Die Börsen reagieren seit Tagen nervös. Die US-Armee steht offenbar kurz vor einem Angriff auf das syrische Regime um Bashar Assad. Mit Ägypten, Irak und Iran gibt es weitere Unruheherde in der Region. Die Krise in Syrien birgt enormes Ansteckungspotenzial für die gesamte Region und könnte den Ölpreis in die Höhe treiben. Das könnte sich wiederum negativ auf die anfällige Weltwirtschaft und die Börsen auswirken.
Darüber hinaus erwarten Experten, dass die Federal Reserve Bank in naher Zukunft den Geldhahn zudreht, und auch die anstehenden Wahlen in Deutschland lassen die Märkte nervös agieren. Sollten Sie also lieber auf Nummer sicher gehen, können Volatilitätsprodukte als Absicherung für Ihr Portfolio dienen.
Volatilitätsprodukte sind seit 2008 en vogue
Volatilitäts-Produkte haben seit der Finanzkrise stark an Beliebtheit gewonnen, was bei dem Auf und Ab der Märkte wenig verwunderlich sein dürfte. Gab es vor Finanzkrise in Europa noch keinen derartigen ETF, stehen Investoren mittlerweile 14 Produkte mit einem verwalteten Vermögen von über €410 Millionen zur Verfügung. Das Anlagesegment Volatilität war bis dato für viele Investoren nur schwer bzw. überhaupt nicht zugänglich. Aufgrund ihrer Eigenschaften, insbesondere der hohen negativen Korrelation zu den Aktienmärkten, sind Volatilitäts-Produkte jedoch speziell in turbulenten Märkten ein beliebtes Mittel, um das Portfolio gegen Schwankungen abzusichern.
Anleger sollten jedoch vor einer Reihe an Tücken auf der Hut sein, bevor sie ein solches Produkt kaufen. Trotz der negativen Korrelation zu den Aktienmärkten verlieren Volatilitäts-Indizes zu normalen Zeiten langfristig stark an Wert; insbesondere Indizes, welche die kurzfristige Volatilität abbilden. In den letzten drei Jahren verlor der S&P 500 VIX Short Term Futures Index über 60% pro Jahr. Im Vergleich dazu büßte der S&P 500 VIX Mid Term Futures Index „nur“ knapp 40% p.a. seines Wertes ein. Volatilität verhält sich, einfach ausgedrückt, wie eine Versicherung gegen turbulente Märkte. Wenn Aktien einbrechen, können Volatilitäts-Produkte das Portfolio gut absichern.
Sobald sich der Markt jedoch beruhigt, fallen diese Indizes wieder. Zum Vergleich: Der S&P 500 VIX Short Term Futures Index stieg zwischen September 2008 und März 2009 um 220%. In der anschließenden Erholung der Aktienmärkte verlor er jedoch bis zum Jahresende wieder 70% seines Wertes. Eine ausführlichere Analyse zu den Vor- und Nachteilen von Volatilität finden Sie in unserem Artikel: „Volatilität als Asset-Klasse? Im Prinzip ja, aber …“.
Aus den genannten Gründen stellt Volatilität aufgrund ihrer Komplexität keine geeignete Anlageklasse für den Ottonormal-Anleger dar. Zudem sollten Volatilitäts-Produkte nur kurzfristig gehalten werden. Aufgrund der empfohlenen kurzen Haltedauer ist es daher umso wichtiger, die Spreads im Auge zu behalten. Grund genug für uns, diese einer näheren Betrachtung zu unterziehen.
Verschiedene Produkte am Markt
Wie bereits erwähnt, bieten ETF-Anbieter derzeit 14 Volatilitätsprodukte an. Dabei wird hauptsächlich vom VIX Gebrauch gemacht, der die Volatilität des S&P 500 Index misst. Aber auch der VSTOXX oder eine Kombination beider wird Investoren angeboten.
Die zwei wichtigsten Volatilitätsindizes auf den S&P 500 Index sind der S&P 500 VIX Short-Term Futures Index und der S&P 500 VIX Mid-Term Futures Index. Der erste misst die Rendite der rollierenden Long-Position mit ein- und zweimonatiger Laufzeit der VIX-Kontrakte, während der zweite die Rendite der rollierenden Long-Position mit vier,- fünf,- sechs- und siebenmonatiger Laufzeit der VIX-Future-Kontrakte ermittelt. Es wird täglich berechnet, wie viel Gewicht die unterschiedlich langen Kontrakte erhalten, um am Ende eine Laufzeit von durchschnittlich einen Monat bzw. fünf Monate zu erhalten. Eine detaillierte Analyse von Volatilitäts-ETFs können Sie hier nachlesen.
Aber nun zu den Spreads. In den 30 Handelstagen vom 18. Juli bis 28. August weist der Lyxor ETF Dynamic Short VIX Futures EUR mit 41 Basispunkten den engsten Spread auf. Auf Platz zwei und drei folgen die Produkte von Source bereits mit einem kleinen Respektabstand. Der Source J.P. Morgan Macro Hedge Dual ETF weist einen Spread von 52 Basispunkten auf, während beim Source J.P. Morgan Macro Hedge US TR ETF ein Spread von 53 Basispunkten anfällt.
Tabelle: Die Kosten der Vola-Produkte am Markt
Insbesondere der Source J.P. Morgan Macro Hedge Dual ETF kann für unentschlossene Investoren interessant sein, da der ETF je nach Marktlage sowohl den VIX als auch den VSTOXX abbildet. Investoren sollten die Produkte von Source jedoch mit besonderer Vorsicht genießen. Beide ETFs können zum einen Short gegenüber dem VIX gehen, zum anderen kann ein Hebel von bis zu 200% eingesetzt werden. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Indexberechnungsmethode!
Der iPath VSTOXX Short-Term Futures TR (DE) ETN folgt mit demselben Spread von 53 Basispunkten auf dem vierten Platz. Hierbei sollten Investoren beachten, dass ETNs generell börsengehandelte Wertpapiere in Form von Schuldverschreibungen einer Bank sind. Es handelt sich bei iPath nicht um forderungsbesicherte Wertpapiere. Die zeichnende Bank erklärt sich einverstanden, bei Fälligkeit den Ertrag des Index abzüglich Gebühren zu zahlen. Folglich gehen Investoren dieses Produkts ein Kreditrisiko ein (Insolvenz der emittierenden Bank). Mehr zum Thema ETNs können Sie hier nachlesen.
Auf den weiteren Plätzen geht es dann in großen Schritten weiter bis zum letztplatzieren Produkt von ETF Securities. Der ETFX BofAML IVSTOXX ETF weist einen Spread von 235 Basispunkten auf. Im Vergleich zum günstigsten Produkte von Lyxor bildet ETFSecurities die Volatilität des EURO STOXX 50 Index ab. Dies erklärt jedoch nicht die Riesendiskrepanz bei den Spreads, da der iPath VSTOXX Short-Term Futures TR (DE) ETN lediglich einen Spread von 53 Basispunkten aufweist.
Bei der Kostenanalyse sollten Investoren genau hinschauen. Es gibt nicht nur bei den Spreads gewaltige Unterschiede, auch bei den Management-Gebühren lohnt ein Vergleich. Zwischen dem günstigsten ETF von Source und dem teuersten von iPath liegen 66 Basispunkte. Da Volatilitätsprodukte jedoch nur über einen relativ kurzen Zeitraum gehalten werden sollten, sind die Spreads bei der Kostenanalyse stärker zu gewichten.