCI-Schwellenländer-Benchmarks machen China-Aktien den größten Einzelländeranteil aus. Am größten ist er im Large-Cap-Index MSCI Emerging Markets mit 23,6%. Vergleichbar hoch ist der China-Anteil im MSCI EM Small Caps mit 21,3%, gefolgt vom MSCI EM SMID mit 18,2%. Am niedrigsten ist die China-Quote beim MSCI Mid Cap mit 14,7%. 

Etliche Fondsmanager wollen von China-Aktien nichts wissen 

Die Fonds der Schwellenländer-Nebenwertekategorie sind breiter diversifiziert bzw. gehen anders als die Benchmarks vor: China-Aktien sind im Schnitt nur mit 13,75% gewichtet, also noch tiefer als beim Mid Cap-Barometer. Diese Untergewichtung des größten Benchmark-Marktes ist für aktiv verwaltete Fonds bemerkenswert.

Die höchste China-Quote unserer Kategorie liegt mit 37,3% beim finnischen Fonds eQ Emerging Dividend 1 K, gefolgt von 26,6% im Pioneer Emerging Markets Equity. Im MI Somerset Emerging Markets Smaller Companies und im Aberdeen Global Emerging Markets Small Companies ist der China-Anteil indes mit jeweils unter einem Prozent vernachlässigbar. Auch im Aviva Investors Emerging Markets Equities Small Cap und im Carmignac PF Emerging Discovery machen China-Aktien ebenfalls weniger als zehn Prozent aus.* 

Sind Südkorea und Taiwan noch Schwellenländer?

Wie aus der oberen Tabelle hervorgeht, sind Aktien aus Südkorea und Taiwan mit durchschnittlich 8,6% bzw. 8,9% ebenfalls niedriger gewichtet als in allen MSCI-Benchmarks. Das mag auch damit zusammenhängen, dass nicht jeder Fondsanbieter der MSCI-Definition folgt, wonach diese beiden Länder zu den Schwellenländern zählen – wir bei Morningstar definieren Südkorea und Taiwan beispielsweise als asiatische Industrieländer und nicht als Emerging Markets. 

Am höchsten ist die Gewichtung Südkoreas im GAM Star North of South Emerging Equity mit 18,8% und damit etwas unter dem Niveau des Index MSCI EM Small Cap. Anders dagegen bei Taiwan-Aktien. Hier ist der WisdomTree Emerging Markets Small Cap Dividend mit gut 26% in Taiwan unterwegs. Grund hierfür ist, dass es sich bei diesem Produkt um einen so genannten Strategic Beta ETF handelt, der nicht den Gesetzen der Marktkapitalisierung folgt, sondern das Vermögen gemäß Höhe der ausgeschütteten Dividenden allokiert. Und hier ist der hauseigene WisdomTree Index vor allem in Taiwan fündig geworden. 

Dagegen sind etliche Fonds nicht oder kaum in Taiwan und Südkorea vertreten, unter ihnen der Aberdeen Global Emerging Markets Smaller Companies, Danske Invest Global Emerging Markets Small Cap oder der Comgest Growth GEM Promising Companies. 

Indien-Aktien sind in etlichen Fonds übergewichtet

Die größten Übergewichtungen finden sich bei den Fonds in Aktien aus Indien und Indonesien. Im Schnitt stecken zehn Prozent der Fondsgelder in indischen Aktien; das liegt über der Indien-Quote in der Kategorie-Benchmark MSCI EM SMID und nur geringfügig unter der Indien-Quote des MSCI EM Small Cap. Gleiches gilt für die Indonesien-Quote von durchschnittlich 3,3% in den Fonds. 

Da es sich bei den Aussagen zur Gesamtkategorie um Durchschnittswerte handelt, gibt es natürlich große Disparitäten im Einzelnen. Stichwort Indien: Im Templeton Emerging Markets Smaller Companies und im Robeco Emerging Markets Smaller Companies Equities beläuft sich der Indien-Anteil auf jeweils knapp 20%, mehr als zehn Punkte über dem Kategorie-Index.

