Mit der Vorstellung einiger unserer Dividenden-Favoriten setzen wir unsere Dividenden-Reihe fort. Zunächst kommen wir zu den aktiv verwalteten Dividendenfonds, bevor wir Ende der Woche auf Dividenden-ETFs zu sprechen kommen. Zur Erinnerung: Unsere Serie haben wir mit einem längeren Erklärstück gestartet, in dem wir zunächst die Funktion von Dividenden bzw. Ausschüttungen für Investoren beschrieben haben (eine Dividenden-Checkliste für Anleger finden Sie hier). Danach haben wir uns die Merkmale der beiden wichtigen Dividendenfonds-Kategorien angesehen. Nun kommen wir zur Ebene der Einzelfonds. Wir stellen Ihnen Fonds vor, die positive Morningstar Analyst Ratings halten und im deutschsprachigen Raum zum Vertrieb zugelassen sind. Am Ende des Artikels finden Sie eine Tabelle, in der wir die wichtigsten Fonds-Kennzahlen auf einen Blick aufgeführt haben. In den jeweiligen Abschnitten sind bei der Erstnennung die Fondsnamen mit einem Hyperlink versehen, der Sie auf das jeweilige Fondsportrait auf morningstar.de führt.
M&G Global Dividend
Anleger finden in Stuart Rhodes einen erfahrenen Fondsmanager, der in der Vergangenheit die wachstumsorientierte Dividendenstrategie effektiv umgesetzt hat. Das hat uns dazu bewogen, den M&G Global Dividend Fund unverändert mit „Silver“ zu bewerten. Rhodes managt den Fonds seit seiner Auflage im Juli 2008, und die Entwicklung seitdem trägt eindeutig seine Handschrift, wobei er auch Unterstützung durch ein gut ausgestattetes Team von Portfoliomanagern Manager und Analysten erhält.
Wie viele andere aktiv verwaltete Dividendenfonds auch übt sich der M&G-Fonds im Spagat, auf Unternehmen zu setzen, welche die Dividende auf lange Sicht steigern, und zugleich eine höhere Dividendenrendite anzustreben als die der Benchmark MSCI AC World.
Der Ansatz des Fonds ist Einzeltitelorientiert. Rhodos wählt Aktien mit unterschiedlichen Dividenden-Treibern aus, um so zu einem ausgewogenen Portfolio zu kommen. Der Fondsmanager hat dabei drei verschiedene Unternehmen im Blick: Qualitätsaktien, Zykliker sowie Unternehmen, die stark wachsen. Das führt dazu, dass der Fonds in Summe in Telecoms und Versorgern, also den typischen Hoch-Dividendensektoren, die eher ein anämisches Wachstum aufweisen, untergewichtet ist. Zyklische Sektoren sind indes spiegelbildlich höher gewichtet als in typischen Dividendenportfolios. Auch Nebenwerte und Emerging Markets Aktien sind in diesem Fonds vertreten – mit der Folge, dass das Risiko im Vergleich zu den meisten Konkurrenten erhöht ist. So lag der Fonds 2014 und 2015 deutlich hinter Peer Group und Benchmark. Langfristig hat sich dieser sportliche Ansatz indes für Investoren ausgezahlt.
Kempen Global High Dividend Fund
Eine Kombination aus einem erfahrenen und stabilen Investmentteam, einem bewährten und disziplinierten Investmentprozess und einer überzeugenden langfristigen Erfolgsbilanz bringt dem Kempen (Lux) Global High Dividend ein Morningstar Analyst Rating „Silver“ ein. Der Fonds wurde erst 2010 aufgelegt, aber die Strategie wird bereits seit mehr als einem Jahrzehnt in einer niederländischen Fonds-Version angewandt. Der Fonds wird von einem der besten Dividendenteams unseres Fonds-Universums verwaltet, das mehr als 15 Jahre an Management-Erfahrung aufweist. Geleitet wird das Team von Jorik van den Bos.
