Seitdem die Zentralbanken im Zuge der Finanzkrise die Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt haben, debattieren Investoren über zwei gegenläufige Entwicklungen: Inflation kontra Deflation. Die Teuerungsrate im Euroraum ist im Januar auf 0,7% gesunken, nachdem sie vor genau einem Jahr noch bei 2,0% stand. Viele Experten warnen daher vor einer drohenden Abwärtsspirale der Preisentwicklung. Das Beispiel Japan zeigt, wie eine Deflation über Jahrzehnte hinweg dem Wirtschaftswachstum schaden kann. Gleichzeitig hält EZB-Präsident Mario Draghi vor laufenden Kameras dagegen und versichert, dass die Deflationsängste unbegründet sind. Vermögensverwalter, vor allem aus Deutschland, warnen dagegen vor einer künftig hohen Inflation. Eine Inflation ist erst dann wahrscheinlich, wenn die expansive Linie der Notenbank auch auf den Wirtschaftskreislauf überschwappt – was bislang nicht passiert ist. Das Blatt kann sich jedoch schnell wenden.
Stellt sich nun für den Investor die Frage, ob er die Deflation oder die Inflation bei seinen Anlageüberlegungen überhaupt berücksichtigen sollte. Und die Frage ist berechtigt. Jegliche Absicherung des Portfolios kann man – einfach ausgedrückt – mit einer Versicherung vergleichen. Wenn Sie also zu den eher risikoaversen Anlegern gehören, sollten Sie über den Schutz nachdenken. Der Deflations- bzw. Inflationsschutz hat gegenüber Ihrer Versicherung jedoch einen Vorteil: Man bekommt auch ohne Versicherungsfall – in diesem Fall hohe Inflation oder Deflation– generell Geld zurück und hat sogar die Möglichkeit, eine Rendite zu erzielen.
Erwartungen an Gold sind maßlos optimistisch
Viele Anlageberater oder Journalisten heben immer wieder Rohstoffe, insbesondere Gold, als guten Inflationsschutz hervor. Vor allem Gold gilt bei vielen als die Absicherung schlechthin. Leider ist jedoch das Gegenteil der Fall. Gold korreliert nämlich negativ mit der Inflation, und zwar sowohl mit der erwarteten als auch der unerwarteten. Heißt im Klartext: Wenn die Inflation steigt, sinkt der Goldpreis. Also genau das Gegenteil von dem, was der Investor sich erhofft. Wäre also ein interessantes Investment für die Vertreter der Deflation. Nicht zuletzt ist der Goldpreis wieder auf dem Vormarsch, während die Inflationsrate sinkt.
Die meisten Forschungen zu diesem Thema basieren auf US-Studien, die die Korrelation von Rohstoffen mit der Inflation in den USA untersucht haben. Da Rohstoffe in den USA als Inflationsschutz dienen, entsteht der Eindruck, dass Rohstoffe generell eine gute Inflationsabsicherung darstellen. Folgende Tabelle verdeutlicht jedoch, dass sich die Korrelation zwischen Rohstoffen und der Inflation in verschiedenen Regionen unterscheidet.
In Europa dienten in der Vergangenheit lediglich Agrarprodukte über 3 und 5 Jahre bzw. Vieh über 5 Jahre als Inflationsschutz. Obwohl Gold von vielen als Inflationsschutz gehandelt wird, korrelierten Edelmetalle in allen Zeiträumen und Regionen negativ mit der Inflation. Bei Europa und Asien sollte man jedoch bedenken, dass die Korrelation auf der durchschnittlichen Inflation mehrerer Länder basiert. Daher sind die Ergebnisse nicht so eindeutig wie in den USA und mit Vorsicht zu genießen. Zudem können die Währungseffekte eine Rolle spielen.
Folgt die Zukunft den Mustern der Vergangenheit, dann könnten am ehesten Agrarrohstoffe langfristig gegen Inflation schützen. Auf der anderen Seite korrelieren Edelmetalle in Europe stark negativ mit der Inflation. Hier verbirgt sich eventuell ein Deflationsschutz. Mehr zum Thema finden Sie in unserem Artikel „Inflationsschutz: Mythen und Wirklichkeit“.
Daher schauen wir uns heute Produkte auf Edelmetalle und Agrarprodukte etwas genauer an. Es gibt insgesamt sechs Produkte auf Agrarprodukte und drei auf Edelmetallkörbe. Die Anbieter bilden dabei verschiedene Referenzwerte ab. Ein Vergleich der Performance ist daher nur bedingt sinnvoll. Jede Strategie bzw. jeder Index hat in bestimmten Marktphasen seine eigenen Vor- und Nachteile. Generell fällt jedoch auf, dass in den vergangenen drei Jahren Verluste bei allen Rohstoffarten anfielen – vor allem bei Agrarrohstoffen. Dieses Jahr scheint sich das Blatt gewendet zu haben; Rohstoffe haben auf breiter Front zugelegt, wie aus der unteren Tabelle hervorgeht.
Tabelle: Eine Auswahl an Rohstoff-Produkten am Markt
Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr). Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.
Handelskosten laufen bei Rohstoff-Indexprodukten weit auseinander
Auf Grund der verschiedenen Referenzwerte schwanken die Spreads bei den Agrarprodukten gewaltig. So ist der günstigste ETF von ETFSecurities in den 30 Handelstagen vom 9. Januar bis 19. Februar mit 19 Basispunkten das mit Abstand günstigste Produkt. Der RBS Market Access RICI Agricltre Idx ETF landet auf dem zweiten Platz und kostet bereits 35 Basispunkte. Am teuersten wird es beim db Agriculture Booster Euro Hedged ETC mit 78 Basispunkten. Die ETFs auf Edelmetall liegen hingegen etwas näher bei einander. So kostete der ETFS Precious Metals DJ-UBSCI ETC 30 Basispunkte, während die anderen zwei Produkte von ETF Securities mit 35 bzw. 38 Basispunkten auf den Plätzen folgen.
Auch bei den Management-Gebühren der Agrar-ETFs ist Vorsicht geboten. So liegen zwischen dem günstigsten ETF von db X-trackers mit 45 Basispunkten und dem teuersten von RBS ganze 40 Basispunkte. Auch das zweite Produkt von RBS ist am oberen Ende der Kostenskala. Die übrigen Anbieter tummeln sich bei 49 Basispunkten. Auch bei den Edelmetallprodukten liegen die Management-Gebühren bei 44 bis 49 Basispunkten sehr nahe beieinander.