Viele Anleger blicken über den Tellerrand des eigenen Portfolios und stellen nicht nur die Frage nach der Performance des eigenen Fonds. Sie wollen vielmehr auch wissen, wie sich vergleichbare Produkte geschlagen haben – und warum. Etliche Informationen sind auf unserer Website abrufbar. Auf morningstar.de haben Sie die Möglichkeit, mehr zum Rendite-Risiko-Profil von Fonds sowie der Zusammensetzung der Portfolios zu erfahren (lesen Sie hier mehr).
Weil wir unseren Lesern einen Schnaps mehr an Informationen bieten möchten, als es die einschlägigen Charts und Screenings hergeben, starten wir eine wöchentliche Serie, in der wir die aktiv verwalteten Fonds einer Morningstar Kategorie unter die Lupe nehmen. Unsere Kategorien enthalten bekanntermaßen auch Indexfonds. Diese Produkte schließen wir aus diesen Übersichten aus. Unsere Auswertung ist zudem pan-europäisch gestaltet und umfasst somit nicht nur die Fonds, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Vertrieb zugelassen sind. Die Profile der großen Masse an Produkten sagt mehr aus über die Gesamtheit des Markts, als Produkte, die nur in einzelnen Märkten vertrieben werden. In einem separaten Artikel liefern wir darüber hinaus eine Übersicht über aktiv verwaltete Fonds, die über positive Morningstar Analyst Ratings verfügen und denen unsere Fondsanalysten künftig ein überdurchschnittlich gute risikoadjustierte Rendite zutrauen.
Asienfonds wecken die Phantasie der Investoren
Wir starten unsere Serie mit der Morningstar Kategorie Aktien Asien ex Japan. An wohl kaum einer anderen Anlageregion scheiden sich derart die Geister wie hier. Der Grund lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: China! Das Reich der Mitte wächst so stark wie kein Industrieland. Einerseits. Dennoch ruft die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft inzwischen zunehmend die Skeptiker auf den Plan. Im historischen Vergleich ist das Wachstum niedrig. Mit einer Niedrigzinspolitik hofft die Notenbank in Beijing auf mehr Wachstum, befeuert damit allerdings auch das Kreditwachstum, das insbesondere im privaten Sektor aber auch auf der Ebene der Regionen besorgniserregende Ausmaße erreicht hat. Von der Kreditblase zeigt sich der chinesische Aktienmarkt indes unbeeindruckt. China-Aktien, vor allem solche aus dem so genannten A-Segment, haben sich 2015 sehr gut entwickelt (lesen Sie hier mehr).
Die große Bedeutung Chinas schlägt sich in den Asien-Benchmarks nieder. Der Kategorie-Index dieser Fonds ist der MSCI AC Asia ex Japan. Die Benchmark der aktiven Fonds beinhaltet gut 600 Standardwerte und Mid Caps aus zehn Ländern in Asien. Er deckt damit gut 85% der Marktkapitalisierung in dieser Region ab. Aktien aus China machten per Ende Mai knapp 30% aus. Es folgen Südkorea (16%), Taiwan (15%) Hongkong (13%) und Indien (8%). Auf Sektorebene stehen Finanzwerte an erster Stelle mit 34%, gefolgt von IT-Aktien (21,5%), Industrieunternehmen (9,5%) und zyklischen Konsumtiteln (8%). Auf Einzeltitelebene dominieren Samsung (3,8%), Taiwan Semiconductors (3,4%), Tencent Holdings (3%), China Mobile (2,4%) und AIA-Group (2,3%).
In unserer Datenbank Morningstar Direct haben wir per Ende Mai 216 europaweit 216 zum Vertrieb zugelassene Aktienfonds dieser Kategorie gefunden. Sie brachten per Ende Mai 69,3 Milliarden Euro auf die Waage. Während in den vergangenen drei Jahren Anleger insgesamt 1,8 Milliarden Euro netto aus diesen Produkten abgezogen haben, war die Nachfrage nach Fonds für Aktien Asien ex Japan in diesem Jahr sehr hoch: Gut 2,7 Milliarden Euro investierten Anleger europaweit per Ende Mai in diese Fonds. Anleger folgen damit einmal mehr der Performance der Vergangenheit: 2014 konnten indische Aktien aufgrund von Reformhoffnungen, die mit dem Regierungswechsel zu Narendra Modi verbunden waren, einen Wertzuwachs von deutlich über 30% zu verzeichnen. Seit dem vierten Quartal 2014 schießen wiederum China-Aktien die Lichter aus, vor allem aus dem A-Segment (das derzeit freilich nicht in den regionalen und internationalen Indizes enthalten ist und auch nicht in großem Stil den Fonds dieser Kategorie offensteht).
