Emerging Markets Anleihen: Im Auge des Orkans

Schwellenländer hatten bisher ein durchwachsenes Jahr - Investoren ziehen Gelder in großem Stil aus diesen Regionen ab. Anleger müssen Risiken und Chancen gründlich miteinander abwägen. Unser wöchentlicher Bericht über Indizes, ETFs - und ihre Kosten.

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Schwellenländer waren die große Vertriebsstory der vergangenen fünf Jahre, aber die Region leidet seit geraumer Zeit unter dem Kapitalentzug und Währungsverfall und ETFs sitzen mit im Boot.

Vor allem dieses Jahr hat die Emerging Markets-Erfolgsgeschichte erhebliche Kratzer bekommen. Seitdem die US-Notenbank Ende Mai das Ende ihrer expansiven monetären Politik andeutete, werden die Kapitalmärkte in den Entwicklungsländern von Turbulenzen erfasst. Insbesondere dürfte der Wechsel in der Geldpolitik der USA eine entscheidende Wende im Investitionsverhalten westlicher Anleger eingeleitet haben.

Liquiditätsproblemen und gedämpftem Wachstum ...

 

Die sich abzeichnende Reduzierung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank (QE 3), die vor dem Hintergrund der Erholung der US-Konjunktur erfolgen wird, hat bereits die Anleiherenditen in den USA deutlich nach oben getrieben. Darüber hinaus gibt es auch regionale Probleme, da das Wirtschaftswachstum in letzter Zeit deutlich schwächelt. Nach jüngsten Schätzungen des Internationalen Währungsfonds wird sich das BIP-Wachstum Chinas in diesem Jahr auf 7,8% verlangsamen und in Indien auf 5,6 Prozent zurückgehen. Russland und Brasilien dürften nach IMF-Schätzungen nur noch mit je 2,5 Prozent wachsen. Einerseits.

... steht inzwischen eine deutlich attraktivere Verzinsung gegenüber

Andererseits halten viele Asset Manager und Investoren weiterhin an den Schwellenländern als interessantes Investment fest. Sie glauben an die mittel- und langfristigen Renditechancen. Nach der Korrektur ist die Effektivverzinsung in diesen Tagen deutlich attraktiver als noch im Frühjahr. Der Index Barclays Emerging Markets Local Currency Core Government Index weist einen Durchschnittskupon von beinah sieben Prozent aus, die Effektivverzinsung betrug per Anfang September rund 7,8 Prozent. Im Vergleich zu den nach wie vor niedrigen Zinsen bei Anleihen aus den entwickelten Ländern ist das beachtlich für den, der die Risiken eingehen will bzw. kann.

Glauben Sie auch an diese Chance? Bei Emerging Markets Bonds, die auf lokale Währungen lauten, gibt es insgesamt fünf Produkte am europäischen ETF-Markt, die verschiedene Indizes abbilden. Unsere Übersicht zeigt die Produkte am Markt, die zwei Dinge gemeinsam haben: sie sind alle relativ jung, und sie haben eine überwiegend negative Performance-Bilanz seit der Erstnotierung.

Tabelle: Produkte, Performance, Kosten: ETFs für lokale Schwellenländerwährungen 

Keiner der Fonds weist eine Historie von drei Jahren auf, was impliziert, dass die Rendite seit Auflage sehr stark von den hohen Kurs- und Währungsverlusten des laufenden Jahres geprägt ist. Nur der SPDR Barclays Capital Emerging Markets Local Bond ETF und der PIMCO EM Advantage Local Bond Source ETF haben eine positive Rendite seit Auflage erwirtschaftet. In diesem Jahr mussten die ETFs auf lokale Schwellenländeranleihen zwischen 6,9 Prozent (PIMCO EM Advantage) und 14,3 Prozent (iShares Emerging Markets Local Government Bond) hinnehmen.

Anleger sollten bei solchen Produkten auch die Kosten im Blick haben. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).  Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.