Stichwort Indonesien: Hier sind vor allem der Danske Invest Global Emerging Markets Small Cap und der Aberdeen Global Emerging Markets Smaller Companies mit jeweils gut acht Prozent Portfolioanteil am stärksten vertreten. 

Tabelle: Die wichtigsten Branchenquoten der Nebenwerte-Kategorie im Überblick

Sectors EM 

Wir kommen nun zu den wichtigsten Branchen im Schwellenländer-Nebenwerte-Universum. Finanzaktien sind in der Morningstar Kategorie am höchsten gewichtet, und zwar in etwa auf dem Niveau des Kategorie-Index. Allerdings ist anzumerken, dass in allen Nebenwerte-Benchmarks und auch in der Nebenwerte-Kategorie Finanztitel deutlich weniger stark vertreten sind als im Large-Cap-Index MSCI Emerging Markets, wo der Anteil bei 27% liegt. Die größtenteils aktiv verwalteten Fonds der Kategorie liegen mit einem Anteil von 19,7% nur leicht über der Benchmark-Gewichtung. 

Basiskonsum und Luxusgüter kontra Finanzen und Rohstofftitel

Am höchsten gewichtet sind Finanzwerte im Dimensional Emerging Markets Targeted Value und Pioneer Emerging Markets Equity mit jeweils 26,5%.  Der niedrigste Anteil an Finanztiteln findet sich beim Schroder Small Cap Discovery (6,8%), Polunin Emerging Markets Small Cap (9,8%) und ÖkoWorld Growing Markets 2.0 (10,4%). 

Deutlicher übergewichtet sind die Fonds gegenüber dem MSCI EM SMID im Sektor Basiskonsumgüter. Das ist vor allem im Danske Invest Global Emerging Markets Small Cap und im Aberdeen Global Emerging Markets Small Companies mit einem Anteil von jeweils gut 20% der Fall. Auch bei Luxusgütern sind die Fonds übergewichtet. Interessant ist, dass Konsumgüter bei Nebenwerten ein deutlich größeres Gewicht einnehmen, als das bei Schwellenländer-Standardwerten der Fall ist. 

In den beiden anderen großen Sektoren Industrie und IT sind Nebenwertefonds gegenüber der Benchmark untergewichtet: Letztere sind vor allem im GAM Star North of South EM Equity mit 24% hoch gewichtet, aber auch im Polunin Emerging Markets Small Cap und Aviva Investors Emerging Markets Small Cap Equity (23% bzw. 20,5%). 

Telekomwerte sind vor allem im Pioneer Emerging Markets Equities und SLI Emerging Markets Equity Unconstrained mit jeweils gut elf Prozent deutlich stärker vertreten als im Index (1,5%).

Im dritten Teil unseres Kategorie-Checks blicken wir auf das Rendite-Risiko-Profil von Schwellenländer Nebenwertefonds: Schwellenländer-Nebenwertefonds: Das Rendite-Risiko-Profil

 

*Im Gegensatz zur Gewichtung der Wertpapiere im Index muss bei den Netto-Gewichtungen der Positionen in den Fonds in Rechnung gestellt werden, dass Investmentfonds Cash-Quoten von üblicherweise rund fünf Prozent vorhalten. Da die Cash-Quote eines Fonds oft keine aktive Position darstellt, wäre die Darstellung der Fonds-Wertpapierquote mittels einer Umskalierung möglich, um die aktive Positionierung des Fonds klarer hervorzuheben. Allerdings gibt es etliche Fonds, die strategische Cash-Quoten vorhalten, und außerdem wollten wir die Realität der Fonds in den Mittelpunkt rücken. Deshalb verzichten wir hier auf die Rescaling-Option, die die Nutzer unserer Websites vorfinden und die Profi-Anleger in unseren institutionellen Tools einstellen können. Insgesamt weisen die Fonds der Kategorie Schwellenländer Nebenwerte relativ niedrige Cash-Quoten von durchschnittlich 2,3% per Ende April auf. 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich