Wie bereits letzte Woche erwähnt, ist die Diskussion, ob aktives oder passives Fondsmanagement besser ist schon fast eine philosophische .Alternative Indexstrategien stellen eine Mischform aus beidem dar, stellen aber kein innovatives Konzept dar: In den USA wurde bereits vor 10 Jahren der Rydex S&P 500 Equal Weight aufgelegt, und seit 2004 bietet Research Affiliates eine Reihe von Indizes an, die nach fundamentalen Kriterien gewichtet werden. Dennoch: Strategien zu entwickeln, die das Marktbeta neu definieren, scheinen in letzter Zeit immer mehr in Mode zu kommen – vor allem solche, die eine Minimierung des Risikos versprechen.
Das erste Problem bei diesen sogenannten alternativen Beta-Strategien ist eine fehlende, einheitliche Definition. Bereits bei Dividendenstrategien scheiden sich schon die Geister. Streng genommen ist jeder Index, der durch eine alternative Gewichtung seiner Bestandteile versucht einen Mehrwert relativ zu kapitalgewichteten Indizes zu generieren, ein Smart-Beta-Index bzw. alternatives Beta.
Generell versuchen Dividendenstrategien nur Unternehmen mit einer hohen bzw. attraktiven Dividendenrendite zu berücksichtigen, wobei auch qualitative Filter eingesetzt werden. Dann werden die Unternehmen anhand ihrer Dividendenrendite gewichtet; sprich, Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite kommt die höchste Bedeutung im Index zu. Dies hat zur Folge, dass des Öfteren auch kleinere Unternehmen unter den am stärksten gewichteten zu finden sind.
Dividenden spielen generell bei der Gesamtrendite eine große Rolle und machen im langfristigen Durchschnitt ca. 40% der gesamten Wertentwicklung aus. Der MSCI World TR Index (Performanceindex) weist beispielsweise in den letzten 20 Jahren eine annualisierte Rendite von 7,1% auf, während es der Preisindex lediglich auf 4,6% schafft. Diese Differenz kann zu 100% den Dividendenzahlungen zugeschrieben werden.
Jedoch weisen Dividenden-Indizes auch eine Reihe von Nachteilen auf und manch einer argumentiert, dass bei diesen Strategien ein aktiver Manager die bessere Alternative ist. Wer mehr zum Thema aktive Dividenden-Strategien versus Dividenden-ETFs erfahren möchte, wird hier und hier fündig.
Nun aber zurück zum Markt für alternative Beta-Strategien. Insgesamt gibt es 123 solcher Produkte in Europe. Wie eingangs erwähnt, haben wir uns in der heutigen Analyse auf die zehn größten Dividendenstrategien beschränkt. Einen detaillierten Marktüberblick für Dividendenstrategien in Europa finden Sie hier.
Insgesamt sind die Strategien im Vergleich zu ihren Plain-Vanilla-Referenzindizes jedoch recht teuer. Zudem fällt auf, dass acht der zehn Produkte von iShares stammen.
Anleger sollten daher bei diesen Produkten auch die Kosten im Blick haben. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr). Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.
In den 30 Handelstagen vom 5. September bis 16. Oktober weisen der iShares EURO Dividend und der iShares DivDAX mit jeweils 12 Basispunkten die engsten Spreads auf. Auf Grund der unterschiedlichen Märkte und teilweise abweichenden Strategien der einzelnen ETFs, können jedoch nicht alle Produkte eins zu eins miteinander verglichen werden.
Dennoch, bei globalen Dividenden-ETFs ist der db x-trackers Stock Global Select Dividend 100 mit 18 Basispunkten etwas günstiger zu haben als das Konkurrenzprodukt von iShares. Im Gegenzug dazu weist db x-trackers jedoch eine höhere Management-Gebühr auf, was den Vorteil der geringeren Spreads schnell zunichtemacht. Auch bei den Estimated Holding Costs kann das Produkt von iShares gegenüber db X-trackers überzeugen.
Ein Blick auf die Estimated Holding Cost zeigt, dass unabhängig von der Strategie bzw. dem Referenzwert, der SPDR S&P US Dividenden Aristocrats ETF den besten Job macht, nämlich die Benchmark möglichst genau abzubilden. Hingegen erweist sich der iShares Asia Pacific Dividend als schlechtestes Produkt in Bezug auf die Indexnähe. Man kann diese Kennzahl bei ETFs über verschiedenen Märkten zwar nur bedingt vergleichen, doch weist der iShares DJ Aisa Pacific Select Dividend 30 hier sogar einen positiven Wert aus. Zur Erinnerung, eine positive Estimated Holding Cost suggeriert die Outperformance des Referenzwertes durch den ETF.
Schaut man sich hingegen die Renditen an, dann haben fast alle Dividenden-ETFs ihren Plain-Vanilla-Referenzindex über die letzten ein bis zwei Jahre underperformt. Renditejäger, die im derzeitigen Niedrigzinsumfeld auf Dividendenstrategien gesetzt haben, wurden daher meist enttäuscht.
Wenn Sie sich also für „Smart-Beta“-Produkte interessieren, dann sollten Sie genau hinschauen. Nicht nur die Strategie und die Kosten sind wichtig, auch ein Blick auf die Rendite lohnt sich.