Am Markt für Unternehmensanleihen hat in der vergangenen Woche Apple (AAPL, Rating: „AA-“) mit der Emission von Anleihen im Volumen von beeindruckenden 17 Milliarden Dollar für Furore gesorgt. Die Titel fanden rasch einen Käufer. Dabei war der Abschlag, der üblicherweise für neue Wertpapiere eingeräumt wird, außergewöhnlich niedrig, vor allem angesichts der Menge der Anleihen, die angeboten wurden. Die Papiere mit zehnjähriger Laufzeit etwa wurden zu einem Aufschlag von 75 Basispunkten über US-Staatsanleihen ausgegeben, und als die Titel dann im Handel waren, lief der Spread nur um nur zwei bis drei Basispunkte zusammen.
Vor der Ausgabe der neuen Papiere, als am Markt noch nicht der endgültige Preis bekannt war, hatten wir in einer Studie geschrieben, dass der erwartete Preis für die „iBonds“ im Vergleich zu anderen Technologiefirmen mit ähnlichem Rating angemessen ausfallen würde. Aber auf dem Preisetikett standen dann 15 bis 20 Basispunkte weniger – das ist nicht gerade ein Schnäppchen! Deshalb würden wir die zehnjährigen Anleihen von Intel (INTC, Rating: „AA“) bevorzugen, die etwa 30 Basispunkte weiter als die iBonds notieren.
Wir haben die Bonds von Intel auch kürzlich auf unsere Empfehlungsliste gesetzt, nachdem viele Investoren den Titeln den Rücken gekehrt hatten, weil sie eine schwache Nachfrage nach PCs befürchten. Aber da Intel so ein großer Player im Halbleitergeschäft ist, wird es das Unternehmen unserer Meinung nach schaffen, leistungskräftige Chips zu einem niedrigeren Preis als die Konkurrenz zu produzieren und neue, stromsparende Produkte zu entwickeln, die auch für Smartphones und Tablet-Computer geeignet sind.
Implikationen für Übernahmen und Fusionen
Aus der Reaktion auf die Apple-Anleihen ziehen wir aber noch einen weiteren, viel wichtigeren Schluss: Die Nachfrage nach Unternehmensanleihen ist möglicherweise so groß, dass auch Mega-Fusionen denkbar wären, die vor einigen Monaten noch nicht möglich gewesen wären.
Vor kurzem hatten wir eine Studie veröffentlicht, in der wir die Auswirkungen einer Übernahme von Mondelez (MDLZ, Rating „BBB“) durch Pepsi (PEP, Rating: „AA-") aufzeigten. In unserem Basisszenario nahmen wir an, dass Pepsi den Kauf zur Hälfte in Aktien und zur Hälfte mit Fremdkapital bezahlt. Für die Aktie bedeutet das natürlich großes Kurspotenzial, die Aktionäre dürfte es freuen. Aber eine solche Transaktion würde den Verschuldungsgrad der neuen Firma auf etwa das Vierfache in die Höhe katapultieren und dazu führen, dass das Rating von Pepsi um mehrere Stufen herabgesetzt werden dürfte. Pepsi könnte bei „BBB” landen, und die bereits ausgegebenen Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit bis zu 7% ihres Wertes verlieren – das wären keine guten Nachrichten für die Eigentümer der Anleihen.
Angesichts des Kurspotenzials für die Aktien und der Tatsache, dass Pepsi erklärt hat, Strategien zur Steigerung des Aktienkurses zu diskutieren, sind wir vorsichtig: Wir haben die Titel auf „Underweight” herabgestuft und warten ab, bis klar wird, was Pepsi vorhat.
Am Markt für Unternehmensanleihen herrscht unterdessen Hochstimmung. Die Investoren gehen davon aus, in der besten aller Welten zu leben: Die Wirtschaft läuft nicht so gut, als dass die Notenbanken auf die geldpolitische Bremse treten könnten, aber auch nicht so schlecht, dass eine Rezession droht. Kurzzeitig kamen einmal Wolken am Anlegerhimmel auf, als die Daten vom amerikanischen Einzelhandel enttäuschten und der ISM-Index zurückging, doch die niedrige Arbeitslosenquote und die Besserung am US-Arbeitsmarkt sorgte rasch wieder für eitel Sonnenschein.
So lange das Wirtschaftswachstum in den USA zwischen 2% bis 2,5% bleibt, können die Unternehmen weiter ihre Margen ausweiten und die US-Notenbank bleibt auf Kurs.
So lange das Wirtschaftswachstum zwischen 2% bis 2,5% bleibt, können die Unternehmen weiter ihre Margen ausweiten und die US-Notenbank bleibt auf Kurs. Es ist für Emittenten kein Problem, Anleihen am Markt unterzubringen und damit ältere Schulden abzulösen, womit die Ausfallraten auf dem momentan sehr niedrigen Niveau bleiben. Der Morningstar Corporate Bond Index verengte sich in der vergangenen Woche um 2 Basispunkte auf +135, wobei der Index vor allem am Freitag nach Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten aus Washington in Bewegung kam.
Im Bereich der Hochzinsanleihen fiel der Spread der Titel im US High Yield Index der Bank of America Merrill Lynch unter die Marke von +400. Das ist der niedrigste Stand seit Anfang 2011 und fast die Hälfte des Niveaus zu den Spitzenzeiten im Herbst 2011. Was den Bankensektor angeht: Die Anleihen der Finanzinstitute wurden dieses Jahr zu immer niedrigeren Preisen an den Markt gebracht. Mittlerweile hat sich der durchschnittliche Spread bei diesen Titel um etwa 30 Basispunkte verringert.
EZB lässt sich nun ebenfalls nicht lumpen
Nachdem sich die wirtschaftliche Lage in der Eurozone weiter verschlechterte und die Inflation im April auf 1,2% von zuletzt 1,7% verringerte, hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) nachgegeben und ist dem Beispiel der anderen spendablen Notenbanken gefolgt. Der Leitzins in der Eurozone wurde auf 0,50% von 0,75% reduziert und die Notenbanker um EZB-Chef Mario Draghi deuteten an, dass sie weitere Maßnahmen wie etwa den Ankauf von Krediten kleinerer Unternehmen ergreifen könnten, um damit das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln.
Die Investoren reagierten entsprechend und setzten auf riskantere Anlageklassen: An den europäischen Aktienmärkten ging es aufwärts, die Spreads der Unternehmensanleihen verengten sich und die Kurse der Staatsanleihen der europäischen Sorgenländer stiegen. Der Spread bei Titeln aus dem Morningstar Eurobond Index verengte sich um 6 Basispunkte auf +120, den niedrigsten Stand seit November 2010. Die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen, die erst vergangene Woche die Marke von 4% durchbrochen hatte, sank weiter bis auf 3,82%, womit die Titel so niedrig rentieren wie seit Oktober 2010 nicht mehr.
Die spanischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit waren ebenfalls gefragt, so dass die Rendite auf 4,04% rutschte – auch hier wurde der niedrigste Stand seit Oktober vor zweieinhalb Jahren erreicht. Dabei stehen diese niedrigen Renditen im krassen Kontrast zu den schwachen Konjunkturdaten, die zuletzt aus Spanien, Italien und der Eurozone insgesamt kamen.