Wenn Sie ein erfahrener Fondsinvestor sind, dann wird Ihnen diese Aussage einer - fiktiven - Marketing-Unterlage eines (ebenso fiktiven Fonds). bekannt vorkommen: "Unsere Bottom-up getriebene Aktienselektion konnte ebenso einen Mehrwert generieren wie unser Top-down-Filter, der die taktische Branchen-Allokation steuert". Wenn der Mehrwert Ihres Fonds dann nicht so bedeutsam erscheint, wie es ein derart bombastisches Eigenlob erwarten lässt, könnte das Ihre Neugier wecken. Womit genau hat der Fondsmanager denn nun wieviel Mehrwert gegenüber der Benchmark erwirtschaftet?
Die Neugier der Profi-Anleger ist schnell gestillt. Das Zauberwort lautet Attributionsanalyse. Sie ist eine Methode zur Ermittlung der Ertragsquellen einer Kapitalanlage. Sie ist ein weit verbreitetes Instrument in der Finanzbranche, auch wenn die meisten Privatanleger noch nie von ihr gehört haben dürften.
Um zu verstehen, weshalb sich ein Fonds innerhalb eines Zeitraums so entwickelt hat, wie die Zahlen sagen, zerlegen Fondsanalyten (auch bei Morningstar) die Performance in ihre zugrunde liegenden Komponenten. Hat der Fonds beispielsweise schlechter als seine Benchmark abgeschnitten, weil einige ausgewählte Aktien des Managers besonders schlecht liefen? Oder lag es daran, dass ein Sektor, den der Manager übergewichtet hatte, unterdurchschnittlich abschnitt? Oder verhagelten Fremdwährungen die Rendite?
Hat ein Fonds besser als seine Benchmark abgeschnitten, weil die Favoriten des Managers besonders gut gelaufen sind, oder weil er die schlechten Titel nicht im Portfolio hatte?
Wenn der Fonds seine Benchmark übertraf, lag es an der guten Titelauswahl des Managers? Oder daran, dass der Manager eine Aktie, die besonders schlecht abschnitt, gar nicht im Portfolio hatte? Diese Fragen deuten an, wie viele Aspekte bei der Messung der Rendite eines Fonds ins Spiel kommen.
Ehre, wem Ehre gebührt
Obwohl die Messung der einzelnen Ertragsquellen eines Fonds mathematisch recht komplex ist, (klicken Sie hier, um genaueres über diese Methode von Morningstar zu erfahren), ist die grundlegende Idee recht einfach. Die Rendite eines Fonds wird mit der Rendite der Benchmark, die im Anlageprospekt des Fonds vermerkt ist, verglichen. Es können auch andere geeignete Benchmarks verwendet werden. Dann ermittelt man genau, wie diese Performance zustande kam. Mögliche Faktoren sind:
- die Titelauswahl: War der Manager erfolgreich bei seiner Auswahl von Aktien, Rentenwerten etc., um seine Benchmark übertreffen zu können?
- die Sektorenauswahl: Haben die Über- bzw.- Untergewichte in den einzelnen Sektoren zum Über- bzw. Untertreffen der Benchmark beigetragen? Schnitt der Fonds gut ab, weil gutlaufende Sektoren übergewichtet und schlechtlaufende Sektoren untergewichtet wurden?
- die Länderauswahl: Hat der Manager in einem international anlegenden Fonds eine Aktie des jeweiligen Landes über- oder untergewichtet und war diese Entscheidung richtig?
- die Gebühren: Die Höhe der Gesamtkosten reduziert den Ertrag eines Fonds.
- Die Cash-Quote des Fonds.
Nur ein Teil des Puzzles
Die Attributionsanalyse liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, wie effektiv ein Fondsmanager arbeitet. Vor allem hilft die Analyse, die Aussagen eines Fondsmanagers einem Plausibilitäts-Check zu unterziehen. Sie ist allerdings nur eine Methode, um die Güte seiner Arbeit nachzuvollziehen und sollte nicht als einziges Entscheidungskritierium beim Fondskauf verwendet werden. Denn die Attributionsanalyse ist ein quantitatives Verfahren, und es gibt einige Faktoren, die die Analysen beeinträchtigen können.
Manche Fonds setzen beispielsweise Wertpapiere ein, für die es keine Performancezahlen gibt oder deren Klassifizierung nicht möglich ist. Darüber hinaus können Scheinkorrelationen dann auftreten, wenn Fonds in viele verschiedene Asset Klassen investieren oder Derivate nutzen. Auch können Faktoren wie der Pricing-Zeitpunkt das Messverfahren beeinflussen. Mitunter werden bei identischen Fonds, die verschiedene Fondstranchen mit unterschiedlichen Fondsdomizilen haben, völlig konträre Gewichtungen ermittelt. (Das ist keine Seltenheit, da viele Fonds im deutschsprachigen Raum Luxemburger oder irische Varianten haben, die für den Europa-Vertrieb vorgesehen sind.)
Darüber hinaus gilt die bekannte Einschränkung: Das glückliche Händchen eines Managers in der Vergangenheit ist kein Garant dafür, dass er auch in der Zukunft treffsicher arbeiten wird.
Überprüfen Sie Ihr eigenes Portfolio
Die Attributionsanalyse wird bei Morningstar standardmäßig monatlich durchgeführt, um den Änderungen im Portfolio gerecht zu werden. Die monatlichen Ergebnisse können zusammengefügt werden. Damit sind Aussagen über lange Zeiträume möglich. Dieses Tool ist allerdings unserer Profi-Datenbank Morningstar Direct vorbehalten, die nicht kostenfrei ist.
Doch Privatanleger können noch von einem abgespeckten Tool profitieren. Wir bieten Ihnen auf unserer Internetseite zwar nicht unsere Attributionsanalyse-Tools an. Sie können aber mit dem Instant X-Ray eine Alternativmethode nutzen. Dieses Tool kann Ihnen die Sektor- und Länderausrichtung ihres Portfolios im Vergleich zu verschiedenen Benchmarks aufzeigen und ermöglicht auch Gebührenvergleiche. Beachten Sie aber, dass X-Ray nicht ständig über die neusten Daten verfügt und es sich hier nicht um die gegenwärtigen Positionen innerhalb eines Fonds handeln muss.
Nach Eingabe Ihrer Fonds in der Eingabemaske erhalten Sie eine Aufstellung nach Sektoren und Ländern sowie deren Über- bzw. Untergewichte im Vergleich zur Benchmark. Darüber hinaus können Sie erfahren, welche Aktien in ihrem Portfolio am höchsten gewichtet sind. Diese Informationen können Sie dann zur Stärken- und Schwächenanalyse ihres Portfolios heranziehen. Dieses Tool ist sicherlich nicht so genau wie die Attributionsanalyse, die Profis in Morningstar Direct nutzen. Es liefert Ihnen aber eine erste Erklärung dafür, warum Ihr Portfolio gut bzw. schlecht abgeschnitten haben könnte.