Anfang dieser Woche hat der Indexanbieter MSCI angekündigt, dass die A-Shares chinesischer Unternehmen (sie waren bislang vor allem Anlegern des chinesischen Festlands vorbehalten, ausländische Investoren hatten bestimmte Auflagen zu erfüllen) in die globalen und chinesischen MSCI-Indizes aufgenommen werden könnten. Zuvor müssen mit der chinesischen Aufsichtsbehörde (CSRC) jedoch noch ausstehende Fragen hinsichtlich der Liberalisierung des chinesischen Aktienmarktes geklärt werden. (lesen Sie hier mehr)
Die Ankündigung von MSCI hat dennoch Erwartungen geweckt und es ist somit absehbar, dass dieses Aktiensegment auf absehbare Zeit in die globalen Finanzmärkte integriert wird. China macht in mehreren Emerging Markets oder Asien-Indizes zwischen 20% und 35% aus, in BRIC-Indizes hat China eine Gewichtung von gut 58%. Als Folge der Ankündigung von MSCI wären wohl substantielle Zuflüsse in die in Shanghai und Shenzhen gelisteten Aktien zu erwarten.
Anleger, die nun eine strategische Wette auf steigende Kurse bei chinesischen A-Shares eingehen, sollten jedoch – je nach Anlagehorizont – das Währungsrisiko berücksichtigen. Wir stellen im Folgenden einige China-Indizes vor, die von den nach Fondsvolumen größten ETFs abgebildet werden. Die Basiswährung dieser ETFs lautet entweder auf Euro oder US-Dollar. Die zugrundliegenden Aktien jedoch, in die die verschiedenen ETFs investieren, lauten auf den Chinesischen Renmimbi, der sich nicht völlig frei im Währungsmarkt bewegt. Je nach Anlagehorizont, den Anleger verfolgen, sollte daher der Währungseffekt nicht unberücksichtigt bleiben: Nach Meinung einiger Marktteilnehmer wird die US-Zentralbank FED noch vor der Europäischen Zentralbank die Leitzinsen anheben, was kurz bis mittelfristig zu einer weiteren Aufwertung des US-Dollar führen kann. Auf lange Sicht wird antizipiert, dass auch die EZB wieder ihre Zinsen anhebt. Sofern daraufhin der Euro gegenüber dem Greenback wieder aufwertet, verlieren Investments in US-Dollar für Anleger im Euro-Raum aufgrund des Währungseffektes an Wert.
Hang Seng China Enterprises
Der Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) besteht aus Aktien, die an der Hongkonger Börse gehandelt werden (H-Aktien) und berücksichtigt nur die größten Unternehmen, die auch im Hang Seng Composite Index (HSCI) vertreten sind. Derzeit umfasst der Index 40 Unternehmen, gewichtet nach der Marktkapitalisierung und Streubesitz. Damit einzelne Werte keinen zu großen Einfluss auf die Entwicklung des Index haben, ist die Gewichtung bei maximal 10% gedeckelt.
Im Vergleich zu vielen anderen Indizes ist der HSCEI kaum diversifiziert. Was bei Asien-Indizes häufiger zu beobachten ist, ist die sehr hohe Gewichtung von Finanzwerten. Im HSCEI machen sie gut 70% aus, was den Diversifikationseffekt innerhalb des Index limitiert. Die nächstgrößeren Sektoren liegen mit Gewichten von 13,9% (Energietitel) und 5,6% (Immobilienwerte) relativ weit abgeschlagen. Eine mangelnde Diversifikation kann man dem Index auch im Hinblick auf die zehn größten Positionen vorwerfen, deren Gewichtung zusammengenommen knapp 70% ausmacht. Acht dieser Top-10-Werte sind Finanztitel wie CCB (10%), ICBC (10%), Bank of China (9,9%), Ping An (8,7%) und China Life Insurance (8,1%). Mit Blick auf die historische hohe Volatilität von durchschnittlich etwa 40% seit 1994 und der Klumpenrisiken auf Einzeltitel-und Sektorebene verlangt dieser Index Anlagern einiges an Toleranz gegenüber starken Kursschwankungen ab.
