An den Märkten hat sich die Lage beruhigt. Die Renditeaufschläge der Unternehmensanleihen im Morningstar Corporate Bond Index haben sich mittlerweile in einer engen Spanne eingependelt, und so ging es vergangene Woche um einen Basispunkt abwärts auf +136. Seit Anfang des Jahres hat sich der Index in einer Bandbreite von nur fünf Basispunkten bewegt – eine deutliche Veränderung im Vergleich zum vergangenen Jahr, als Ausschläge von 15 Basispunkten üblich waren. Auch im Bereich der High-Yield-Bonds geht die Volatilität zurück.
Nicht einmal die Aktienmärkte stören den Frieden. Der Volatilitäts-Index VIX ist so tief gesunken wie zuletzt im April 2007. Die Staatsanleihen der südeuropäischen Länder haben ebenfalls ein stabileres Niveau gefunden und die Renditekurve vieler Länder hat sich normalisiert. Für längere Laufzeiten bekommen die Investoren meist auch wieder eine höhere Rendite als für Papiere mit kürzerer Fristigkeit. Ende vergangener Woche lag die Rendite für Staatsanleihen aus Spanien und Italien mit zehnjähriger Laufzeit so bei 5,18 beziehungsweise 4,38% und damit etwa in der Mitte einer Spanne, die sich seit Anfang des Jahres etablierte.
Störfaktoren lugen aus dem Halbschatten hervor
Was kann dieses vermeintliche Idyll an den Finanzmärkten stören? Nun, auch wenn das Anleger vielleicht verdrängt haben: Es können sich einige Störfaktoren in den Vordergrund drängen. Die schwächelnde Wirtschaft in Europa und ein steigender Euro könnten dazu führen, dass die Schuldenkrise – die unserer Meinung nach noch lange nicht vorbei ist – wieder in den Fokus der Anleger kommt, auch wenn es derzeit dafür wenige Anzeichen gibt.
Auch an US-Haushaltsproblemen, die Anfang des Jahres für Furore sorgte und dann plötzlich zu einem Non-Event wurde, haben die Investoren offenbar das Interesse verloren. Dabei treten am 1. März die damals sehr gefürchteten Ausgabekürzungen in Kraft, wenn bis dahin keine Einigung erzielt wird. Doch die Investoren lassen diesmal die möglichen Folgen einer unangemessenen Vorgehensweise der Politiker kalt.
Das Thema Währungskrieg ist aktuell geworden, nachdem Notenbanken versuchten, ihrer Exportwirtschaft durch Beeinflussung der Währungskurse zu helfen. Am Wochenende wird in Italien gewählt, und manch ein Marktteilnehmer befürchtet, dass eine neue Regierung weniger strikt sparen und Reformen durchführen könnte.
In Spanien ist unterdessen Premierminister Rajoy in einen Schmiergeldskandal verwickelt - auch das gefährdet den Reformkurs. Sie sehen, es gibt eine Reihe von Faktoren, die sich zu einer ernsthaften Gefahr entwickeln können. ich weiß nicht, welches Thema in den kommenden Monaten an den Märkten aktuell sein wird. Aber Sie sollten eines nicht vergessen: Ewig währt der Frieden an den Märkten nie. Der VIX-Index lag in den vergangenen zwei Jahrzehnten niemals länger als zwei Monate in Folge so niedrig wie heute. Unter 15 Punkten hat der Index niemals länger als sechs Monate am Stück notiert (und als das der Fall war, war es die selten friedliche Phase im Jahr 1995). Angesichts so vieler Fallstricke und der allgegenwärtigen Gefahr, dass eine schlechte Nachricht auch vollkommen aus dem Nichts auftauchen kann, sollten Sie auf der Hut sein – oder, wie Warren Buffett sagen würde: Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Ein weiser Spruch, wenn Sie mich fragen.