Nach einer eher mäßigen Nachfrage im April haben europäisch domizilierte börsengehandelte Indexfonds im Mai einen soliden Absatz verzeichnet. Von der gestiegenen Nachfrage profitierten vor allem Aktien-ETFs, die Nettomittelzuflüsse in Höhe von 7,15 Milliarden Euro verbuchten. Das war das höchste Niveau in einem Monat seit November 2016, als im Zuge der US-Wahlen Anleger in großem Stil ins Risiko gegangen waren. Wie aus unseren monatlichen Absatzschätzungen weiter hervorgeht, erhöhten sich auch die Zuflüsse in Bond-ETFs auf 2,86 Milliarden Euro nach eher bescheidenen 760 Millionen Euro im April. Das war zugleich das höchste Niveau seit Juli 2016. Hiernach machte der Renditeanstieg weltweit Bond-Produkten auch auf der Absatzseite zu schaffen.
Alternative ETFs profitierten erneut von der hohen Nachfrage nach Hebelprodukten. Sie sammelten netto 440 Millionen Euro ein nach Zuflüsse von 460 Millionen Euro im April. Einen deutlichen Absatzanstieg verbuchten Rohstoffprodukte, was vor allem auf die Zuflüsse in Gold-Produkte zurückging. Der Absatz von Geldmarkt-ETFs trat indes auf der Stelle. Insgesamt erhöhte sich das in europäische ETFs verwaltete Vermögen leicht von 601 Milliarden Euro per Ende April auf 610 Milliarden Euro per 31. Mai.
Tabelle: ETF-Mittelflüsse nach Asset Klasse
Auf Ebene der Fondskategorien verzeichneten global anlegende Aktien-ETFs die höchste Nachfrage. Vor allem MSCI World-Tracker sammelten netto 1,68 Milliarden Euro ein. Das war zugleich das höchste in einem Monat verbuchte Absatzniveau in den vergangenen fünf Jahren. Auch Eurozonen-Aktien-ETFs wurden im Mai gesucht, und global anlegende Schwellenländer-ETFs verzeichneten Nettozuflüsse von 1,26 Milliarden Euro, das höchste Monats-Niveau seit August 2016. Insgesamt deutete auch die Rekordnachfrage nach Substanzwerte-ETFs mit Schwerpunkt Europa an, dass ETF-Anleger offenbar zunehmend Anzeichen für eine nachhaltige Erholung der europäischen Wirtschaft und der Gewinnperspektiven europäischer Unternehmen sehen.
Indes zeigen die Kategorien mit einer negativen Absatzbilanz, dass Anleger durchaus diskriminiert haben und nicht zügellos ins Risiko gegangen sind. Auffällig sind die hohen Abflüsse aus US-Inflationsschutz-ETFs, die 850 Millionen Euro an Rückgaben verkraften mussten, was immerhin knapp 20 Prozent des Anfang Mai in diesen Produkten gemessenen Vermögens entspricht. Ungeachtet der sich manifestierenden Zinswende in den USA spricht das für eine eher skeptische Sicht auf die Wachstumsperspektiven der US-Wirtschaft. Auch US-Nebenwerte- sowie US-Value-ETFs waren auf der Verkaufsliste europäischer ETF-Investoren prominent vertreten.
Die Abflüsse aus Lateinamerika-ETFs sprechen dafür, dass Anleger die jüngsten politischen Turbulenzen in Brasilien zum Anlass nahmen, aus diesem Produkten, in denen Brasilien-Aktien dominieren, auszusteigen. Die Abflüsse aus DAX-ETFs gingen im Wesentlichen auf Rückgaben von Deka-DAX-Anteilen zurück, was eher für punktuelle Verkäufe spricht.
Tabelle: Absatzbilanz nach Fondskategorien
Nach einer ungewohnten Schwäche im April fand Marktführer iShares im Mai wieder zu alter Vertriebsstärke zurück. Die Zuflüsse von knapp 5,4 verteilten sich auf Aktien- (3,98 Milliarden Euro) und Bond-ETFs (1,37 Milliarden Euro). UBS und db X-trackers profitierten ebenfalls von der hohen Nachfrage nach Aktienprodukten.
Die rote Laterne ging im Mai an Deka ETF. Die leichte Nachfrage nach Bond-ETFs konnte hier die hohen Abflüsse aus Aktien-ETFs von knapp 600 Millionen Euro nicht kompensieren. Wesentlich geringer fielen die Abflüsse bei HSBC und dem niederländischen Anbieter Think ETFs aus, die allerdings beide eine tiefrote Absatzbilanz für die vergangenen zwölf Monate ausweisen. Die Abflüsse aus ComStage-ETFs ging im Mai deutlich zurück, wobei die hohen Abflüsse aus USA-Aktien-ETFs im November 2016 nach wie vor die Zwölfmonatsbilanz der Commerzbank-Tochter trüben.
Tabelle: Absatzbilanz nach ETF-Anbieter
Kommen wir nun zur Absatzbilanz von Strategic Beta-ETFs, die, wie auch im April, nicht lupenrein ausfiel. Am besten schlugen sich Rendite-orientierte Strategien mit Zuflüssen von knapp einer Milliarde Euro. Hier standen europäische (iShares) und Eurozonen-Aktien-ETFs (UBS) im Vordergrund. Indes mussten Risiko-basierte Ansätze Abflüsse hinnehmen. Insgesamt verharrt der Marktanteil von Strategic Beta ETFs bei knapp acht Prozent des europäischen ETF-Markts.
Tabelle: Absatzbilanz von Strategic Beta ETFs
Ein letzter Blick auf die Absatzbilanz nach Einzel-ETFs illustriert überwiegend die oben skizzierte Absatztendenz nach Fondskategorie – global investierende Aktien-ETFs waren am stärksten gefragt wie auch Eurozonen-ETFs sowie global investierende Schwellenländer-Aktien- und Renten-ETFs. Die Abflüsse aus den Deka- und iShares-Produkten reflektieren die bereits oben angesprochenen Abflüsse aus DAX- und US-Inflationsschutz-ETFs.
Tabelle: Top- und Flop-Mittelflüsse nach ETF