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Der „Rendite-Lücke“ auf der Spur

Im zweiten Teil unseres Artikels zur „Mind the Gap“-Studie gehen wir der Frage nach, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede Fonds aufweisen, deren Investor Returns von der Gesamtrendite besonders deutlich abweichen.

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Im ersten Teil des Artikels haben wir die wichtigsten Ergebnisse der „Mind the Gap 2016 -- Europe“ vorgestellt. Die Auswertung von Fünfjahresrenditen von Fonds europaweit hat zeigt, dass Investoren (per Ende Juli 2016) pro Jahr 34 Basispunkte weniger erwirtschaftet haben, als es die eigentliche Performance ihrer Fonds, ausgedrückt durch den Total Return, nahelegt. Ihnen geht also durch Trading-Verhalten wertvolle Performance verloren. Nun wollen wir den Gründen auf die Spur gehen. 

Hierbei geht es nicht darum zu spekulieren, warum Anleger zu häufig Fonds handeln. In der noch jungen finanzwissenschaftlichen Disziplin des Behavioural Finance wurden bereits viele plausible Thesen für Performance-schädliches Verhalten von Anlegern veröffentlicht. Wir wollen vielmehr nachsehen, wie sich bestimmte Fonds-Merkmale zur so genannten Rendite-Lücke verhalten. Wie stehen die Variablen „Fondsvolumen“, „Fondskosten“, „Aktiv-Passiv-Frage“, „Qualität des Fondsanbieters“ und „Volatilität der Fonds“ mit dem Return Gap in Beziehung? Lässt sich ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Rendite-Lücke und den o.g. Eigenschaften herstellen? 

Zusammenhang zwischen Fondsgröße und Return Gap 

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Größe eines Fonds und dem Abstand zwischen Total Return und Investor Return? Um diese Frage zu beantworten, haben wir die untersuchten Fonds nach ihrer Größe sortiert und dafür Quintile gebildet. Die untere Schautafel zeigt, dass es keinen generalisierbaren Zusammenhang gibt zwischen der Größe eines Fonds und der Rendite-Lücke.

Size and return gap

Während bei Aktien- und Anleihefonds die größten Produkte die größten Abstände zwischen dem Total und Investor Return in den vergangenen fünf Jahre aufwiesen, war die Rendite-Lücke bei Mischfonds im dritten Größenquintil am weitesten. Bei alternativen Fonds schnitten die Fonds im zweiten Größenquintil -- also die eher kleineren Produkte – am schlechtesten ab. Auch innerhalb der Asset Klassen fallen die Ergebnisse eher sprunghaft aus – bei Aktien- und Rentenfonds schnitten die Fonds im letzten Größenquintil am zweitschwächsten ab. 

Zusammenhang zwischen Fondsgebühren und Return Gap 

Anders das Bild beim Faktor Fondspreis. Wir haben die untersuchten Fonds nach der Höhe der Gebühren sortiert und auch hier Quintile gebildet. Dabei wurden Indexfonds und institutionelle Fonds-Klassen ausgeschlossen. Die untere Schautafel zeigt, dass die Lücke zwischen Total Return und Investor Return bei teuren Fonds größer ist als bei günstigen Fonds. Abgesehen von der Gruppe der Mischfonds, bei denen das zweitteuerste Quintil am schlechtesten abschneidet, fällt der Abstand zwischen Investor Return und Total Return bei teuersten Fonds in allen Asset Klassen am größten zum Nachteil der Anleger aus.

Price vs return gap

 

Zudem gilt auch innerhalb der Asset-Klassen die Faustregel: Je günstiger ein Fonds ist, desto geringer der Abstand zwischen den beiden Renditemaßen. Anleger agieren beim Trading von teuren Fonds also besonders erfolglos. 

Zusammenhang zwischen Indexierung und Return Gap 

Entsprechend des oben identifizierten Zusammenhangs zwischen Fondspreis und Rendite-Lücke lässt sich auch ein ähnlicher Zusammenhang identifizieren hinsichtlich der Dummy Variable Indexierung. Betrachtet man die (nichtbörsennotierten) Indexfonds unseres Samples, so fällt auf, dass bei Aktienprodukten aktive Fonds die (übliche) negative Renditelücke aufweisen. Das Trading-Verhalten hatte hier also negative Folgen für die Anlegerrendite. Dagegen weist bei Aktien-Indexfonds die Lücke zwischen Investor und Total Return einen positiven Wert auf, was eine Seltenheit darstellt. Indexfonds-Anleger haben durch ihr Trading-Verhalten eine bessere Rendite erwirtschaftet, als es der Total Return vermuten lassen würde. Bei Rentenfonds ist der Vorsprung bei Indexprodukten ebenfalls groß, wenn auch der Investor Return negativ ausfällt.

Active passive vs return gap 

Über die Gründe lässt sich spekulieren. Möglich erscheint, dass Indexfonds häufig als Kern-Investment langfristig gehalten werden, während aktive Fonds eher eine Satelliten-Funktion erfüllen und entsprechend häufiger gehandelt werden. Zudem könnte es sein, dass ETFs dieses Bild deutlich verändern könnten, da sie häufig als taktische Tools eingesetzt werden. Zu ETFs liegen uns allerdings keine Investor Return Daten vor. 

Zusammenhang zwischen Gesellschafts-Rating und Return Gap 

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Ratings von Fondsanbietern und der Rendite-Lücke? Für diese Frage haben wir das Parent-Rating, der Teilbereich des Morningstar Analyst Ratings, der sich mit der Einschätzung des Fondsanbieters befasst, zu Rate gezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass tendenziell die Fonds solcher Anbieter eine geringere Return Gap aufweisen, die über das „Positive“ Teil-Rating verfügen. Dies wird besonders bei Mischfonds deutlich, wo positiv bewertete Fondshäuser nur eine Return-Gap von zwei Basispunkten hatten gegenüber neutral (47 Basispunkte) und negativ bewerteten Häusern (44 Basispunkten).

Parent vs return gap 

Auch bei Rentenfonds fiel die Lücke bei positiv bewerteten Häusern deutlich kleiner aus als bei den neutral und negativ bewerteten Fondsanbietern. Bei alternativen Fonds fällt die Bilanz der positiv bewerteten Anbieter ebenfalls relativ gut aus, wenn auch der Abstand gegenüber den Häusern mit „Negative“- und „Neutral“-Ratings kleiner ausfällt als bei Aktien- und Rentenfonds. 

Vollkommen konträr verhält es sich indes bei Aktienfonds. Hier weisen die Fonds positiv bewerteter Häuser die höchsten Return Gaps auf. 

Zusammenhang zwischen Fonds-Volatilität und Return Gap 

In den meisten Fällen lässt sich ein Zusammenhang zwischen einer erhöhten Fonds-Volatilität und einer überdurchschnittlich hohen Rendite-Lücke konstatieren. So insbesondere bei Aktienfonds, alternativen Fonds und – weniger stark ausgeprägt – Rentenfonds. In diesen Asset Klassen gilt: volatilere Fonds weisen einen erhöhten Abstand zwischen Investor und Total Return auf, was für wenig erfolgreiches Trading-Verhalten der Anleger spricht. Anders hingegen bei Mischfonds. Hier weisen volatilere Fonds eine unterdurchschnittlich große Return-Lücke auf, was für die These spricht, dass Anleger bei Mischfonds weniger Timing-orientiert agieren.

Standard dev vs return gap

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Über den Autor

Matias Möttölä, CFA

Matias Möttölä, CFA  ist Analyst und Redakteur bei Morningstar