Geht die Wachstumsstory von ETFs ungebrochen weiter? Laut Morningstar-Daten hat sich das verwaltete Vermögen seit Ende 2008 verdreifacht. Das Gesamtvolumen stieg von Ende 2008 bis Ende 2013 von €98,3 auf €301,1 Milliarden an. Entsprechend hat sich in den vergangenen Jahren eine junge Fondsart in den Vordergrund gespielt: ETF-Dachfonds. ETFs sind optimale Bausteine für den Aufbau diversifizierter Portfolios, und entsprechend beliebt sind sie bei Dachfondsmanagern.
In unserer ersten Untersuchung vor rund einem Jahr haben wir für dieses bislang kaum systematisch untersuchte Produktsegment für den deutschen Markt ein Vermögen von gut €9 Milliarden ermittelt (lesen Sie hier mehr). Die Nachfolgeuntersuchung haben wir regional ausgeweitet. Sie beinhaltet nunmehr alle in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Anlagefonds. In Österreich und der Schweiz gibt es jeweils identische 28 ETF-Dachfonds, von denen 25 auch in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind.
Wir haben uns ETF-Dachfonds unter dem Aspekt angeschaut, in welchem Maße diese ETFs nutzen. Das wichtigste Ergebnis vorweg: Seit der ersten Studie hat das Segment gelitten. Das verwaltete Vermögen ist um €800 Millionen zurückgegangen. Das überrascht, da Mischfonds in den vergangenen Jahren stark nachgefragt waren und viele dieser Fonds in mehrere Asset-Klassen investieren.
ETF-Dachfonds investieren zum mindestens 50% in ETFs
Bei den sogenannten ETF Managed Portfolios (ETFMP) handelt es sich um Dachfonds, die in der Regel min. 50% ihres Vermögens in ETFs oder andere ETPs (Exchange-Traded Products) investieren. Derzeit enthält unsere Datenbank 107 Portfolios von 41 Firmen. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf €8,4 Milliarden; 2012 waren es noch €9,2 Milliarden und 32 Firmen. Letztes Jahr kam einiges an Bewegung in den Markt. Zwar blieb die absolute Zahl an ETF-Dachfonds quasi unverändert, jedoch wurden 2013 sechs neue Fonds aufgelegt und neun Fonds liquidiert bzw. fusioniert.
Langfristig ist die Zahl der ETF-Dachfonds in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. In den letzten sechs Jahren kamen 76 neue Fonds mit einem Gesamtvolumen von €7,2 Milliarden (Ende 2013) auf den Markt. Anders ausgedrückt: 85% des derzeitig verwalteten Vermögens ist in ETF-Dachfonds investiert, die nach 2007 eingeführt wurden.
Da die Aktienmärkte seit Mitte 2012 stark gestiegen sind, ist allerdings der Rückgang erstaunlich. Der Rückgang des Vermögens ist auf Mittelabflüsse zurückzuführen. Das hat unmittelbar mit Fondsschließungen zu tun, allerdings kann die Abkehr der Investoren auch der unterdurchschnittlichen Performance dieser Fonds geschuldet sein, wie wir später anhand der Ratings dieser Dachfonds sehen werden.
Asset Allocation Produkte waren zuletzt stark von Anlegern nachgefragt
Das starke Wachstum der ETFMP hat mehrere Gründe. Morningstar und andere akademische Untersuchungen haben z.B. immer wieder bewiesen, dass die Asset-Allokation bei der Gesamtrendite des Portfolios entscheidender ist als die Wertpapierselektion. Ein breit aufgestelltes Portfolio basierend auf ETFs bietet dem Investor eine gute, kostengünstige und diversifizierte Asset-Allokation. ETFs ermöglichen daher Fondsmanagern ein transparentes, intraday handelbares und stabiles Portfolio, das aus verschiedenen Anlageklassen besteht, sehr einfach zu konstruieren.
Um die Rolle von ETFs in Dachfonds besser verstehen und analysieren zu können, hat Morningstar zudem ein Kategorisierungssystem für ETFMP eingeführt.
Tabelle: Morningstar-Kategorisierung der ETF-Dachfonds
Für die Kategorisierung haben wir die einzelnen Portfolios der letzten drei Jahre analysiert. Beim Anlageuniversum wurde drauf geachtet, in welche Regionen der Dachfonds investiert. Beispielsweise wurden Fonds, die mindestens 80% in ETFs auf europäische Indizes halten, der Kategorie „Europa“ zugewiesen.
Bei der Kategorie „Anlageklasse“ wurde hingegen der Anlagemix unter die Lupe genommen. Dachfonds mit einer Quote von 30%-70% Aktien-ETFs sind etwa als „Gemischt“ klassifiziert. Interessant wird es auch bei der Portfoliostrategie. Dachfonds mit einer statischen Asset-Allokation sind als „Strategisch“ klassifiziert. Am anderen Ende der Skala befinden sich taktische Dachfonds, die sehr stark zwischen den Anlageklassen wechseln, ohne dabei eine bestimmte Asset-Allokation zu verfolgen. Hybride Strategien verfolgen grundsätzlich eine strategische Linie, von welcher sie aber stark abweichen können; langfristig orientieren sie sich jedoch an der in den Anlagegrundsätzen verankerten Ausrichtung.
