Kleinanleger stehen immer wieder vor der Frage nach dem richtigen Vermögensaufbau. Lohnt sich der Aufbau von Multi-Asset-Portfolios? Wie viele Anlageklassen gehören in ein Wertpapierportfolio? Wie hoch soll die Aktienquote sein? Das überfordert viele - die meisten Anleger greifen am Ende entnervt zu einem aktiv verwalteten Mischfonds. Ein Fondsmanager managt das breit gestreute Portfolio aktiv und erwirtschaftet dadurch eine attraktive Rendite – so die Theorie. Zahlreiche Studien belegen jedoch, dass aktive Manager langfristig keinen Mehrwert schaffen. Ein Großteil der schlechten Performance ist den hohen Gebühren geschuldet. Eine Alternative sind kostengünstige ETFs.
Der Grundgedanke hinter dem diversifizierten Vermögensaufbau über mehrere Anlageklassen ist, dass während jedes beliebigen Zeitraums eine Anlageklasse an Wert verlieren kann, während eine andere Wertzuwächse aufweist. Niemand weiß jedoch im Vorfeld, welche Anlageklasse sich wie verhalten wird. Es geht also nicht darum, zu raten, auf was man sein Geld setzten soll, sondern eher darum, sein Portfolio zu diversifizieren, um an steigenden Märkten teilzuhaben ohne gleichzeitig die volle Wucht eines Bärenmarktes zu erleben.
Diese Diversifizierung minimiert das Risiko großer Verluste, auch wenn man damit auf einen Teil der erwarteten Langzeitrendite der „besten“ Assetklasse verzichtet. Psychologisch gesehen schützt ein diversifiziertes Portfolio vor Panikverkäufen nach großen Verlusten. Dieses Verhalten gehört wahrscheinlich zu den größten Fehlern, die ein Investor begehen kann. Fragen Sie einfach mal jemanden, der Ende 2008 aus Aktien ausgestiegen ist und die komplette Rallye im folgenden Jahr verpasst hat!
Die Asset-Allokation kann darüber hinaus erklären, warum einige Fonds bessere Renditen erzielen als andere. Zahlreiche akademische Studien--inklusive die bekannte Morningstar Ibbotson Studie "Does Asset Allocation Policy Explain 40, 90, or 100 Percent of Performance?" (Erklärt die Asset-Allokation 40, 90 oder 100% der Performance?) aus dem Jahre 2000--haben gezeigt, dass der richtige Portfolioaufbau einen signifikanten Teil der möglichen Renditen innerhalb eines Fonds erklärt.
Selbst ist der Mann oder her mit dem Fertigprodukt?
In der Vergangenheit haben wir immer wieder das Thema Portfoliokonstruktion für Do-it-Yourself-Investoren diskutiert (lesen Sie hier weiter). Auch wenn der Vermögensaufbau mit einzelnen ETFs kein Hexenwerk ist, dürften viele Anleger fertige Portfolios in Gestalt von gemischten Aktien-Renten-Produkten bevorzugen.
Wir haben uns daher heute die verschiedenen Möglichkeiten genauer angeschaut und die Vor- und Nachteile der einzelnen Portfolios analysiert. Um die Vorteile von ETFs nicht zu verwässern haben wir die zahlreichen ETF-Dachfonds mit hohen Gebühren außen vor gelassen. Übrig geblieben sind nicht viele Produkte. Unsere Auswahl an Portfoliolösungen enthält in erster Linie gemischte ETFs. Zusätzlich haben wir uns allerdings auch einige, wenige relativ günstige ETF-Dachfonds angeschaut, also Produkte, die nicht börsengehandelt werden.
Die Produkte unserer Wahl verfolgen entweder eine starre Asset-Allokation, oder sie zeichnen sich durch ein Mehr oder Weniger an Aktivität aus. Hier kann der Fondsmanager innerhalb vorgegebener Bandbreiten die Asset-Allokation anpassen.
Aktien, Renten, Rohstoffe: Von Wissenschaftlern gemixt
Investoren, die nicht an die Fähigkeiten eines Manager glauben, haben nur eine begrenzte Auswahl. An erster Stelle steht der ARERO – Der Weltfonds. Der Fonds geht auf die Studie von den Mannheimer Wissenschaftlern Jacobs/Müller/Weber (2008) zurück: "Wie diversifiziere ich richtig? – Eine Diskussion alternativer Asset Allocation Ansätze zur Konstruktion eines `Weltportfolios´“. Hierbei wurde anhand historischer Daten eine „optimale“ Asset-Allokation aus Aktien, Renten und Rohstoffen konstruiert.
