Morningstar hat drei Fonds, die vom bekannten Vermögensverwalter Frank Lingohr verwaltet werden und zum Vertrieb in Österreich sind, von „Bronze“ auf „Neutral“ herabgestuft. „Es erscheint uns angesichts der Risiken aus der Portfoliokonstruktion angebracht, den Ansatz vorsichtiger zu bewerten“, schreibt Morningstar Analystin Natalia Wolfstetter zur Begründung.
Der größte der Fonds ist der Lingohr-Systematic-LBB-Invest. Er investiert global und weist derzeit ein Vermögen von 1,13 Milliarden Euro. Die Rendite des Fonds seit Auflage 1996 kann sich zwar sehen lassen, risikobereinigt (anhand des Morningstar Sterne-Ratings) liegt der Fonds allerdings über zehn Jahre im unteren Mittelfeld, über fünf Jahre sogar im letzten Quartil der Vergleichsgruppe, da die negativen Effekte der Länderallokation die Titelauswahl überlagerten.
Die beiden kleineren Fonds, der Lingohr-Europa-Systematik-LBB-Invest und der Ampega Europa Methodik Aktienfonds, investieren flexibel in europäische Unternehmen. Auch sie sind ab sofort mit „Neutral“ bewertet.
Quantitativer Ansatz mit diskretionärem Filter
Die Lingohr-Fonds suchen mit Hilfe eines quantitativen Verfahrens nach unterbewerteten Aktien. Ländermodelle liefern für jedes Land Kaufkandidaten, im zweiten Schritt erfolgt eine Plausibilitätsprüfung, um Datenfehler und fundamentale Probleme zu erkennen.
Dieses diskretionäre Element kann für die Praxis von großer Bedeutung sein. So verzichteten die Lingohr-Fonds entgegen der Modellempfehlungen auf viele Banken, was allen Lingohr-Fonds 2008 und 2011 Verluste ersparte. Dennoch machte die zyklische Ausrichtung den Fonds in diesen beiden Jahren schwer zu schaffen, sodass die Vermeidung von Banken Anlegern per Saldo keine Performance-Vorteile brachte. 2009 und 2012 arbeitete die zyklische Ausrichtung dagegen für die Fonds.
Hohes Gewicht von Schwellenländern konterkariert Stockpicking
Die Länder bzw. Ländermodule werden gleichgewichtet, ebenso wie die Aktien innerhalb dieser Modulle. Die Portfolios sind ebenfalls breit gestreut. Ungeachtet dieser breiten Streuung fallen die Risikokennzahlen der Lingohr-Fonds jedoch schlechter aus als im Kategoriedurchschnitt. Unsere Analystin bemängelt in diesem Zusammenhang die hohe Gewichtung von Schwellenländeraktien. „Volkswirtschaftliche oder politische Überlegungen spielen keine Rolle, so dass Makro-Risiken nicht erfasst werden, auch wenn sich diese über die Länderallokation stark auf den Fonds auswirken können“, so Natalia Wolfstetter.
Auch wenn die Länderallokation „nicht immer gegen die Fonds laufen“ würden, berge der Ansatz Risiken. Auch bei den Europa-Fonds erscheine die hohe Beimischung Osteuropas problematisch, da der Ansatz einerseits stark auf unternehmensspezifische Faktoren abstelle, andererseits aber nicht darauf angelegt sei, Makro-Risiken zu erfassen, so unsere Analystin weiter.