Banken-ETFs – jetzt noch zugreifen?

Die Rating-Agentur S&P hat bereits angekündigt, dass der Stresstest der EZB 2014 keine gravierenden Folgen für die Bonität der Banken haben wird. Eröffnet das Chancen? Unser wöchentlicher Bericht über Indizes, ETFs - und ihre Kosten.

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Die Europäische Zentralbank (EZB) rüstet sich für ihre neue Aufgabe als Bankenregulierer. Dazu gehört ein Stresstest zum Start. Im kommenden Jahr soll im Rahmen einer „umfassenden Überprüfung“ die Robustheit der Banken geprüft werden. Die Banken wiederum bereiten sich emsig auf den Test vor, indem sie ihre Bilanzen verkürzen oder sich von ihren Eignern frisches Kapital beschaffen. Auf den ersten Blick sieht das alles gut aus, und mit wenigen Ausnahmen dürften die Banken den Stresstest mit Bravour bestehen. Die Rating-Agentur S&P hat bereits jetzt angekündigt, dass der EZB-Test die Bonitätseinschätzungen zu den Banken nur wenig beeinflussen werden.

Unsere Banken-Analystin Erin Davis hat das zum Anlass genommen, sich die Risikotragfähigkeit der europäischen Banken genauer anzusehen. In ihrer Analyse zum Thema „Europas Banken sind nicht so gesund, wie es Investoren glauben“ steht sie den europäischen Banken eher kritisch gegenüber. Zwar gibt es einige Fortschritte seit 2010 zu vermelden. Die Kernkapitalquote ist bei den Banken seit 2010 stetig aufgestockt worden. Das so genannte Tier 1 Ratio der 22 Banken, die sich auf der Morningstar-Coverage-List befinden, lag per 30. Juni bei beeindruckenden 13,5 Prozent, 250 Basispunkte über dem Niveau von Ende 2010. Jedoch wird bei dieser Berechnung angenommen, die potenziellen Verlustquellen zu kennen und unterlegt dies mit Risikokapital. Die Wirklichkeit ist jedoch einiges komplizierter, da die Höhe des Risikokapitals mit der Überlebensfähigkeit einer Bank recht wenig zu tun hat. Mehr zur Einschätzung unserer Analystin finden Sie hier.

Banken: Die Optimisten investieren, die Pessimisten können Short gehen 

Sollten Sie dennoch längerfristig an einer positiven Wertentwicklung von europäischen Banken glauben oder vermuten, dass der Stresstest wesentlich besser ausfällt als von vielen erwartet, lohnt eventuell schon jetzt der Einstieg. Wir stehen Short-Produkten zwar generell sehr kritisch gegenüber, da die meisten Investoren diese komplexen Produkte nicht verstehen. Wer sich jedoch den Umgang mit Short-Produkten zutraut, kann damit auch gegen Europäische Banken wetten.

In unserer heutigen Analyse haben wir uns daher auf ETFs konzentriert, die europäische Banken abbilden. Zwar bieten die meisten ETF-Anbieter in Europa Produkte auf den Bankensektor an, die Auswahl der Indizes ist jedoch eher bescheiden. Insgesamt machen die Anbieter von quasi zwei Indizes gebrauch, wobei es den einen, STOXX Europe 600 Banks, in kleinen Abweichungen gibt.

Der STOXX-Index dominiert als Underlying für ETFs

Der STOXX Europe 600 Banks Index leitet sich aus dem STOXX Europe 600 Index ab und umfasst alle Banken im europäischen Aktienuniversum. Derzeit besteht der Branchenindex aus ca. 47 Banken, wobei 32% auf Finanzwerte in Großbritannien entfallen. Für Investoren, die bevorzugt auf Banken aus der Währungsunion setzen möchten, sollten sich den EURO STOXX Banks Index anschauen. Dieser Teilindex leitet sich vom EURO STOXX Index ab und umfasst derzeit knapp 30 Banken. Jedoch machen spanische Banken fast 37% des Indexes aus. Der STOXX Europe 600 Optimised Banks Index versucht hingegen, diese Konzentrationsrisiken etwas zu reduzieren. Der Index besteht derzeit aus 37 Banken, wobei Großbritannien mit „nur“ 25% gewichtet ist.

Als „Außenseiter“ gibt es dann noch den MSCI Europe Banks Index. Dieser leitet sich vom MSCI Europe Index ab, besteht aus 31 Banken und gewichtet Großbritannien mit 41% am stärksten.

Wie der Blick auf untenstehende Tabelle verdeutlicht, gibt es trotz der vermeintlich starken Ähnlichkeiten nicht zu vernachlässigende Performance-Unterschiede. So liegen zwischen dem schlechtesten ETF von EasyETF und dem besten von Source alleine dieses Jahr fast 9 Prozentpunkte. Der Unterschied kann zum einen an der unterschiedlichen Ländergewichtung festgemacht werden, zum anderen an dem Optimierungsansatz von Source, der die Konzentrationsrisiken versucht zu reduzieren. Aber auch über einen Dreijahreszeitraum gibt es beachtliche Unterschiede. So ist der iShares EURO STOXX Banks mit Abstand am schlechtesten gelaufen. Dies liegt hauptsächlich daran, dass es sich hier um den einzigen Euro-ETF handelt, der unter der per Saldo schwachen Performance der Euro-Banken gelitten haben dürfte.

Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).  Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.

In den 30 Handelstagen vom 31. Oktober bis 11. Dezember weisen der ComStage STOXX Europe 600 Bank NR ETF und der iShares EURO STOXX Banks mit jeweils 7 Basispunkten die engsten Spreads auf. Auf den Plätzen folgt der Source EURO STOXX Optimised Banks ETF mit 9 Basispunkten und der Lyxor ETF STOXX Europe 600 Banks mit 10 Basispunkten.

Insgesamt liegen die Spreads relativ nahe beieinander, mit einer Ausnahme. Zwischen den günstigsten ETFs und den teuersten von iShares und db X-trackers liegen 6 Basispunkte. Lediglich der EasyETF STOXX Europe 600 Banks stellt mit 30 Basispunkten einen Ausreißer nach oben dar. Angesichts der sehr ähnlichen, in vielen Fällen sogar identischen Indizes, sind die geringen Unterschiede wenig überraschend.

Auch bei den Managment-Gebühren liegen die Kosten, mit Ausnahme zweier Produkte, sehr nahe beieinander. Abgesehen von den iShares-Produkten, die 0,51% bzw. 0,49% verlangen, kosten alle anderen Produkte 0,25% bzw. 0,30%.

Bei den Estimated-Holding-Costs sind die Unterschiede etwas größer. Der „Beste“ ETF ist der iShares STOXX Europe 600 Banks mit 0,05%. Die größte Underperformance wird hingegen vom EasyETF Stoxx Europe 600 Banks erwartet, dessen Estimated-Holding-Costs bei 0,34% liegen. Die größte Outperformance wird vom Source EURO STOXX Optimised Banks ETF suggeriert. Dies kann aber am optimierten Index liegen, der vom Standardindex etwas abweicht.

Mit ein paar Ausnahmen sind die Kosten der einzelnen Produkte vergleichbar. Daher sollte der Fokus eher auf der Länderallokation liegen, da daraus die größten Performance-Unterschiede resultieren.

 

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.