In den Letzten Monaten hat der Preiskrieg bei den ETF-Anbietern Fahrt aufgenommen. Schaut man sich die verwalteten Vermögen der günstigen Produkte an, sind jedoch noch viele Anleger in den teureren Produkten investiert. Mehr dazu finden Sie hier.
Wir schauen uns daher etwas genauer an, welchen Einfluss die Kosten auf die Rendite Ihres Portfolio haben kann. Dazu haben wir drei Portfolios mit unterschiedlichen Kostenstrukturen konstruiert.
Kosten und ihr Einfluss auf das Portfolio
Wie bereits erwähnt, sind Kosten bei der Portfoliokonstruktion nicht zu vernachlässigen, da diese einen entscheidenden Einfluss auf die Rendite ihres Portfolios haben. Insbesondere bei langfristigen Anlagen sind die Auswirkungen höher als man vermuten mag. Lassen Sie uns hierzu ein Beispiel-Portfolio konstruieren, das zu 60% aus Aktien und zu 40% aus Anleihen besteht.
Zielsetzung ist nicht, ein maximal diversifiziertes Portfolio mit allen nur erdenklichen Bausteinen zu schaffen, sondern zu zeigen, wie ein praktisches ETF-Portfolio für deutsche Anleger aufgebaut werden kann und welchen Einfluss die Kosten auf die Performance haben können. Wir basieren unsere Rechnung auf drei Aktien-Indizes und ein Anleihen-Index, wobei wir verschiedene Kostenszenarios für die Rendite für durchrechnen.
Home Bias ist in Maßen vertretbar
Als Ausgangspunkt dienen deutsche Standardwerte mit einer Gewichtung von 15%, globale Aktien machen 35%, Aktien Schwellenländer 10% und Anleihen Global 40% des Portfolios aus. Deutsche Standardwerte repräsentieren also 25% der Aktien-Allokation. Dieser so genannte Home Bias ist in Bezug auf Diversifikation zwar nicht optimal, mit 15% des Gesamtportfolios fällt er jedoch relativ gering aus im Verhältnis zum Anteil von ca. 4% deutscher Aktien an der globalen Aktienmarktkapitalisierung. Auch der Schweizer Markt ist global gesehen kein Riese.
Insbesondere für Privatinvestoren kann dieser DAX- bzw. SMI-Bias jedoch aus mehreren Gründen Sinn machen. Zum einen verringert der Bias die Währungsrisiken, die durch internationale Anlagen entstehen. Zum anderen sind Anleger über heimische Unternehmen besser informiert und habe dadurch einen besseren Einblick in die wirtschaftliche Lage des Referenzwertes, was auch aus psychologischen Gründen vorteilhaft sein kann.
Die Portfolios wurden jährlich in ihre Ausgangsgewichtung umgeschichtet. Darüber hinaus, haben wir die Indexrenditen um die Managementgebühren angepasst. Im ersten Portfolio haben wir die Kosten der günstigsten ETFs auf den jeweiligen Markt herangezogen. Im zweiten Portfolio wurden die teuersten Produkte zu Grunde gelegt und in einem dritten Portfolio haben wir die Durchschnittskosten aktiver Fonds der jeweiligen Morningstar-Kategorie herangezogen.
Unsere Grafik zeigt, dass aktive Fonds beiden ETF-Gruppen deutlich hinterherhinken. Doch auch bei den beiden ETF-Portfolios gibt es a la longue Unterschiede. Auf den Punkt gebracht: billig kommt gut!
Grafik: Die günstigsten ETFs sind die besten
Die nachstehende Tabelle liefert die Ergebnisse en Detail. Während die Unterschiede bei den Renditen der zwei ETF-Portfolios nur minimal - jährlich 19 Basispunkte - sind, klafft zwischen den ETFs und aktiven Fonds eine größere Lücke.
Tabelle: 3 Portfolios, drei Ergebnisse
Investoren sollten also immer, ceteris paribus, die günstigsten ETFs wählen. Jedoch sind die Kosten nicht die einzige Komponente der Rendite. Handelskosten, Geld-Brief-Spanne, Wertpapierleihe, Swap-Kosten, Rebalancing-Kosten usw. sind alles Einflussfaktoren auf die Rendite. Während diese Kostenpunkte bei aktiven Fonds eher sekundär sind, spielen Sie bei der ETF-Auswahl eine größere Rolle.
Angesichts der geringen Portfoliokosten von 0,22% sollte sich Investoren auch immer überlegen, ob ein Do-it-yourself-Portfolio in vielen Fällen nicht die bessere alternative zu ETF-Dachfonds ist. Es kommen immer mehr solcher Fonds auf den Markt, die mehr oder minder eine starre Asset-Allokation mit regelmäßigen Rebalancing verfolgen, jedoch weit über 100 Basispunkte kosten.
Natürlich sind günstigere Handelskosten und steuerliche Effizienz im Dachfondsmantel gute Verkaufsargumente, jedoch können viele ETFs über einen Sparplan kostenlos bespart werden. Dadurch kann ein Großteil der Handelskosten vermieden werden. Außerdem lässt sich die steuerliche Ineffizienz des Rebalancings mindern: Anstatt wie sonst üblich gutgelaufene ETFs zu verkaufen (Handelskosten plus steuerlicher Nachteil) und schlechtgelaufenen zu kaufen (Handelskosten), kann man die schlechtgelaufenen ETFs aufstocken, um die Gewichtung wieder in die Ausgangslage zu bringen. Dadurch werden keine Gewinne realisiert, und der Finanzbeamte schaut in die Röhre.