Es ist keine leichte Woche für Unternehmensanleihen gewesen: Die Zinsen stiegen und die Spreads weiteten sich, so dass der Morningstar Corporate Bond Index 1,39% verlor. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen kletterte um 25 Basispunkte auf 2,83% – den höchsten Wert seit Juli 2009. Die Creditspreads weiteten sich um zwei Basispunkte auf +146. Damit rutschte unser Index für Unternehmensanleihen seit Jahresbeginn um 3,95% ab. Die Spreads der zehnjährigen US-Staatsanleihen weiteten sich zugleich um über 100 Basispunkte, die der Unternehmensanleihen um fast 7 Basispunkte.
Und auch die kommenden Wochen und Monate, wenn die Investoren darüber spekulieren, wann und wie schnell die US-Notenbank ihre Wertpapierkäufe zurückfährt und welche Konsequenzen das für den Anleihemarkt hat, dürfte es für Unternehmensanleihen nicht aufwärts gehen. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung (Arbeitsmarkt- und Inflationszahlen bewegen sich in Richtung ihrer Zielwerte) und rein praktischer Gründe (durch das geringere Haushaltsdefizit und die bereits hohen Anleihebestände der Fed ist das Angebot schlicht und ergreifend geringer) wird die Federal Reserve unserer Meinung nach im Anschluss an ihr Treffen am 17. und 18. September das Ende ihres Anleihekaufprogramms einläuten.
Allerdings macht es letztlich keinen großen Unterschied, ob die Federal Reserve im September oder ein paar Monate später beginnt, ihre Wertpapierkäufe – das sogenannte QE3- Programm - zurückzufahren: Die Zinsen werden weiter steigen. In dem Moment, in dem die Fed ihre Karten auf den Tisch legt, werden die Zinsen langlaufender Papiere um 100 bis 150 Basispunkte nach oben schnellen. Einen Vorgeschmack darauf gab es während der Pressekonferenz der US-Notenbank im Juni, als Fed-Chairman Ben Bernanke erklärte, die Anleihekäufe im Verlauf des Jahres zurückzufahren, wenn sich die Konjunkturdaten weiter wie erwartet entwickeln. Zu diesem Zeitpunkt hatten die zehnjährigen US-Staatsanleihen noch bei 2,18% notiert. Sollten die Wirtschaftsdaten auch noch eine Erholung anzeigen, nachdem die US-Notenbank das Ende von QE3 eingeläutet hat, dürften die Hilfsmaßnahmen Mitte 2014 endgültig beendet werden. Bis dahin würde das Volumen der aufgekauften Anleihen jeden Monat um 10 Milliarden Dollar sinken.
Die Federal Reserve wollte mit ihren Anleihekäufen natürlich nicht einfach nur Gewinne machen. Ziel war es vielmehr, die Zinssätze wieder auf ein angemessenes Niveau zu bringen. Sobald die Fed nicht mehr die Zinsen manipuliert, werden sich die langfristigen Renditen wieder normalisieren und auf dem Niveau der vergangenen Jahre bewegen. Die zehnjährigen US-Staatsanleihen dürften dann bei bis zu 3,50% rentieren. So lange die Zinsen steigen und die Wirtschaft keine großen Sprünge macht, dürften die Renditen der Unternehmensanleihen in einer relativ engen Spanne verharren. Denn angesichts steigender Zinsen verkaufen Investoren langlaufende Wertpapiere, um die Wahrscheinlichkeit von Verlusten einzudämmen. Haben sich die Zinssätze aber erst einmal eingependelt, könnten sich die Spreads wieder einengen – vorausgesetzt, die Investoren bleiben risikofreudig und es geht mit der Wirtschaft weiter aufwärts.
