Anleger wagen sich wieder stärker ins Risiko. Wie die Morningstar Mittelflussstatistik für europäische Fonds zeigt, wurden im Mai gut 30,4 Milliarden Euro netto in Langfristfonds (ex Dachfonds) investiert. Rentenfonds standen europaweit im Fokus – ihnen flossen netto 14,13 Milliarden Euro zu, gefolgt von Mischfonds, die 8,89 Milliarden netto einsammeln konnten. Weiterhin intakt war auch die Nachfrage nach alternativen Fonds, die hedgefondsähnliche Strategien implementieren. Ihnen gingen netto 4,12 Milliarden Euro zu. Im Vergleich zu den Vormonaten war die Nachfrage nach Aktienfonds zwar gedämpft, aber insgesamt doch deutlich positiv. Aktienfonds verbuchten Zugänge von netto 1,64 Milliarden Euro.
Doch nicht nur Langfristfonds waren gefragt. Auch Geldmarktfonds verzeichneten mit gut 7 Milliarden Euro hohe Zuflüsse. In diesem Jahr waren diese Vehikel, die typischerweise als kurzfristige Cash-Management-Instrumente genutzt werden, per Saldo mit Zuflüssen von 29,8 Milliarden Euro gefragt. Vorwiegend traten Anleger in Frankreich als Käufer auf. Angesichts des Zinsschritts der Europäischen Zentralbank Anfang Juni dürfte es für diese Fonds immer schwieriger werden, positive Nominalrenditen zu erwirtschaften.
Tabelle: Mai-Zuflüsse nach Asset Klassen
Ein Blick auf die am stärksten nachgefragten Kategorien zeigt, dass die Anlegerflucht aus Schwellenländerfonds offenkundig ein Ende gefunden hat. Nach ersten zaghaften Erholungstendenzen im März und deutlich höheren Zuflüssen in die maßgeblichen Kategorien im April haben sich die Erholungstendenzen im Main fortgesetzt. Drei der 10 am stärksten nachgefragten Fondskategorien waren global ausgerichtete Schwellenländer-Rentenfonds. Bezeichnenderweise waren im Mai die Fonds gefragt, die am stärksten unter den erdrutschartigen Mittelabflüssen seit Mitte 2013 gelitten hatten: Fonds für Hartwährungsanleihen sowie solche für lokale Schwellenländerwährungen. Auch global investierende Schwellenländerfonds waren gefragt.
Eine zweite Tendenz waren die hohen Mai-Zuflüsse in flexible Rentenfonds. In Zeiten sehr niedriger Bond-Renditen sind Zinsänderungsrisiken für etliche Investoren offenkundig ein Thema. Dies spiegelt sich in den hohen Zuflüssen sowohl in Fonds, die in Euro als auch in solche, die in US-Dollar denominierte Bonds investieren, wider. Unverändert hoch waren auch die Zuflüsse in defensive Mischfonds. Zählt man die Zuflüsse in alternative Multi-Strategiefonds hinzu, dann wird die eminent wichtige Rolle von Mischfonds im europäischen Vertrieb auch im Monat Mai manifest.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Zuflüssen im Mai
Hohe Abflüsse mussten im Mai indes Kurzläufer-Rentenfonds und Garantiefonds hinnehmen. Beide Fondskategorien litten unter dem Niedrigzinsumfeld, das die Performance-Aussichten dieser Produkte deutlich eintrübt. Globale Rentenfonds mussten ebenfalls Abflüsse hinnehmen. Hinter diesen Rückgaben stand vor allem der unverändert hohe Verkaufsdruck, unter dem die großen globalen Bond-Fonds des US-Anbieters Franklin Templeton stehen. Breit gefächert ist dagegen die fortdauernde Malaise der Aktienfonds für deutsche Standardwerte, die seit gut drei Jahren unter hohen Abflüssen leiden.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen
Die erfolgreichsten Fondsanbieter waren erneut BlackRock, Pioneer, JPMorgan, UBS, M&G und Allianz Global Investors, die von Zuflüssen in ihre breit diversifizierten Produktpaletten profitierten. Die hohen Zuflüsse bei Goldman Sachs und DNCA Finance waren indes konzentrierter. Goldman Sachs profitierte vor allem von Zuflüssen in den flexiblen Bond Fonds GS Global Strategic Income Bond Portfolio. Das französische Haus DNCA dagegen profitierte von der Mischfonds-Strategie Eurose.
Tabelle: Die Anbieter mit den höchsten Zuflüssen (Ex Geldmarktfonds)
Unverändert hohe Abflüsse mussten im Mai dagegen vor allem Franklin Templeton, Carmignac und PIMCO hinnehmen. Sie litten unter den fortdauernden Abflüssen aus ihren Flaggschiffen Templeton Global Bond, Templeton Global Total Return, Carmignac Patrimoine und PIMCO GIS Total Return Bond Fund. Anleger zogen aus letzteren beiden Fonds nach wie vor dreistellige Millionen-Euro-Summen ab, ungeachtet der Tatsache, dass sich die relative Performance dieser Fonds in letzter Zeit erholt hat. Offenkundig braucht es für einen Turn-around mehr als nur ein paar Monate mit überdurchschnittlicher Performance.
Tabelle: Die Absatzbilanz der größten Publikumsfonds im Mai (ex Geldmarktfonds)