Die Strategie zeichnet sich durch sehr distinktive Merkmale aus, die naturgemäß auch im Portfolioaufbau ihren Ausdruck finden. Der Ansatz wendet eine Value-orientierte Dividendenstrategie an. Es wird in Aktien mit einer hohen Dividendenrendite von derzeit über 3,3 Prozent investiert. Die Dividendenrendite ist dabei ein hartes Kriterium; fällt sie unter drei Prozent, wird die Aktie verkauft. Dies sorgt für ein hohes Maß an Disziplin, führt aber auch dazu, dass sich das Portfolio in bestimmte Marktsegmente hineinbewegt. Die Sicherheitsmarge verstärkt die Value-Prägung des Portfolios weiter.
Der Fokus auf Substanzwerte bedeutet, dass der Fonds eine geringe Gewichtung in Qualitätsaktien und US-Aktien aufweist, die beide als hoch bewertet gelten. Der Fonds unterscheidet sich auch durch die Übergewichtung von Schwellenländern, zyklischen Sektoren und Small Caps von dem Durchschnitt der Morningstar Kategorie „Aktien global dividendenorientiert“. Auch der Gleichgewichtungsansatz (vierteljährliches Rebalancing) ist nicht typisch für aktiv verwaltete Fonds.
Angesichts der Stiltreue des Teams ist es fast schon überflüssig zu erwähnen, dass der Fonds auch längere Dürreperioden erleiden kann, auch wenn sich der Ansatz im vergangenen Jahrzehnt insgesamt bewährt hat. So war die Performance in den Jahren 2016 und 2017 mittelmäßig, was allerdings unsere Überzeugung nicht geschwächt hat.
Kempen European High Dividend Fund
Der Ansatz des europäischen Kempen-Dividendenfonds ähnelt in vielerlei Hinsicht der oben beschriebenen globalen Strategie. Auch das Team ist identisch, und auch dieser in Luxemburg domizilierte Fondsvariante liegt eine deutlich ältere niederländische Version zugrunde.
Auch hier steht Jorik van den Bos‘ Value-Ansatz im Vordergrund: Dividendenrenditen, Bewertungen und eine hohe Kapitaldisziplin der Unternehmen sind die Auswahlkriterien für Aktien, und auch hier werden die Aktien gleichgewichtet. Die Hürde für die Mindestdividendenrendite, die Portfoliokandidaten bieten müssen, liegt bei 2,75 Prozent; Aktien, deren Dividendenrendite unter 2,5 Prozent fällt, werden verkauft. Die Bandbreite lag zuvor bei 2,5 bzw. 2,0 Prozent. Sie wurde geändert, da das Team zu dem Schluss kam, dass die aktuellen Marken besser zum Management-Stil passen.
Für die gesamte Laufzeit seit März 2007 hat der Fonds den Kategoriedurchschnitt und den MSCI Europe High Dividend Yield Index übertroffen; in diesem Jahr liegt er zwar um 0,5 Prozentpunkte hinten, hat allerdings den durchschnittlichen europäischen Dividendenfonds um 80 Basispunkte per Ende April übertroffen. Allerdings variiert das Ausmaß der Outperformance über verschiedene Zeithorizonte. Das spricht für einen langfristigen Investment-Horizont des Anlegers und nicht gegen den Fonds, den wir – wie auch den Kempen Global High Dividend – mit „Silver“ bewerten.
DWS Top Dividende
Der Fokus des DWS Top Dividende – wie auch seines Luxemburger Klons Deutsche Invest I Top Dividend - liegt auf Qualitätsunternehmen, die nachhaltige und vorzugsweise wachsende Dividenden ausschütten. Zugleich wird das Thema Risikokontrolle großgeschrieben. Fondsmanager Thomas Schüssler verwaltet diesen Fonds seit September 2005 und leitet das Equity Income Team der DWS, das inzwischen mehrere regional ausgerichtete Dividendenfonds verwaltet. Auch wenn diese multiple Ausrichtung des Teams eine wertvolle Ressource für Schüssler darstellt, könnte die verstärkte Auflage von Dividendenfonds auch dazu führen, dass die Arbeitsbelastung des Teams steigt. Der Fonds hält ein Morningstar Analyst Rating „Silver“.
