Wer verwaltet eigentlich mein Geld? Manche Fondsgesellschaften verschanzen sich hinter ominösen „Management Teams“, die für ihre Produkte verantwortlich zeichnen. Dass ein Management Team einen Fonds gemeinschaftlich verwaltet ist an sich kein Problem – schließlich kann ein Team genauso gute oder sogar bessere Resultate erzielen als wenn die Hauptverantwortung nur bei einer Person liegt. Mehrere Fonds-Favoriten unserer Analysten werden von Teams gemanagt. Doch es kann zu einem Problem werden, wenn sich Fondsgesellschaften weigern mitzuteilen, wer genau zu diesem Team gehört – und das passiert leider viel zu oft.
Ist es ein Manager, der meinen Fonds verantwortet? Oder 10? Oder 100?
In diesen Fällen ist die Bezeichnung „Management Team” nur vorgeschoben. Man suggeriert Transparenz mit einer Allerweltsfloskel. Tatsächlich verschleiert sie mehr, als dass sie etwas Relevantes aussagt. Hinter dem Begriff kann sich ein einzelner Fondsmanager verbergen, oder zehn - oder hundert. Es kann bedeuten, dass es innerhalb des Teams in den vergangenen zehn Jahren keine Veränderungen gab, aber auch, dass alle Fondsmanager in den vergangenen Monaten ausgewechselt wurden.
Derart vage Angaben machen es unmöglich, Rückschlüsse zu ziehen, welche Linie die Fondsmanager vertreten und welche Erfahrung sie haben, oder auch wie stabil der Fonds gemanagt wird. Dem Investor werden wichtigen Informationen vorenthalten. Das ist unschön, schließlich hat der Anleger ein Recht zu erfahren, welchen Personen er das Management seines Geldes anvertraut.
Vage Angaben zum Fondsmanagement machen es unmöglich, Rückschlüsse auf die Strategie eines Fonds zu ziehen und welche Erfahrung die Manager haben, oder auch wie stabil der Fonds gemanagt wird.
Derartige Geheimniskrämerei ist aus unserer Sicht nicht im Interesse der Anleger. Weder derjenigen, die bereits investiert sind, noch derjenigen, die das noch tun wollen. Schließlich ist es von großer Bedeutung zu wissen, wer einen Fonds managt – von so großer Bedeutung gar, dass wir von Morningstar uns dafür eingesetzt haben, dass diese Informationen in den USA den Investoren verpflichtend mitgeteilt werden müssen.
Diese Regelung ist in den USA seit 1993 in Kraft. Vor neun Jahren wurde sie dahingehend erweitert, dass die Namen aller Mitglieder eines Teams publiziert werden müssen, sowie aussagekräftige Informationen über ihre Eigeninvestments in den verwalteten Fonds, über andere Fonds, die sie managen und über die Struktur ihrer Bezahlung.
Was dahinter steht ist klar: Wir sind der Meinung, dass Investoren – ganz gleich, in welchem Markt sie ihr Geld anlegen – das Recht haben sollten, zu wissen wem sie ihr Geld anvertrauen. Dieses Wissen ist unerlässlich, wenn man fundierte Entscheidungen treffen will. Es würde schließlich auch kein Gesetzgeber akzeptieren, dass eine börsennotierte Firma wie beispielsweise Siemens von einem „Management Team” geführt wird und keiner weiß, wer sich dahinter verbirgt.
Mangelnde Transparenz sollte ein Fall für die Aufsichtsbehörden sein
Bei Fonds sind manche Behörden in Europa weniger streng, auch wenn die Gründe dafür unklar sind. Möglicherweise steht dahinter die Furcht, dass Fondsgesellschaften dann in andere Märkte abwandern sowie die Tatsache, dass Privatanleger keine ausreichende Lobby haben?
Dabei wäre es sinnvoll, wenn die Aufsichtsbehörden weitere Angaben über die Bezahlungs- und Bonusstrukturen der Fondsmanager fordern würden und auch darüber, ob diese in ihre eigenen Fonds investieren. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre es bereits, wenn die Namen der Fondsmanager bekannt gemacht würden sowie ihr Antrittszeitpunkt.
Die Liste der Schweiger ist Lang
Auch wenn es noch keine gesetzlichen Vorschriften über die Veröffentlichung dieser Daten gibt, möchten wir von unserer Seite aus für mehr Transparenz sorgen: Wir sammeln bereits seit vielen Jahren Angaben über die verantwortlichen Fondsmanager und veröffentlichen diese auf unserer Website. Allerdings gibt es eine Reihe von Fondsgesellschaften, zu deren Fondsmanagern uns keine Detailinfos zur Verfügung stehen. Die Liste reicht von A wie Alte Leipziger bis W wie WWK Investment und beinhaltet auch viele Fonds großer Adressen wie Deka und Union Investment.
Besonders bedauerlich ist es, wenn Unternehmen, die bisher die Managernamen veröffentlicht haben, einen Rückzieher machen. So vor kurzem geschehen bei den Fonds der Schweizer Privatbank Sarasin, die nach der Übernahme durch die brasilianische Safra-Gruppe unter J. Safra Sarasin firmiert und keine Angaben mehr über einzelne Manager macht. Dies verwundert auch insofern, als Sarasin sich auf Nachhaltigkeitsinvestments spezialisiert hat, wo Transparenz eigentlich sehr hoch gehalten wird.
Wir möchten nun anfangen, diese Gesellschaften anzusprechen, um mehr über die Personen hinter den ‚Management Teams‘ zu erfahren. Fonds, für die keine Angaben vorliegen und bei denen sich die Gesellschaft weiter ausschweigt, werden wir künftig als ‚Not Disclosed‘ (‚Keine Angaben‘) kennzeichnen.
Auch unsere Daten über die Managerhistorie werden wir anpassen. Wenn keine Angaben darüber verfügbar sind, seit wann einzelne Manager an Bord sind oder wie lange sie im Schnitt für einen Fonds verantwortlich waren, werden wir auch darauf deutlich hinweisen.
Die deutschsprachige Fassung wurde von Natalia Wolfstetter, Leiterin des deutschen Fonds-Research-Teams, erweitert.