Zum Selbstverständnis der ETF-Branche gehört es, Investoren einen günstigen Zugang zu diversen Risikoquellen anzubieten, damit sie entsprechende Risikoprämien vereinnahmen. Die ausgewiesenen Kosten sind bei den Indexprodukten im Vergleich zu denen aktiv verwalteter Fonds in der Tat günstig. Während bei aktiv verwalteten Aktienfonds im Durchschnitt zuletzt Gesamtkostenquoten (TER, steht für Total Expense Ratio) von 1,81% jährlich angefallen sind, lagen die Kosten bei Aktien-ETFs 2011 im Schnitt bei 0,46% jährlich. Doch das ist nur ein Teil des Bildes. Bei ETFs kommen Handelskosten hinzu, die im Gegensatz zu den Ausgabeaufschlägen von aktiven Fonds stark schwanken können, was den meisten Anlegern unbekannt ist. Insofern gibt die Gesamtkostenquote TER nicht das gesamte Bild der Kosten eines ETFs wider. (Lesen Sie hier mehr zum Thema "Kosten für ETF-Anleger").
Der Spread ist die Spanne zwischen An- und Verkauf eines Produkts, die sowohl im börslichen als auch im außerbörslichen Handel entsteht (Lesen Sie hier, wie die Handelsspannen bei ETFs zustande kommen). Um Anlegern ein besseres Bild über die Zusatzkosten von ETFs zu geben, liefern wir Ihnen jede Woche einen Überblick über die Handelskosten von ausgewählten Produktkategorien. Wie wir vorgehen: Wir prüfen den durchschnittlichen Spread, der in der abgelaufenen Woche in ETFs einer ausgewählten Morningstar-Kategorie angefallen ist. Wir entscheiden uns dabei für den Börsenplatz in Europa mit den günstigsten Werten.
In dieser Woche haben wir uns breit diversifizierte Rohstoff-Körbe vorgenommen. Erfasst wurde der durchschnittliche Spread an den Handelstagen 27. April bis 3. Mai. Da am 1. Mai nur an der Londoner Börse gehandelt wurde, weisen alle Produkte, deren Werte nicht auf Handelsdaten von der LSE beruhen, keinen Wert für den 1. Mai auf. Ausgewertet wurden die Kosten von 31 Produkten am europäischen ETF-Markt. Dabei handelt es sich durch die Bank um synthetisch replizierende Produkte, die nur in Futures investieren.
Tabelle: Dünne Spitze, breites Mittelfeld: Breit streuende Rohstoff-ETFs
Unsere Tabelle zeigt große Differenzen bei den Handelskosten von Rohstoff-ETFs. Den engsten Spread hatte in der abgelaufenen Woche der ETFS All Commodities DJ-UBSCI ETC. Das Produkt des Marktführers für Rohstoff-Indexprodukte in Europa, ETF Securities, wies an der Mailänder Börse im Betrachtungszeitraum einen durchschnittlichen Spread von nur 2 Basispunkten auf. Auch der Lyxor ETF Commodities CRB zeigte mit nur 4 Basispunkten im Durchschnitt enge Handelsspannen. Dies gilt mehr oder weniger für alle Produkte bis Rang 7. Doch bereits ein kurzer Blick auf die 10 ETFs und ETCs mit den günstigsten Werten zeigt, dass die Spreads nicht so nah beieinander liegen wie bei vielen Aktien-Kategorien für Standardwerte (sehen Sie hier etwa die Spread-Werte für US-Standardwerte-ETFs).
Ab Rang 20 beliefen sich die Handelskosten im Betrachtungszeitraum auf mehr als 50 Basispunkte pro Trade. Am Ende der Tabelle finden sich Werte von über 120 Basispunkte. Auch wenn sich unsere Spread-Analysen auf die Handelsdaten einer Woche beziehen, zeigt diese Momentaufnahme, wie wichtig eine genaue Analyse der Handelsdaten ist. Zumal bei den meisten Produkten die Handelskosten für einen Trade nicht so weit weg sind von der Gesamtkostenquote des jeweiligen Produkts. Das bedeutet, dass bei zunehmend kürzeren Haltezeiten die Bedeutung der Spreads größer wird.
Neben der großen Dispersion der Werte zeigt unsere Übersicht auch, dass die Spreads von breit streuenden Rohstoffkörben auch hoch sind im Vergleich zu den Spannen bei Aktien-ETFs auf marktbreite Indizes. Hier kommt der Umstand zum Tragen, dass die Produkte nicht in physische Werte investieren, sondern laufend Futures rollen. Generell sind bei Rohstoff-ETFs die Rollrenditen zu berücksichtigen (lesen Sie mehr hier).
Auch bei den Anbietern zeigen sich große Unterschiede: Während ETF Securities als Marktführer mit allen Produkten unter den Top-10 liegt, findet sich die UBS mit allen Produkten auf den hinteren Plätzen unseres Kosten-Rankings. Allerdings sind auch die Orte der Listings zu beachten: Der ETFX DJ-UBS All Commodities Fwd 3Mth (DE) zeigt, dass derselbe ETF an verschiedenen Börsen unterschiedliche Spreads aufweisen kann. An der Londoner LSE betrug der Spread in unserem Fall 13 Basispunkte, auf Xetra dagegen nur 7 Punkte.