Das erklärte Ziel von Absolute Return-Fonds ist, in jedem Marktumfeld – egal ob bei steigenden oder fallenden Kursen – eine positive Rendite einzufahren. Es besteht allerdings keine Garantie, dass diese Aktien- und/oder Renten-basierten Fonds auch tatsächlich liefern. Der Unterschied zu klassischen Aktien- oder Anleihe-Fonds ist, dass Absolute Return-Produkte durch bestimmte Mechanismen und Strategien eine geringere Volatilität anstreben. Dass auch beim Erfolg des Unterfangens eine geringere Performance herausspringt als in guten Zeiten beim zugrundeliegenden Markt, versteht sich von selbst. Absolute Return Fonds gehen beispielsweise auf korrelierende Wertpapiere long- und short-Positionen gleichzeitig ein oder investieren in komplexere Produkte wie forderungsbesicherte Wertpapiere. So verlockend der Ansatz erscheinen mag, sollten Anleger diese Fonds aber nicht als Ersatz für klassische Kapitalmarktprodukte sehen. Absolute-Return-Produkte können aufgrund der eingegangenen Short-Positionen und der komplexeren Strukturen ein höheres Risiko aufweisen als herkömmliche Fonds. In jedem Fall sind sie für Privatanleger schwer berechenbar. Am ehesten eignen sich solche Fonds für die Diversifizierung eines Aktien-Renten-Portfolios oder um die Volatilität zu reduzieren.
Eines der jüngeren Produkte auf dem Absolute Return-Markt ist der Kames Capital Absolute Return Bond Fund, der seine Strategie mit Anleihen umsetzt. Wesentlicher Punkt bei dem Fonds ist eine marktneutrale Strategie. Wir haben Portfoliomanager Colin Finlayson zu seinem Ansatz, die Portfolioaufstellung und wie gut er gegen steigende Zinsen gewappnet ist, befragt.
Herr Finlayson, aktuell sind wir in einem Niedrigzinsumfeld, von dem wir uns früher oder später lösen werden. Die Zinsen werden also wieder steigen. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass die Anleihepreise fallen. Wie wollen Sie dann eine positive Rendite liefern?
Wir werden auch in Zeiten fallender Kurse eine marktneutrale Strategie umsetzen. Wir sind nicht von der Richtung der Rentenmärkte abhängig. Wenn Sie in Ihrem Portfolio ein positives Beta haben, sind steigende Zinsen ein Problem. Dann werden Sie Geld verlieren. Verzichten Sie hingegen auf das Beta im Portfolio, dann spielt es keine Rolle, ob die Zinsen oder Kurse steigen oder fallen. Seit Auflage des Fonds vor gut drei Jahren war die rollierende 12-Monats-Rendite immer positiv, unabhängig von der Zinsentwicklung. Natürlich sind innerhalb dieser Zeit die Anleihe-Kurse hauptsächlich gestiegen, es gab aber auch Perioden, in denen das nicht der Fall. Beispielsweise im Mai und Juni 2013, als der damalige US-Notenbankchef Ben Bernanke eine Straffung der Geldpolitik ankündigte. In diesem Zeitraum haben viele Rentenfonds Verluste verbucht, unser Fonds hat im Mai und Juni 2013 aber eine positive Rendite eingebracht. Das ging nur, weil wir kein Beta in unserem Portfolio hatten.
Da Sie Marktneutralität anstreben und somit eine Long-short-Strategie fahren, ist die Volatilität vielleicht Ihr Freund?
Korrekt. Steigende Zinsumfelder machen uns keine Angst. Denn mit ihnen kommt Volatilität in den Markt und es bieten sich Gelegenheiten für uns. Genau darauf schauen wir. Wir würden uns viel mehr Sorgen machen, dass die Volatilität im Markt verschwindet. Denn wenn sie ausbleibt, verschwinden auch die Unterschiede zwischen den Investments, gute Gelegenheiten werden seltener und es wird schwieriger, unsere Anlageideen umzusetzen.
Ihr Spielfeld beschränkt sich nicht nur auf Staatsanleihen?