Hinter dem ARERO-Portfolio steht ein einfaches Konzept. Es basiert auf lediglich sechs Indizes wird jährlich auf die Ausgangsgewichtung zurückgesetzt (rebalanciert). Auf Basis der Studie wurde die optimale Asset-Allokation so berechnet: 60% Aktien, 25% Renten und 15% Rohstoffe. Das Aktienportfolio umfasst den MSCI Europe, den MSCI Nordamerika, den MSCI Pazifik und den MSCI Schwellenländer Index. Der Rentenanteil wird durch den iBoxx Euro Sovereign Index abgebildet, während der DJ UBS Commodity Index Total Return 3 Month Forward den Rohstoffanteil widerspiegelt. Der Fonds wird jedes Jahr Anfang Februar auf seine Ausgangsposition zurückgesetzt, wobei die Aktienindizes innerhalb des Aktienportfolios nach ihren Anteilen an der globalen Wertschöpfung gewichtet werden. Dies unterscheidet den Fonds von der gängigen Gewichtung anhand der Marktkapitalisierung. Wer mehr zu dieser Strategie erfahren möchte, kann unsere detaillierte Analyse hier nachlesen.
Darüber hinaus gibt es noch die Produkt-Reihe Easyfolio, die einen Aktienanteil von 30%, 50% oder 70% aufweisen. Auch sie werden jährlich auf die Ausgangsallokation zurückgefährt. Da die Produkte jedoch erst seit April 2014 auf dem Markt sind, ist eine detaillierte Performanceanalyse nicht möglich. Zwar schauen die Back-Tests vielsprechend aus, jedoch ist zum Thema Back-Testing anzumerken, dass Rückrechnungen mit Vorsicht zu genießen sind. Der Indexfondsanbieter Vanguard veröffentlichte 2012 eine Studie, die das rückwirkende Indextracking von ETFs testete. Dabei wurde gezeigt, dass die Live-Rendite eines Indexes wesentlich schlechter ist, als es der Back-Test vermuten lassen würde. Mehr zum Thema finden Sie hier.
Oder doch lieber aktiv-passiv?
Sollten Sie jedoch in die Fähigkeiten eines Managers vertrauen, gibt es einige Konzepte, bei denen die Fondsmanager bei der Asset-Allokation etwas Spielraum haben.
Die Deutsche Bank hat gleich drei gemischte ETFs im Angebot. Der db x-trackers Portfolio Income investiert zwischen 60 und 95 Prozent in Renten-ETFs, wie z.B. Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Pfandbriefe und den Geldmarkt. Bis zu 30 Prozent werden in Aktien-ETFs auf die Eurozone investiert, und bis zu jeweils 10 Prozent in ETFs auf Rohstoffe oder alternative Strategien, wie z.B. Währungen. Das zweite Produkt, der db x-trackers Stiftungs-Stabilität, ist zwischen 75 und 100 Prozent in Renten-ETFs investiert. Bis zu 20 Prozent können in Aktien-ETFs auf die Eurozone angelegt werden. Außerdem können bis zu 10 Prozent in Rohstoffe und 5% in alternative Strategien investiert werden. Die beiden Produkte unterscheiden sich also vor allem in der Asset-Allokation, nicht jedoch mit Blick auf das Anlageuniversum.
Das größte Produkt, der db x-trackers Portfolio Total Return investiert zwischen 30 und 70 Prozent der Anlagegelder in Aktien-ETFs. Der Rest, also 30 bis 70 Prozent werden in Staatsanleihen-, Inflationsgebundenen Anleihen- sowie Geldmarkt-ETFs investiert. Zudem kann der Fonds auch Immobilien mit ins Portfolio aufnehmen.
BlackRock hat gleich vier Produken auf den Markt gebracht, die nur in ETFs der Tochtergesellschaft iShares investieren. Auch hier sind die Unterschiede hauptsächlich in der Asset-Allokation zu finden. Der BSF Fund of iShares – Moderate Fund investiert zwischen 25 und 55 Prozent in Aktien, REITS, Rohstoffe und andere alternative Anlageklassen. Der Rest wird in Anleihen-ETFs angelegt. Beim BSF Fund of iShares – Conservative Fund liegt die Quote zwischen 15 bis 35%, beim BSF Fund of iShares – Dynamic Fund zwischen 45 bis 95 Prozent und beim BSF Fund of iShares – Growth Fund zwischen 35 und 75 Prozent.
Zu guter Letzt bietet UBS den UBS ETF (IE) MAP Balanced 7 SF UCITS ETF (USD) an. Der ETF bildet die Wertentwicklung von Aktien, Rohstoffen und Anleihen ab. Die Strategie versucht dabei, die Asset-Allokation so zu steuern, dass die Volatilität des Portfolios bei 7% liegt. Mehr zu diesem Thema können Sie in unserem Artikel „Die Volatilität ist das Ziel“ nachlesen.
Nach dieser einführenden Übersicht wollen wir im zweiten Teil des Artikels auf die Produktdetails und ihre - vorläufige - Erfolgsbilanz eingehen. Lesen Sie hier weiter.