Die vierte Produktkategorie gibt Aufschluss über die Ausrichtung nach den eingetzten Bausteinen. Versucht der Dachfonds einen breiten Markt bzw Region, Sektor oder einzelne Länder abzudecken? Die Trennung zwischen „Breiter Markt“ und „Land/Region“ kann variieren. Ein global ausgerichteter Dachfonds setzt z.B. einen ETF auf den EURO STOXX 50 Index ein, um Aktien aus der Eurozone abzubilden. Ein Dachfonds der Kategorie „Europe“ wird diesen ETF eher dazu einsetzten, um den breiten Markt abzudecken. „All Inclusive“ bedeutet hingegen nicht, dass ein Dachfonds sich alle erdenklichen ETFs ins Portfolio legt. Vielmehr macht der Fonds hier von allen ETFs innerhalb seines Universums Gebrauch. Ein europäischer Anleihen-Dachfonds würde demnach in Staats-, und Unternehmensanleihen verschiedener Laufzeiten, Länder und Rating-Stufen investieren.
Global ausgerichtete Produkte dominieren den Markt
Die Kategorisierung der einzelnen Fonds erlaubt uns nun, eine detaillierte Analyse über die Rolle von ETFs in Dachfonds vorzunehmen. In Punkto Anlageuniversum stehen global ausgerichtete Strategien bei Investoren weiterhin ganz oben auf der Einkaufsliste. Globale Strategien repräsentieren 82% des Gesamtvolumens und sind damit das dominierende Anlageuniversum.
Auf Seiten der Portfoliostrategie bevorzugten Investoren den hybriden Ansatz, der ca. 67% des Gesamtvolumens repräsentiert. Innerhalb dieser Strategie haben Investoren zudem eine globale Anlagestrategie den anderen vorgezogen.
In Bezug auf Nettozuflüsse war hingegen der strategische Ansatz der beliebteste 2013. Insgesamt flossen €552,9 Millionen in diese Strategien. Auf den ersten Blick mag das als viel erscheinen, jedoch muss man etwas genauer hinschauen. Der Großteil der Zuflüsse steuerte zwei Fonds der Deutschen Bank an: Deutsche Bank Best Allokation-Balance und Deutsche Bank Best Allokation-Wachstum. Diese Produkte wurden im vergangenen Jahr. Bereinigt man die Zuflüsse um die €800 Millionen, die in diesen Fonds investiert wurden, so verbuchen strategische Ansätze hohe Abflüsse.
Schaut man sich die am meisten nachgefragten ETFs an, ist iShares bei Dachfonds die erste Wahl. Die Fonds unserer Studie halten insgesamt 630 Positionen des Marktführers mit einem Gesamtvolumen von €2,8 Milliarden. Db X-trackers und Lyxor holen jedoch mit großen Schritten auf und konnten im Vergleich zur letzten Studie ihr verwaltetes Vermögen verdoppeln. Ein Großteil der Zuflüsse in db x-trackers ist jedoch auf Investitionen der beiden Fonds der DeAWM zuzuschreiben. Das Wachstum von iShares beläufit sich 45%. Allerdings geht ein Teil dieses Zuwachses auf die Übernahme von Credit Suisse ETFs zurück.
Auf der anderen Seite haben sich auch neue Anbieter etabliert. Am interessantesten dürfte hierbei der französische ETF-Anbieter Ossiam sein. Ossiam spezialisiert sich ausschließlich auf Strategic Beta, bzw. Smart-Beta, Produkte. Der Markt hierfür ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Das verwaltete Vermögen in Strategic Beta-ETFs hat sich seit Anfang 2009 verachtfacht.
Bei den Dachfondsanbietern wird der Markt für ETFMP von der Hypovereinsbank und der DeAWM dominiert, wie die Liste der zehn größten ETFMP zeigt. Die beiden Firmen verwalten zusammen ein Vermögen - bei den ETF-Dachfonds – von €5,1 Milliarden, das entspricht ca. 60% des Gesamtvermögens.
Tabelle: Die größten 10 ETF-Dachfonds am Markt
Interessant ist zudem ein Blick auf die risikoadjustierte Performance der Dachfonds. Wir haben hier das quantitative Morningstar-Sterne-Rating verwendet, das ab einer Fondshistorie von drei Jahren vergeben wird. Während in der letzten Studie noch die größten 10 Fondsmit einer drei Jahresperformance vier Sterne aufwiesen, ist es jetzt nur noch einer. Die zwei HVB-Fonds sind z.B. von 4-Sternen auf 3- bzw. 2-Sterne abgerutscht. Die beiden Dachfonds der Deutschen Bank sind noch zu jung, um sich für ein Sterne-Rating zu qualifizieren.
Was bringt die Zukunft?
Wir gehen davon aus, dass es wesentlich mehr ETFMP bei Vermögensverwaltern oder Pensionskassen gibt. Da nicht alle Produktanbieter ihre Portfolios Datenanbietern wie Morningstar offenlegen, ist die Erfassung des gesamten Universums sehr schwierig. Insgesamt wächst aber der ETF-Markt und insbesondere werden Privatinvestoren zunehmend vertrauter mit diesen Produkten. Dies sollte sich auch positiv auf das Wachstum von ETFMP auswirken.
Um das Wachstum dieser Strategien anzutreiben, bedarf es unserer Meinung nach weiterer Aufklärung der Investoren, um ihnen die Vorteile von ETFs innerhalb einer ganzeinheitlichen Asset-Allokation nahe zu bringen.
Die komplette Studie finden Sie hier.