Unser Portfolio ist in drei große Bereiche aufgeteilt: Das „Carry-Module“ enthält qualitativ hochwertige kurzlaufende Unternehmensanleihen. Damit generieren wir das Einkommen für unseren Fonds. Zum Zweiten gibt es das „Credit Module“, in dem wir mit Unternehmensanleihen eine Long-short-Strategie umsetzen die im Ergebnis marktneutral ist. Die gleiche Strategie wenden wir bei unserem dritten Modul, dem „Rates-Modul“ an, das wir mit Staatsanleihen befüllen. Da es uns um Marktneutralität geht, haben wir für uns keine formale Asset Allocation mit Gewichtung der einzelnen Anleihe-Arten definiert. Wichtiger sind für, günstige bzw. attraktive Gelegenheiten an den Märkten wahrzunehmen. Die Allokation in den Bereichen Rates und Credit basiert daher auch auf einer Bottom-up Portfoliokonstruktion. Wenn wir zehn gute Investmentideen gefunden haben, dann kommen auch alle zehn ins Portfolio. Das ergibt die Gewichtung der Asset-Klassen im Fonds. Entscheidend ist für uns, das Risiko zu jeder Zeit zu kontrollieren und nicht der Rendite nachzulaufen. Um das Kapital zu erhalten und das Verlustrisiko zu minimieren, muss man diszipliniert bleiben und sich an seine Vorgaben halten.
Dann sollten Anleger auch Vorsichtig sein, wenn sie in Ihrem Fonds eine überschießende Performance sehen?
Das kann man so sagen. Denn sobald die Performance nach oben geht, steigen die Gefahren eines größeren Rückschlags. Wir machen keine direktionalen Marktprognosen, eine Hausse kann heute, morgen oder übermorgen abbrechen und bei direktionalen Strategien hohe Verluste bewirken. Wer mehr Potential nach oben will, muss auch mit dem eines Rückschlags leben und wer nur nach oben schaut, gerät unter Umständen in eine Falle. Bei unserem Ansatz streben wir durch Long-short-Positionen korrelierender Investments Marktneutralität an, die dafür etwas auf Kosten der Performance geht.
Wie gehen Sie denn mit dem Währungsrisiko um, dass Anleiheinvestments oft mit sich bringen?
Wir umgehen alle Fremdwährungsrisiken durch Hedging. Wir haben vor mehreren Jahren beschlossen, das Währungsrisiko vom Anleiherisiko zu trennen. Währungen sind zwar eine valide Quelle für eine zusätzliche Performance, unserer Ansicht nach ist das Risiko aber zu hoch.
Dennoch schauen wir auf den Devisenmarkt und finden dort eine Menge Informationen, die für uns wertvoll sind: Wir verfolgen unter Anderem die EZB-Entscheidungen und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung des Euro, was sie für das Wirtschaftswachstum in Europa bedeuten und ob man so letztlich auf den Anleihemarkt in Europa long oder short gehen sollte. Man muss also nicht direkt in Devisen investieren um vom Währungsmarkt in Form vom Trends und Informationen zu profitieren.
Können Sie uns ein Beispiel in der Praxis nennen?
Durch die drei Strategien des Fonds sind wir nicht gezwungen uns für ein Investment zu entscheiden. Selbst wenn man es lieber nicht machen würde. Wir haben hingegen die Möglichkeit, auf den Staatsanleihe-Markt auszuweichen, wenn auf dem Credit-Markt die Kosten hoch sind, die Liquidität schlecht ist und wir lieber nicht investieren können. Der Fonds wurde im vierten Quartal 2011 aufgelegt, in einer der volatileren Phasen. Damals haben wir in unserem „Credit Modul“ die niedrigste Allokation gehabt, die seitdem nie geringer war. Dafür waren Staatsanleihen am stärksten gewichtet, weil es damals viele Gelegenheiten gab, bei der Credit-Seite war das zunächst nicht der Fall. Es geht uns darum, flexibel zu sein, und dort zu investieren, wo die besten Kaufgelegenheiten sind.
Ihr Absolute-Return-Ziel bemisst sich am Libor, der derzeit bei null ist. Vor dem Hintergrund des Anleihekaufprogramms der EZB werden die Zinsen für längere Zeit nicht vorhanden sein. Lohnt sich dann der ganze Aufwand für Anleger überhaupt?
Zugegeben, unser Fonds ist kein Renditeturbo. Dafür ist die Performance-Kurve stetig ansteigend mit einer Volatilität von nur 0,68% pro Jahr seit Auflegung. Unser Ziel ist es, den Dreimonats-LIBOR um 2% bis 3% nach Gebühren und über einen rollierenden Zeitraum von drei Jahren zu übertreffen. Wir wollen das schon auf 12-Monatssicht erreichen, offiziell sind es in unseren Papieren allerdings die genannten drei Jahre. Das entspricht angesichts der Null-Inflation einer ordentlichen Realrendite.
Bei einem absehbaren Nullzins und einer absehbaren Über-null-Inflation wird die Performance aber nicht notwendigerweise auch real positiv bleiben.
Das würde aber nicht nur uns so ergehen. Am Ende frisst die Inflation alle auf.
Die Fragen stellte Michael Haker