FTSE China 50 NR USD
Auch der FTSE China 50 ist nach der klassischen Marktkapitalisierungsmethode gewichtet und beinhaltet die Aktien der 50 größten Unternehmen, die an der Börse Hong Kong gehandelt werden. Dementsprechend werden auch für die Berechnung dieses Index H Shares sowie Red Chips, und seit März 2013 auch P Chips berücksichtigt. Die maximale Gewichtung eines Unternehmens liegt bei 10%, was alle drei Monate angepasst wird, sofern die Gewichtung eines oder mehrerer Unternehmen darüber hinaus geht.
Über die letzten drei Jahre wies der FTSE China 50 eine höhere Korrelation mit den asiatischen Emerging Markets (79% mit dem MSCI EM Asia Index), als mit entwickelten Märkten auf; die Korrelation mit dem MSCI World liegt über drei Jahre bei etwa 49%, mit dem S&P500 bei 33%. Die Korrelation mit dem Verlauf des MSCI China A-Shares, der Chinesische Aktien enthält, die in Shenzhen und Shanghai gelisted sind, liegt überraschenderweise bei nur 50%, obwohl der Fokus beider Indizes auf chinesischen Unternehmen liegt. Finanzwerte dominieren in diesem Index nicht ganz so deutlich, sind mit 47% aber dennoch hoch gewichtet. Die nächstgrößeren Sektoren im Index sind Rohstoffe (12%), Telekommunikation (10,8%) und Technologie (10,6%). Der FTSE China 50 ist ebenfalls recht Kopflastig, da die Top-10-Werte 57% ausmachen, wobei es sich auch hier überwiegend um Finanzwerte sowie Öl- und Gas-Unternehmen handelt.
CSI 300 CNY
Ein weiterer Index auf chinesische Aktien ist der CSI 300 Index. Bei diesem Index handelt es sich um einen Preisindex Ist, was bedeutet, dass Dividendenzahlungen nicht berücksichtigt werden. Der CSI 300 besteht aus den 300 größten chinesischen Unternehmen, die in Shanghai und Shenzhen (A-Shares) in Yuan gelistet sind und deckt 70% der Marktkapitalisierung dort ab. A-Shares waren ursprünglich nur Anlegern des chinesischen Festlands vorbehalten und für ausländische Investoren nur schwer und unter Berücksichtigung strenger Auflagen zugänglich. Grundlage für die Gewichtung der Einzelwerte ist die im Streubesitz befindliche Marktkapitalisierung.
Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen die Aktien seit mindestens drei Monaten an der Börse in Shenzhen und Shanghai gelistet sein, zu den 60% der liquidesten A-Shares gehören und die Unternehmen dürfen keinen finanziellen Probleme oder rechtlichen Restriktionen unterliegen. Zudem dürfen die Kurse der Aktien keinen auffällig hohen Schwankungen unterliegen, die ein Hinweis auf Preismanipulationen sein könnten.
In der Vergangenheit wies der CSI 300 gute Diversifikationseigenschaften auf, da seine Korrelation mit dem MSCI World in den letzten drei Jahren bei -6% und mit dem MSCI EAFE Index bei -8% lag. Mit dem MSCI China Index korreliert er im selben Zeitraum mit etwa 44%.
Finanzunternehmen sind hier mit gut 35% deutlich weniger hoch gewichtet als im HSCEI. Danach folgen Industrietitel (20%) und Konsumwerte (13%). Auch die Gewichtung in den Top-10-Titeln ist mit gut 20% deutlich geringer.
