Glossar zum Aktienresearch I

Teil 1 unserer Übersicht über die geläufigsten Begriffe und Kennzahlen zur Bewertung von Aktien und Unternehmen: Bewertung bis Eigenkapitalrentabilität.

Michael Haker 19.06.2015
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Bewertung
Die Fair-Value-Schätzung unserer Analysten beruht in erster Linie auf dem urheberrechtlich geschützten dreistufigen Discounted-Cashflow-Modell (DCF) von Morningstar. Außerdem verwenden wir zur Bestimmung des Werts eines Unternehmens verschiedene weitere Analysemethoden, wie etwa Sum-of-the-Parts (Addition der Unternehmensteile), KGV sowie Ertrag. Wenn wir das Potenzial von Unternehmen bestimmen, mit ihren Vermögenswerten Cashflow zu erwirtschaften, blicken wir über das nächste Quartal hinaus, weil wir überzeugt sind, dass sich der Marktpreis eines Wertpapiers mit der Zeit dem Substanzwert des Unternehmens annähert.

Cashflow, freier (FCF)
Eine Kenngröße für die finanzielle Leistungsfähigkeit. Der Free Cashflow (FCF) steht für den Teil des Cashflows, der einem Unternehmen bleibt, nachdem es die für Erhalt und Erweiterung des Vermögensbestands erforderlichen Ausgaben getätigt hat. Alle nicht-Cash bezogenen Kosten wie Abschreibungen oder Amortisation, die das Netto-Einkommen reduzieren, werden wieder hinzugerechnet. Der freie Cashflow (FCF) ist für Anleger und Fremdkapitalgeber gerade deshalb wichtig, da er die Mittel darstellt, die für Dividendenzahlungen oder Zinszahlungen zur Verfügung stehen. Er zeigt zudem an, in wie weit das Unternehmen seinen Shareholder Value erhöhen kann. Denn ohne liquide Mittel ist es auch schwierig, eigene Aktien zurückzukaufen, neue Produkte zu entwickeln oder Übernahmen zu finanzieren.

Free Chash Flow


Cashflow, klassisch (CF)
Bei der Unternehmensanalyse ist der Blick auf die verschiedenen Cashflows (Mittelzuflüsse liquider Mittel) deshalb sinnvoll, da es ein relativ klares Bild vom aktuellen Zustand der eigenen Geschäftstätigkeit zeichnet. Unterschiedliche Abschreibungsmethoden der Unternehmen werden eliminiert, weshalb sich der Cashflow für Unternehmensvergleiche besser eignet, als der Jahresüberschuss. Für branchenübergreifende Vergleiche ist diese Kennzahl allerdings weniger geeignet. Der Cashflow eines Unternehmens ergibt sich aus dessen Einkünften (abzüglich der Beteiligungserträge) minus dessen Ausgaben für Zinsaufwendungen, Anlagen und andere Kosten. Er zeigt also die Finanzkraft eines Unternehmens aus eigener Geschäftstätigkeit an. Je höher der Cash Flow ist, desto weniger Fremdkapital muss beschafft werden, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.

Cash Flow

Cashflow, operativer (OCF)
Hierbei handelt es sich um den Cash-Anteil den ein Unternehmen aus operativer Geschäftstätigkeit generiert. Kosten für den Betrieb des Unternehmens, um diesen  Es ist also ein Indikator dafür, in wie weit ein Unternehmen aus seiner primären Geschäftstätigkeit Cashflow generieren kann um Wachstum und den Betrieb aufrecht zu erhalten. Beim den zufließenden Mitteln ist allerdings darauf zu achten, wo sie herkommen: vom Vertrieb der eigenen Produkte und Dienstleistungen oder der Liquidation von Assets.

Operating Cash Flow

Dividende pro Aktie
Die Summe der für jede ausgegebene Stammaktie ausgewiesenen Dividenden. Die Dividende pro Aktie (DPS) ergibt sich anhand der gesamten während eines ganzen Jahres ausgezahlten Dividenden (einschließlich Abschlagsdividenden, aber ohne Sonderdividenden), geteilt durch die Zahl der ausgegebenen Stammaktien. Am Tag der Dividendenzahlung wird der Dividendenbetrag von der Aktien abgezogen. Eine Aktien wird dann „Ex Dividende“ gehandelt.

