Wenn sich Analysten tagaus, tagein mit Fonds, Fondsmanagern und Investmentprozessen auseinandersetzen, dann bilden sie sich zwangsläufig eine Meinung, wem sie am ehesten ihr eigenes Geld anvertrauen würden. Dies ist natürlich auch der Fall bei Morningstar. Die 32 Fondsexperten, aus denen unser paneuropäisches Team besteht, bewerten laufend Fonds und geben ihre Urteile ab, gute und weniger gute (die Coverage-Liste umfasst inzwischen rund 1.200 Fonds). Einmal im Jahr vergeben sie auch einen Preis für die Portfoliolenker, die ihrer Meinung in den abgelaufenen 12 Monaten einen besonders guten Job gemacht haben.
Die Morningstar Awards für die besten Fondsmanager in Europa jährten sich 2013 bereits zum vierten Mal. Nachdem unsere Analysten Anfang des Jahres eine Liste von Portfoliolenker zusammengestellt haben, die ihrer Meinung nach zu den besten ihrer Zunft gehören, wurden die die Morningstar European Fund Manager of the Year Awards am Abend des 14. März auf der Wiener Hofburg vergeben.
Auch wenn die nominierten Manager idealerweise ihre Fonds auch gut durch das stürmische Jahr 2012 navigiert haben sollten, entscheidet am Ende der langfristige Nutzen, den die Profis für Anleger stiften. Deshalb wurden nur solche Fondsmanager ausgewählt, deren Portfolios über ein Morningstar Analyst Rating „Gold“, „Silver“ oder „Bronze“ verfügen qualitativen Fondsbewertungen). Entsprechend folgen die Kriterien für die Vergabe der Awards den fünf Pfeilern, auf denen unser qualitatives Rating beruht: Fondsgesellschaft, Fondsmanagement, Investmentprozess, Gebühren und Performance.
In diesem Jahr wurde eine zusätzliche Kategorie eingeführt. Neben den besten Fondsmanagern für europäische und globale Aktien wurde 2013 erstmals ein Preis für den besten Fondsmanager in der Kategorie Euro-Anleihen vergeben. Folgende Gewinner wurden prämiert.
BlackRock, Vontobel und Invesco machen das Rennen
Nigel Bolton, Fondsmanager der Fonds BGF European (Morningstar Analyst Rating: Silver) und BGF European Focus (Silver) ist Europas Fondsmanager des Jahres für die Kategorie Aktien Europa.
Seit seinem Wechsel von SWIP zu BlackRock Anfang 2008 hat Bolton eines der besten europäischen Aktienteams am Markt zusammengebracht. Es umfasst sechs Spezialisten, die entlang der bekannten Aktiensektoren aufgestellt sind. Auch wenn der Teamansatz bei BlackRock auch wirklich gelebt wird, ist Nigel Bolton erkennbar die treibende Kraft hinter dem Prozess. Der Investment-Ansatz ist systematisch aber nicht dogmatisch. Bolton sucht nach Unternehmen, die mittel- bis langfristig überdurchschnittliche Gewinne versprechen und dabei nicht zu teuer bewertet sind. Er setzt dabei auch auf Restrukturierungs- und Turn-around-Kandidaten und behält das makroökonomische Umfeld im Blick.
Bemerkenswert ist, dass die von Bolton verantworteten Fonds die Vergleichsgruppe ’Aktien Europa Standardwerte Blend‘ in so unterschiedlichen Marktphasen wie 2008 und 2009 übertreffen konnten. Beide Fonds haben ihre Kategorie in jedem Kalenderjahr seit 2008 übertroffen.
Zum besten Manager für globale Aktienfonds wurde Rajiv Jain gekührt. Er verantwortet den Vontobel Emerging Markets Equity (Morningstar Analyst Rating: Silver) sowie den Vontobel Global Value Equity (Bronze).
Jain verantwortet den Vontobel Emerging Markets Equity seit 1997, den Vontobel Global Value Equity managt er seit 2005. Er wendet einen stringenten Ansatz an, der stark von der Einzeltitelauswahl getrieben wird. Er sucht dabei nach Aktien, die stetig und profitabel wachsen und bevorzugt transparente Geschäftsmodelle und solide Bilanzen. Diese findet er insbesondere in defensiven Sektoren, was den Fonds bisher einigermaßen vor zyklischen Schwankungen geschützt hat. Typischerweise umfasst das Portfolio 45 bis 60 Aktien.
Dieser konsequent auf qualitativ hochwertige Unternehmen fokussierte Prozess konnte das Abwärtsrisiko in schwachen Marktphasen begrenzen. 2008 verlor der Vontobel Global Value Equity 7 Prozentpunkte weniger als seine Kategorie ‚Aktien weltweit Standardwerte Growth‘, der Emerging Markets Equity schnitt sogar um 10 Prozentpunkte besser als der Durchschnitt der Kategorie ‚Aktien Schwellenländer‘ ab . Beide Fonds konnten über die gesamte Zeit unter Jains Ägide ihre Vergleichsgruppe um 4,46 (global) bzw. 3,82 Prozentpunkte (Emerging Markets) übertreffen.
Erstmalig wurde am 14. März der Preis für den besten Manager für europäische Anleihen vergeben. Paul Causer und Paul Read, Fondsmanager des Invesco Euro Corporate Bond (Morningstar Analyst Rating: Silver) konnten die Trophäe einheimsen.
Causer und Read stehen für Kontinuität und herausragende Erfahrung: Sie leiten das Bond-Team bei Invesco Perpetual seit 1995 und verantworten den Fonds seit Auflage im März 2006. Sie wenden den identischen Makro-orientierten Ansatz an, mit dem sie bereits mit anderen Mandaten erfolgreich waren. Sind sie von einer Idee überzeugt, setzen sie sie ungefiltert um. Dabei nehmen sie auch Underperformance-Phasen in Kauf, so auch 2011, als sie wegen einer Wette auf Finanztitel ihrer Kategorie hinterherhinkten (die wiederum 2012 eine deutlich Outperformance brachte).
Ungeachtet gelegentlicher Underperformance-Phasen haben Causer und Read Mehrwert in unterschiedlichen Marktphasen für Anleger erwirtschaftet. Seit seiner Auflage konnte der Fonds per Ende 2012 den Durchschnitt der Kategorie ‚Unternehmensanleihen EUR‘ um 3,23 Prozentpunkte pro Jahr übertreffen.