Drei China-Indizes von MSCI
Drei China-indizes von MSCI werden von den größten China-ETFs abgebildet: Dem MSCI China sowie seinem Sub-Index dem MSCI China H-Shares. Beide Indizes investieren in non-domestic Aktien, also solche Unternehmensanteile, die primär von ausländischen Investoren gekauft werden. Der Dritte im Bunde ist der MSCI China A-Shares, der Aktien enthält, die bislang für ausländische Investoren nur schwer zugänglich waren, da sie für inländische Anleger gedacht waren und nur in Shenzhen und Shanghai gehandelt werden. Die drei MSCI-Indizes werden vierteljährlich auf Gewichtung und Zusammensetzung hin überprüft. Neugewichtungen und mögliche Änderungen bei den Einzelwerten sind alle sechs Monate vorgesehen. Signifikante Unterschiede zwischen den Indizes bestehen vorallem bei der Sektorgewichtung.
MSCI China
Der MSCI China Index ist ein Preisindex und deckt ca. 85 % der Marktkapitalisierung des zugrunde liegenden chinesischen Aktienmarktes ab. Derzeit besteht der Index aus 139 Aktien und beinhaltet H und B-Shares sowie Red Chips und P-Chips. Finanzwerte sind auch hier mit 42% am stärksten gewichtet. Daneben zählen IT-Werte (13,4%), Telekommunikationsaktien (10,3%) und Energiekonzerne (9,5%) zu den prominentesten Sektoren.
MSCI China H
Im MSCI China H-Shares befinden sich große und mittlere Unternehmen Chinas, deren Aktien an der Börse in Hong Kong gehandelt werden. Wie beim Hang Seng China Enterprises Index wird auch hier die Sektordiversifikation klein geschrieben: Finanzwerte sind mit einem Gewicht von 65% überproportional vertreten, gefolgt von Energietiteln (11,2%) und Industrieaktien (9,3%). Dieses Ungleichgewicht setzt sich in den Top-10-Werten fort: Zusammen haben sie einen Anteil von gut 62% im Index, darunter befinden sich alleine acht Finanzwerte sowie zwei Energietitel.
MSCI China A
Vergleichsweise ausgewogen kommt der MSCI China A daher. Auch er enthält große und mittelgroße chinesische Unternehmen, doch in diesem Fall allerdings die A-Aktien der Börsen in Shenzhen und Shanghai. Bei der Sektorgewichtung machen Finanzwerte als größte Branche „nur“ 30% aus, gefolgt von Industriewerten (21%), zyklischen Konsumgütern (10,7%) und IT-Unternehmen (9,5%). Auch bei den Top-10-Werten ist der MSCI China A deutlich weniger kopflastig: Zusammen haben sie ein Gewicht von knapp 16%. Allerdings sind auch hier mit Finanzwerte (acht aus zehn) am häufigsten vertreten.
ETFs, die diese Indizes mit Fokus China abdecken, gibt es seit über zehn Jahren abgedeckt
ETFs auf China-Indizes
Der älteste ETF unserer Auswahl, der ausschließlich chinesische Aktien enthält, kommt vom Marktführer iShares und ist seit Oktober 2004 erhältlich. Er trackt den FTSE China 50 und hat ein Vermögen von knapp 960 Millionen Euro. Mit laufenden Gebühren von 74 Basispunkten müssen Anleger bei diesem ETF noch etwas mehr bezahlen als beim äquivalenten von db x-trackers. Der ETF der Deutschen Bank ist seit 2007 auf dem Markt, kostet jährlich 60 Basispunkte und umfasst ein Vermögen von 414 Millionen Euro. Die meisten Anlegergelder folgen somit dem FTSE China 50.
