Es ist schon paradox: Die Eurozone schwächelt merklich. Seit Mitte dieses Jahres wurden die Wachstumsprognosen deutlich zurückgenommen – nicht zuletzt durch höchste Instanzen wie die EU-Kommission. Und dennoch: Die Performance von Euroland-Aktien ist in diesem Jahr mit einem Plus von rund 5% recht ansehnlich. Noch besser hätte man als Aktienanleger gelegen, wenn man Anfang Januar auf spanische Aktien gesetzt hätte. Der MSCI Spanien legte bis Mitte Dezember in diesem Jahr um knapp 10% zu. Auch breit diversifizierte Euro-Bond-Indizes, die einen ordentlichen Schuss Euro-Peripherieanleihen halten, haben von weiteren Spread-Einengungen von Italien- und Spanien-Bonds profitiert.
Szenario 1: Wenn es schlecht läuft, kann es nur noch besser werden
Wer sich bereits Gedanken um seine Investmentstrategie 2015 macht, sollte sich die erfreuliche Performance etwas genauer anschauen. Wie ist sie mit der wirtschaftlichen Schwäche der Währungsgemeinschaft in Einklang zu bringen? Nun, harte ökonomische Fakten (in Gestalt u.a. des stagnierenden BIP-Wachstums) sind genauso wichtig für die Beschreibung des Ist-Zustands wie für die Formulierung von Erwartungen. Negative Daten wecken bei Anlegern die Hoffnung, dass die Europäische Zentralbank bzw. ihr Präsident (Super-)Mario Draghi eine Wende herbeiführen werden.
Dieses Rettungsszenario wird derzeit an den Märkten gespielt. Die Marktteilnehmer lechzen regelrecht nach weiteren schlechten Konjunkturnachrichten. Denn damit steigt die Aussicht, dass die EZB keine andere Option haben wird, als den ultimativen geldpolitischen Turbo zu zünden und in großem Umfang Anleihekäufe zu tätigen – dazu zählt nicht nur der selektive Kauf von ABS-Papieren, sondern auch der von Staatsanleihen. Dies wird mit jedem Tag wahrscheinlicher, an dem das Inflationsziel der EZB von 2% in immer weitere Ferne rückt. (Stark fallende Energiepreise verstärken diesen Trend durch importierte Deflation weiter.)
Nun stellt sich die spannende Frage, ob die EZB den Erwartungen des Marktes gerecht werden kann. Wird Draghi nicht nur reden, sondern auch handeln? Dafür spricht einiges. Natürlich ist der geldpolitische Kurs der EZB nicht unumstritten – die öffentlichen Querschläger der Deutschen Bundesbank sprechen eine klare Sprache. Allerdings dürfte Draghi ohne das grüne Licht der deutschen Bundesregierung kaum so agieren, wie er es tut.
Für ETF-Investoren, die mit diesem Szenario rechnen, bietet sich an, auf Eurozonen-Aktien zu setzen. Sie finden in der Tabelle unten eine Auswahl an EURO STOXX 50 ETFs. Derartige Produkte würden zu den Profiteuren einer fortdauernd freundlichen Aktienmarktentwicklung in der Eurozone zählen. Wer mit dem Erfolg der geldpolitischen Lockerung der EZB rechnet, sollte auch auf breit diversifizierte Euroland-Bond-ETFs setzen. Sie finden einige dieser Produkte ebenfalls in der unteren Liste.
Anleger, die aktiven Fondsmanagern vertrauen, können ebenfalls unter zahlreichen Produkten wählen. Wir haben einige Euroland-Aktien- und Euroland-Bondfonds mit guten Morningstar Analyst Ratings zusammengestellt. Einen kurzen Steckbrief der Aktienprodukte finden Sie hier, zu entsprechenden Bond-Fonds gelangen Sie hier.
Szenario 2: Es kam schlimm, und es kommt noch schlimmer
Doch bekanntlich kommt es zum einen anders und als man denkt. Natürlich gibt es eine Alternative zu diesem für Aktien-Anlegern und risikofreudigen Bond-Investoren erfreulichen Szenario. Der Erfolg der EZB hängt nicht zuletzt an ihrer Glaubwürdigkeit. Einige prominente Volkswirte, unter anderem Prof. Marcel Fratzscher vom DIW, seines Zeichens auch Wirtschaftsweise und Berater der Bundesregierung, sehen diese schwinden. Wer so nachhaltig sein Inflationsziel verfehle, laufe Gefahr, nicht länger als maßgebliche Instanz an den Märkten wahrgenommen zu werden (lesen Sie hier mehr).
Fakt ist jedenfalls, dass die Fallhöhe beim optimistischen Szenario beachtlich ist. Verpuffen die erwarteten Maßnahmen der EZB bzw. schwinden die Hoffnungen auf deren Erfolg, dürften die Ängste über ein Auseinanderbrechen der Eurozone widerkehren. Dann droht den Aktienmärkten der Absturz, und Spanien- und Italien-Bonds dürften wieder im wahrsten Sinne des Wortes zu Spread-Papieren mutieren. In diesem Fall hilft dem Euro-Portfolio nur ein Rezept: deutsche Staatsanleihen. ETF-Anleger finden in der unteren Liste ebenfalls eine Auswahl an Bund-ETFs, die eine gute Rezeptur bei der Rückkehr der Risikoaversion darstellten.
Anleger, die aktiv verwaltete Rentenfonds bevorzugen, finden hier eine Auswahl an Deutschland-lastigen Produkten, die freilich nie eine derart konzentrierte Wette auf deutsche Staatsanleihen fahren, wie das bei Bund-ETFs der Fall ist. Euro-Rentenfonds weisen eine deutlich breitere Diversifikation auf als deutsche Bunds im ETF-Kleid - aktive Fondsmanager sind nun einmal gezwungen, durch höhere Risiken Performance zu liefern - schon allein, um die relativ hohen Kosten zu rechtfertigen. Bond-ETFs haben hier prinzipiell einen sehr großen Vorteil durch niedrige Kosten.
Tabelle: Bunds für die Pessimisten, Euro-Aktien und -Bonds für die Optimisten