Dividendenrendite %
Die Dividendenrendite drückt aus, wie hoch das in Aktien investierte Kapital verzinst wird. Diese Kennzahl ist nicht nur für Anleger, sondern auch für Indexanbieter relevant. Die Konstruktion vieler Einkommensorientierten oder „High Dividend“-Indizes (beispielsweise der DivDAX) hängt von der Dividendenrendite der Indexbestandteile ab. Dividendenzahlungen sind allerdings schwankungsanfälliger als beispielsweise Couponzahlungen bei Anleihen. Aus diesem Grund ist auch die Zusammensetzung der Dividendenindizes nicht starr. Bei der Dividende wird der Wert zum letzten Monatsende genommen, nicht zum abgelaufenen Geschäftsquartal.

Dividendenrendite

EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern)
Teilweise auch als „Operating Income“ bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine Kennzahl, die international  angewendet wird und einen Rückschluss auf die operative Geschäftstätigkeit eines Unternehmens ermöglicht. . Das EBIT enthält neben dem Jahresüberschuss auch Erträge aus beispielsweise Unternehmensbeteiligungen, sowie Zinszahlungen und -erträge. Diese Einkünfte hängen nicht zwangsläufig mit dem Kerngeschäft zusammen und können von sich von Unternehmen zu Unternehmen stark unterscheiden. Das EBIT sollte daher im Zusammenhang mit anderen betrachtet werden.

EBIT

EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen)
Das EBITDA ist sozusagen das EBIT, zusätzlich erweitert um die Abschreibungen und Amortisation von Sachanlagen und immateriellen Wirtschaftsgütern. Da liquiditätsunwirksame Abschreibungen hinzugerechnet werden, kann das EBITDA als Annäherung zum Cash Flow dienen. Als Kennzahl eignet es sich gerade für junge Unternehmen, die einen hohen Abschreibungsaufwand haben. Das EBITDA eignet sich allerdings weniger als Vergleichskennzahl über mehrere Industriezweige hinweg, da alleine Abschreibungen von Branche zu Branche ganz unterschiedlich hoch ausfallen können.

EBITDA

Economic Moat – nachhaltiger Wettbewerbsvorsprung
Der nachhaltige Wettbewerbsvorsprung wird auch mit dem Bild des „Economic Moat‘‘ (etwa: unternehmerischer Schutzgraben) ausgedrückt. Die Frage lautet: Wie wahrscheinlich ist es, dass Unternehmen ihre Wettbewerber über längere Zeit vom eigenen Markt fernhalten können. Denn bei der Suche nach ausgezeichneten langfristigen Investitionen ist es besonders wichtig, Unternehmen zu kaufen, die ihren Wettbewerbern auch künftig einen Schritt voraus sind. Dieses Merkmal wollen wir mit dem Economic-Moat-Rating erfassen.

Eigenkapitalrentabilität (EKR, ROE)
Mit der Eigenkapitalrentabilität wird die Rentabilität eines Unternehmens als Verhältnis zwischen Gewinn und eingesetztem Eigenkapital (Mittel von Gesellschaftern aufgrund von Beteiligungen, d. h. einfache Kapitalreserven + Rückstellungen) erfasst.

Eigenkapitalrendite

Beispielrechnung EBITDA, EBIT, EBT und Jahresüberschuss
Der Jahresüberschuss ist der Reingewinn nach Steuern und Abschreibung, der dem Unternehmen bleibt. Die folgende Beispielrechnung soll verdeutlichen, wie sich die entsprechenden Umsatzkennzahlen ergeben:

Beispiel EBIT-Berechnung

Weitere Teile unseres Glossar zum Aktienresearch:
Zu Teil II: Fair Value bis Morningstar Rating. Bitte hier klicken.
Zu Teil III: Preis/Fair-Value bis Unternehmenswert. Bitte hier klicken.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.