Angefangen hat es mit der „nationalen“ Krise in der Ukraine um den ehemaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Mittlerweise hat sich ein lokaler Konflikt zu einer internationalen Krise zwischen Russland und dem Westen ausgeweitet. Zudem droht der amtierende Parlamentspräsident der Halbinsel Krim mit einem Austritt aus der Ukraine, und der Westen verhängt die ersten Sanktionen. Im Zuge dieser Eskalation ist die russische Börse stark eingebrochen. Seit Mitte Februar ist der russische Index RDX in der Spitze um fast 20% gefallen. Alleine am vergangenen Montag ist die russische Börse um über 10% eingebrochen. Schwergewichte wie der Energiekonznern Gazprom sind im selben Zeitraum sogar um 23% gefallen.
Investitionen in Russland bergen große Risiken ...
Russland hat nicht nur durch die drohenden Sanktionen des Westens Probleme, sondern ist auch sonst sehr anfällig. Vor allem internationale Investitionen erweisen sich zunehmend als Schwachstelle. Rechnet man die Einkommen aus Öl und Gas heraus, weist das Land ein Leistungsbilanzdefizit von 10,2% zum BIP aus. Ein riskantes Unterfangen, da die Wirtschaft mit 1,4% Wachstum quasi stagniert.
Darüber hinaus werden russische Aktien seit Jahren mit einem Abschlag gegenüber anderen Schwellenländern gehandelt, was als Misstrauen von Investoren gewertet werden kann. Dies liegt zum größten Teil an der Korruption, der rechtlichen Unsicherheiten, und dem Eingreifen des Kremls in die Geschäftswelt. Schätzungen zufolge befinden sich ca. 50% der Unternehmen in Staatsbesitz.
In den letzten Jahren hat sich die Regierung zwar bemüht, das Wirtschaftsklima investorenfreundlicher zu gestalten und hat unter anderem damit begonnen, Staatsanteile von Unternehmen abzustoßen. Die Aktienmärkte haben die Bemühungen der Regierung bisher allerdings noch nicht gewürdigt. Der MSCI Russia Index wird derzeit mit einem KGV von 4,8 gehandelt, nachdem er Ende letzten Jahres noch mit einem KGV von 5,6 bewertet war.
... die Chancen sollten aber nicht ignoriert werden
Der Kurseinbruch der Gazprom-Aktie von 23% ist sicherlich von den Fundamentaldaten her übertrieben. Für die risikofreudigen Anlieger könnte ein günstiger Einstieg winken. Wem jedoch das Einzelinvestment zu risikoreich ist, wird bei ETFs fündig. Im RDX Index repräsentiert Gazprom zum Beispiel 20%, während der Öl- und Gas-Sektor fast 60% vom Index ausmacht.
Insgesamt gibt es derzeit 8 Produkte auf den russischen Aktienmarkt, wobei die synthetische Abbildung auf Grund der Illiquidität die bevorzugte Replikationsmethode ist.
Acht Indizes, die alle recht kopflastig daherkommen
Der MSCI Russia ADR/GDR Index basiert auf dem MSCI Russia Index, ein nach der Marktkapitalisierung gewichteter Index, der ca. 85% des investierbaren Aktienmarktes abbildet. Ausgeschlossen sind dabei jedoch solche Aktien, die nicht als American Depository Receipts („ADR“) oder Global Depository Receipts („GDR“) an westlichen Börsen gehandelt werden und entsprechend liquider sind. Der MSCI Russia Capped Index begrenzt wiederum die maximale Gewichtung der Unternehmen. Alle Indexbestandteile, die im MSCI Russia Index mit mehr als 25% gewichtet sind, werden beim MSCI Russia Capped Index täglich auf maximal 22,5% reduziert und quartalsweise auf 20%. Zum Vergleich, der MSCI Russia 30% Capped Index begrenzt die Gewichtung jeder Indexkomponente täglich auf 30% und quartalsweise auf 25%.
Der DJ Russia Titans 10 Index basiert indes nicht auf dem MSCI Russia Index und setzt sich aus den 10 größten Unternehmen zusammen, die an der russischen Börse notiert sind. Ein weiterer Index ist der DJ Russia GDR Index, der 85% der Marktkapitalisierung der russischen GDR an der Londoner Börse abbildet.
Der DAXglobal Russia Index, der von der Deutschen Börse berechnet wird, deckt ca. 80% des russischen Aktienmarktes ab und besteht aus den 30 größten Unternehmen, wobei es sich hauptsächlich um ADRs/GDRs handelt. Die maximale Gewichtung jeder Aktie liegt bei 10%. Darüber hinaus gibt es den Russian Depositary Index, bestehend aus 15 Aktien, die via ADR/GDR an der Londoner Börse gelistet sind.
Auf Grund der jüngsten Kurseinbrüche sind die Renditen von fast -20% in den ersten 2 Monaten des Jahres wenig verwunderlich. Dennoch liegen zwischen dem besten ETF von RBS mit -16,45% und dem schlechtesten von HSBC immerhin 2,45 %-Punkte seit Anfang des Jahres. Auf einer Dreijahressicht liegen die Renditen jedoch etwas näher beieinander. So liegen zwischen dem Flop von RBS und dem Top von Easy ETF annualisiert 1,6 %-Punkte.
Tabelle: Die größten Russland-ETFs am Markt
Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr). Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.
Auch bei den Spreads gibt es große Unterschiede. Der Lyxor ETF Russia (DJ Russia GDR) kostet in den 30 Handelstagen vom 23. Januar bis 05. März im Schnitt 21 Basispunkte. Auf den Plätzen folgen der iShares MSCI Russia ADR/GDR mit 33 Basispunkten und der db x-trackers MSCI Russia Capped Index mit 34 Basispunkten. Mit Abstand am teuersten wird es beim ComStage MSCI Russia 30% Capped TRN ETF mit 85 Basispunkten. Generell sind die Handelskosten bei ETFs auf russische Aktien höher als die auf Industrieländer, was auf Grund der Illiquidität nicht verwundern dürfte.
Die Management-Gebühren liegen hingegen sehr nahe bei einander. So kostet der DJ Russia GDR THEAM Easy ETF 50 Basispunkte, während die restlichen meist 65 Basispunkte kosten. Lediglich ComStage und HSBC bilden mit 60 Basispunkten das Mittelfeld.
Bei den Estimated Holding Costs gibt es hingegen wieder größere Unterschiede. Den offenkundig besten Job macht RBS mit 56 Basispunkten. Am attraktivsten für den Investor dürfte hingegen das Produkt von Source sein, dessen Kennzahl bei -139 Basispunkten liegt. Auf der anderen Seite der Skala liegt der ETF von db X-trackers mit 116 Basispunkten.