Fünf verschiedene Indizes zur Auswahl

Kommen wir nun zur Indexbeschreibung: Beim Barclays Emerging Market Local Currency Core Government Bond Index handelt es sich um einen Index, der die Staatsanleihen von 15 Schwellenländern in lokaler Währung abbildet. Die Laufzeiten liegen zwischen 0 und 20+ Jahren und die maximale Gewichtung ist zudem je Land auf 10% des Fondsvermögens begrenzt.

Auch der Barclays Capital Emerging Markets Local Bond Index bietet Anlegern die Möglichkeit, an der Wertentwicklung der auf Lokalwährungen laufenden Staatsanleihen der Schwellenländer teilzunehmen. Im Vergleich zum vorherigen Index berücksichtigt dieses Barometer die Liquidität. Die maximale Gewichtung ist zudem je Land auf 10% des Fondsvermögens begrenzt. Dies hat letztendlich Auswirkungen auf die Länderverteilung.

Der dritte Index bildet hingegen lediglich asiatische Anleihen ab. Der Barclays EM Asia Local Currency Government Country Capped Index bildet derzeit 6 Länder ab, wobei kein Land mit mehr als 40% gewichtet werden darf; Korea ist dabei mit 40% das Schwergewicht.

Darüber hinaus gibt es noch den PIMCO EM Advantage Local Bond Index, der anhand des durchschnittlichen BIP-Anteil über die letzten 5 Jahre gewichtet wird. Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen die Länder mindestens 0,3% zum globalen BIP beitragen und ein durchschnittliches Rating von mindestens BB- aufweisen. Jedes Land darf maximal 15% des Fondsvermögens entsprechen.

Der fünfte Index ist der JP Morgan Emerging Market Global Diversified Index. Der Index ist anhand der Marktkapitalisierung gewichtet und berücksichtigt lediglich Bonds mit einem ausstehenden Volumen von mindestens $500 Millionen und einer Restlaufzeit von über 2,5 Jahren.

Die Management-Kosten liegen nah beieinander - die Spreads nicht

Kommen wir nun zu den Kosten. Insgesamt sind die Handelsspannen im Vergleich zu liquiden Aktienmärkten wesentlich weiter. Lag letzte Woche der engste Spread bei europäischen Aktien noch bei 6 Basispunkten, sind Anleihen-ETFs der Schwellenländer nicht unter 16 Basispunkten zu haben. Die weite Spanne liegt zum einen an der generellen Illiquidität der Schwellenländer, zum anderen an der Preisfindungsproblematik bei Anleihen.

In den 30 Handelstagen vom 1. August bis 12. September weist der iShares Emerging Markets Local Government Bond ETF mit 16 Basispunkten den engsten Spread auf. Auch auf dem zweiten Platz folgt ebenfalls ein iShares Produkt, jedoch bereits mit einem gewissen Respektabstand. Der iShares Emerging Markets Asia Local Government Bond ETF weist einen Spread von 35 Basispunkten auf – mehr als das Doppelte.

Aber auch die ETFs auf den nachfolgenden Rängen liegen weit auseinander, insbesondere der PIMCO EM Advantage Local Bond Source ETF. Während der viertplatzierte, Lyxor ETF Emerging Market Local Currency Bond ETF, noch einen Spread von 96 Basispunkten aufweist, schlägt der ETF von Source mit einem Spread von 282 Basispunkten zu Buche. Dies kann jedoch teilweise dadurch erklärt werden, dass der ETF von Source in den 30 Handelstagen kaum an der Londoner Börse gehandelt wurde.

Bei der Kostenanalyse sollten Investoren eher auf die Spreads achten, da es bei den Management-Gebühren nur geringe Unterschiede gibt. Viel wichtiger wie die Kosten ist bei dieser Kategorie aber die Benchmark des ETFs, da es hier die größten Unterschiede gibt. Dies wird vor allem in der Performance deutlich. Während global aufgestellte ETFs bis zu 14% dieses Jahr an Wert verloren haben, hat der Source ETF, der anhand des BIP gewichtet wird, lediglich 7% einbüßen müssen. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass diese Gewichtungsmethode besser ist. Vielmehr hat jede Methode seine eigenen Vor- und Nachteile. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.