Ein außergewöhnlich uninteressantes Ereignis
Wie jedes Jahr lädt die Federal Reserve Bank of Kansas City zu einer Notenbankkonferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming ein. In dieser Woche ist es soweit: Donnerstag bis Samstag treffen sich die Experten der Notenbanken aus den verschiedenen US-Regionen zum Gedankenaustausch, Wissenschaftler präsentieren ihre Arbeit. Der Vorsitzende der US-Notenbank eröffnet die Veranstaltung üblicherweise mit einer Rede über aktuelle Wirtschaftsthemen und deren Einschätzung. Diese Rede wird am Markt immer genau analysiert, in der Hoffnung, daraus Hinweise auf die weiteren Schritte der Notenbank zu erhalten. Und diese Hoffnung war in vielen Fällen nicht vergebens: 2008 hatte Ben Bernanke beispielsweise darüber gesprochen, dass die US-Notenbank die Möglichkeit hätte, Wertpapiere auf dem Markt aufzukaufen und damit schon anklingen lassen, was einige Monate später Realität wurde. Doch in diesem Jahr wird Bernanke zum ersten Mal in seiner Amtszeit nicht nach Jackson Hole kommen und zum ersten Mal seit dem Jahr 1990 wird der Vorsitzende der Federal Reserve nicht die Eröffnungsrede halten. Somit dürfte die Veranstaltung für die Märkte ein ungewöhnlich uninteressanter Termin sein – schließlich sind keine großen Schlagzeilen zu erwarten.
Die Renditen der südeuropäischen Krisenstaaten sinken
Aus Europa werden unterdessen gute Konjunkturdaten vermeldet. Die Zuversicht steigt, dass die Eurozone das Schlimmste hinter sich hat und sich die Wirtschaft in Europa wieder auf dem Weg der Besserung befindet. Das Wirtschaftswachstum der Eurozone stieg im zweiten Quartal um 0,3%, das erste Plus seit dem dritten Quartal 2011. Der Anstieg war in erster Linie auf die Entwicklung in Deutschland und Frankreich zurückzuführen, wo sich die Wirtschaftsleistung um 0,7% beziehungsweise 0,5% besserte.
Aber während es in den nördlichen Ländern aufwärts ging, mussten die krisengeschüttelten Länder wie Italien oder Spanien weiterhin einen Rückgang vermelden. Hier ging es um 0,2% beziehungsweise 0,1% abwärts – womit sich die Talfahrt aber immerhin verlangsamte. Das Minus war so niedrig wie seit dem dritten Quartal 2011 nicht mehr. Einige Volkswirte erwarten daher, dass sich die Talfahrt der beiden Länder ihrem Ende nähert. Seit Anfang Juli ist die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen Italien um 34 Basispunkte auf 4,18% gesunken – und das, obwohl die Ratingagentur S&P ihre Einschätzung für Italien im Juli auf „BBB“ von „BBB+“ gesenkt hatte. Der Renditeaufschlag im Vergleich zu deutschen Papieren verringerte sich somit auf +230 Basispunkte. Einen so geringen Aufschlag hatten die Investoren seit Mitte 2011 nicht mehr akzeptiert. Ein ähnliches Bild bot sich bei den spanischen Papieren: Seit Anfang Juli sank die Rendite der spanischen Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit um 36 Basispunkte auf 4,36%. Der Spread verringerte sich auf +248 Basispunkte, ebenfalls den niedrigsten Wert seit über zwei Jahren.
Somit stecken die südeuropäischen Länder zwar weiter in der Rezession, doch die deutsche Industrie- und Exportwirtschaft vermeldet steigende Auftrags- und Produktionszahlen, wovon auch der Rest der Eurozone profitiert. Und gute Daten aus China, etwa unerwartet positive Handelszahlen, machen Hoffnung, dass auch die Schwellenländer weiter zum Wachstum der Weltwirtschaft beitragen.
Die guten Konjunkturdaten und der wieder aufkeimende Optimismus in Europa führten dazu, dass Unternehmensanleihen am europäischen Markt wieder gefragt waren. Die Spreads engten sich ein – schließlich waren es auch vornehmlich schlechte Wirtschaftsdaten, die zuvor am europäischen Anleihemarkt für fallende Kurse gesorgt hatten. Doch am US-Anleihemarkt ging dies fast spurlos vorüber. Seit Jahresanfang sind die Spreads dort sogar leicht auseinander gegangen. Das dürfte auf zwei Faktoren zurückzuführen sein: Erstens, dass sich die US-Zinsen generell seit Anfang Mai in einer Aufwärtsbewegung befinden und zweitens, dass bei vielen US-Unternehmen derzeit das Interesse der Aktionäre und nicht der Anleiheeigner im Vordergrund steht.