Der Investmentprozess ist gut etabliert und wird konsequent umgesetzt. Schüssler generiert Ideen aus Top-Down-Ansichten der DWS und aus einem hauseigenen Multifaktor-Modell. Das quantitative Modell bewertet Aktien nach Dividendenrendite (50 Prozent), Ausschüttungsquote (25 Prozent) und Dividendenwachstum (25 Prozent). Diese Ideen werden von Schüssler und seinem Team anschließend unter weiteren fundamentalen Kriterien geprüft, wobei die Schwerpunkte auf der erwarteten Nachhaltigkeit der Dividende (Free Cash Flow, Bilanzstärke), dem Geschäftsmodell, dem Wettbewerbsvorteil und der Managementqualität liegen.
Das Portfolio ist strukturell auf sehr großkapitalisierte Unternehmen ausgerichtet. Das ist eine Folge der Eigenschaften, die Schüssler in einer Aktie anstrebt, resultiert teilweise aber auch aus dem hohen Vermögen der Strategie, das zeitweilig bei rund 25 Milliarden Euro lag. Das beschränkt die Anlagemöglichkeiten auf die liquidesten Aktien des Marktes.
Der Fonds hat einen starken Fokus auf defensive Sektoren im Vergleich zur Kategorie „Aktien global dividendenorientiert“, was der Übergewichtung von Konsumgüterherstellern und Versorgern geschuldet ist. Finanzwerte sind indes deutlich untergewichtet. Auch die hohe Cash-Quote unterscheidet den Fonds von durchschnittlichen Dividendenfonds. Die Performance war insgesamt bisher solide, sie hält in steigenden Märkten Schritt und bietet gleichzeitig einen guten Schutz vor Kursverlusten. Natürlich schließt das zwischenzeitliche Underperformance-Phasen nicht aus, wie sie der Fonds seit 2016 durchlebt.
Fidelity Global Dividend Fund
Der Fidelity Global Dividend Fund wird seit Auflage im Jahr 2012 von Dan Roberts verwaltet, einem erfahrenen Portfoliomanager, der verschiedene Dividendenmandate verantwortet – in erster Linie für britische Dividendenaktien. Roberts wird von einem Team von fünf Portfoliomanagern, die regionale Dividendenfonds verwalten, von einem auf Dividendentitel spezialisierten Analysten und natürlich vom sehr breit aufgestellten Fidelity-Analystenteam unterstützt. Der Fonds hält das Morningstar Analyst Rating „Bronze“.
Der Fonds hat das Mandat, 125 Prozent der Dividendenrendite des MSCI ACWI Index zu erwirtschaften. Dafür wendet er eine konservative Anlagephilosophie an. Der Fondsmanager zielt auf Unternehmen ab, die wachsende Ausschüttungen leisten; zugleich steht das Management von Abwärtsrisiken im Vordergrund. Roberts konzentriert sich auf Unternehmen mit vorhersehbaren, konsistenten Cashflows und klaren Geschäftsmodellen mit soliden Bilanzen. Er investiert in 50 bis 60 Unternehmen mit Gewichtungen zwischen einem und vier Prozent des Fondsvermögens. Aufgrund seines konservativen Charakters sollte das Portfolio Beta deutlich unter 1 liegen, der Turnover liegt bei relativ niedrigen 30 Prozent pro Jahr.
Das Portfolio hat einen deutlichen aber nicht extremen Tilt hin zu Qualitätsaktien im Vergleich zum durchschnittlichen Dividendenfonds. Der Fonds ist auf Standardwerte ausgerichtet, die 80 bis 95 Prozent des Portfolios ausmachen; der Rest entfällt auf Mid Caps. Eine strukturelle Übergewichtung defensiver Sektoren und ein selektives Engagement innerhalb zyklischer Sektoren kennzeichnen diesen Fonds ebenfalls -- neben einer deutlichen Untergewichtung von US-Aktien.
Die Erfolgsbilanz ist sehr solide. Mit Ausnahme von 2016, als der Fonds unter der zyklischen Rally litt, rangierte der Fonds in jedem Kalenderjahr konstant im obersten Quintil der Vergleichsgruppe. Dies entspricht jedoch auch den Erwartungen, da der Fonds dann profitieren sollte, wenn defensive, großkapitalisierte Qualitätsaktien am Markt gefragt sind. Das Risiko-Profil des Ansatzes ist ebenfalls attraktiv. Allerdings sind die überdurchschnittlichen Gebühren ein Wermutstropfen.
Tabelle: Positiv bewertete Dividendenfonds in der Übersicht