Das zweitgrößte Volumen liegt aktuell in ETFs auf den CSI 300, der die Performance von 300 A-Shares abbildet. Zwei Produkte kommen von der Deutschen Bank, darunter auch das Jüngste unserer Auswahl auf den CSI 300, bei dem die Kosten im Mai diesen Jahres von 1,1% auf 0,65% reduziert wurden. Der Unterschied zu dem etwas preisgünstigeren db x-trackers CSI300, der mit 50 Basispunkten zu Buche schlägt, ist die Replikationsmethode: Während der Erstgenannte den Index physisch voll repliziert, ist der günstigere ETF synthetisch replizierend. Die Kostenskala wird allerdings nach unten hin von Lyxor definiert mit laufenden Kosten von 40 Basispunkten seit September 2013. Der Lyxor ETF CSI 300 A-Share C ist ferner der einzige ETF in unserer Auswahl, der in der Basiswährung Euro den entsprechenden Index abbildet.
Das französische Investmenthaus stellt zugleich auch den von Fondsvolumen her größten ETF mit gut 1,04 Milliarden Euro. Der Lyxor-ETF auf den HSCEI ist seit 2005 auf dem Markt erhältlich und mit laufenden Kosten von 65 Basispunkten leicht über dem Durchschnitt der Fonds in unserer Tabelle. Die Basiswährung ist hier, genauso wie beim Amundi ETF MSCI China in Euro. Alle anderen ETFs unserer Auswahl haben als Basiswährung US-Dollar.
Tabelle: ETFs auf die unterschiedlichen China-ETFs
Traum Renditen und moderate Rückschläge
Es wäre Jammern auf hohem Niveau, wenn man sagen würde, dass Indizes die H Shares, Red Chips und P Chips berücksichtigen, nicht ganz so gut gelaufen sind. Auf Jahressicht haben ETFs die entsprechende Indizes abbilden (den FTSE China 50, den MSCI China und den HSCEI) zwischen 54,5 und 58,8% eingebracht. Auf Dreijahressicht ist das Bild ebenso sehr ordentlich mit einem annualisierten Plus von knapp 20% beziehungsweise 7,5% bis 8% auf eine Sicht von fünf Jahren annualisiert. Andere Indizes sind noch etwas besser gelaufen.
Die Performance des Amundi-ETFs von den MSCI China H, der ausschließlich die H-Aktien berücksichtigt, ist im laufenden Jahr ist er mit einem Plus von gut 23,9% zwar leicht hinter dem breiteren MSCI China. Auf kurz und mittelfristige Sicht hat er sich jedoch um ein paar Basispunkte besser entwickelt, als Indizes mit mehr als nur den erwähnten H-Shares.
Der absolute Renditebringer waren aber Indizes auf chinesische A-Shares, die gerade im laufenden Jahr und auf Jahressicht allen anderen China-ETFs davongelaufen sind. Mit einer Performance von knapp 70% in 2015 ist der MSCI China A etwas besser gelaufen als Produkte auf den nicht ganz so breit gefassten CSI 300 (+60%). Auf Jahressicht ist das Bild noch etwas deutlicher: hier stehen traumhafte Wachstumsraten, knapp unter der Rate von 200%. Aber auch auf Zwei-, Drei- und Fünfjahressicht liegen Sie mit der Wertentwicklung ganz vorne mit einem Plus von gut 54% (zwei Jahre), 31% (drei Jahre) und 16,7% (fünf Jahre) annualisiert.
Zugegeben: Zeitweise Verluste von 13% bis zu knapp 27% über die letzten drei Jahre sind keine Kleinigkeit. Investments in Emerging Markets sind Erfahrungsgemäß volatiler als Kapitalanlagen in large Caps europäischer oder US-amerikanischer Unternehmen. Anleger sollten sich daher bei Ihren Investmententscheidungen der historisch höheren Volatilität solcher Investments im Vergleich zu beispielsweise Deutschen oder Europäischen Aktien bewusst sein und gegebenenfalls starke Nerven mitbringen.
Zu den Spreadkosten
Da europäische Investoren China-ETFs nur dann handeln können, wenn die Börsen in Hongkong, Shanghai und Shenzhen geschlossen sind, kommen nicht zu unterschätzende Handelsgebühren hinzu. Gerade in illiquiden Märkten fallen häufig relativ hohe Kosten an. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten. (lesen Sie hier mehr)