Kommen wir nun zu den Kennzahlen der Fondskategorie. In der unteren Tabelle haben wir einige wichtige Merkmale zusammengefasst. Neben den üblichen Performance-Kennzahlen finden Sie auch die wesentlichen Informationen zu den Fondskosten und zum Risiko, ausgedrückt durch den maximalen Verlust in drei Jahren.
Tabelle: Rendite-Risiko-Profil von Aktienfonds Asien ex Japan
Kommen wir zunächst zum Rendite-Risiko-Profil der aktiven Fonds dieser Kategorie. Überraschend der erste Befund: In diesem Jahr lagen die Manager per Ende Mai leicht vor der MSCI-Benchmark. Für Euro-Investoren sprangen im Schnitt 21,15% heraus, verglichen mit einem Plus von 20,89% beim MSCI AC Asia ex Japan Index. Auch in den vergangenen drei Jahren lagen die aktiven Fonds im Schnitt vorn. Pro Jahr erreichten sie eine Performance von 16,78% gegenüber 16,65% beim Index. Kumuliert übertrafen die aktiv verwalteten Fonds den Index um 1,85%. Allerdings wurde die Outperformance mit einem überdurchschnittlichen Risiko erkauft. Der maximale Verlust in den vergangenen drei Jahren belief sich auf 10,86%, verglichen mit einem Drawdown von 7,69% beim Index.
Übrigens lagen die aktiven Fonds in den vergangenen fünf Jahren hinten: Summa summarum schlug kumuliert seit Juni 2010 eine Underperformance von 2,01% zu Buche.
Wie sind die Fonds dieser Kategorie positioniert?
Da wir über die vollständigen Portfolios eines großen Anteils der Fonds verfügen, können wir uns ein recht genaues Bild über die aktuellen Schwerpunkte der aktiven Fondsmanager machen und über die Allokationsveränderung über die Zeit. Heute stehen für viele Fondsmanager China-Aktien auf der Agenda, wie eine Auswertung von 200 Portfolios zeigt, von denen wir aktuelle Daten einsehen können. Im Schnitt waren die Fonds zu 28,1% in China-Aktien investiert. Das ist ein Tick mehr als beim Index (27,82%). Die Spanne reicht allerdings von unter 10% bis über 40%. Am unteren Ende der Spanne liegen Fonds wie der Matthews Asia Focus Fund, First State Asia Innovation oder Aberdeen (Swiss) Tiger Equities. Eine China-Gewichtung von über 40% haben wir bei Fonds wie dem Vontobel Sust Asian Leaders (ex-Jap), East Capital (Lux) Emerging Asia oder UBAM Asia Equity High Dividend festgestellt.
Interessant ist, dass das A-Shares-Segment der China-Festlandsaktien im Schnitt mit rund 1,8% in den Asien-Fonds vertreten ist. Auch wenn dies absolut gesehen eine geringe Gewichtung ist, handelte es sich um eine bisher lohnenswerte Off-Benchmark-Wette – A-Aktien haben im Schnitt rund 200% in den vergangenen 12 Monaten zugelegt! Besonders markant fällt die China-A-Shares-Wette bei Fonds wie Pictet-Asian Equities Ex Japan, Invesco Asia Opportunities Equity und Baring Eastern aus, die bis zu 8% des Fondsvermögens in diesem Aktiensegment investieren.
Im Schnitt hat der Fonds-Performance in den vergangenen Jahren auch die recht deutliche Untergewichtung südkoreanischer Aktien geholfen. Per Mitte 2012 waren Südkorea-Aktien zu knapp 12% in den aktiven Asien-Fonds gewichtet, eine Untergewichtung von seinerzeit fast 400 Basispunkten im Vergleich zum MSCI AC Asia ex Japan Index. Angesichts der relativ schwachen Entwicklung südkoreanischer Aktien seit 2012 war dies in vielen Fällen eine gute Entscheidung.
In den Fonds untergewichtet waren auch Taiwan-Aktien, was in diesem Jahr der Fondsperformance geholfen hat (weniger 2012 bis 2014). Eine markante Änderung ergab sich nach Mitte 2012 bei Indien-Aktien. Bis Juni 2012 waren sie in den Asien-Fonds deutlich untergewichtet. Das hat bis Mitte 2014 geholfen. Im Zuge des Wahlsiegs von Narendra Modi hat sich das allerdings geändert. Der neue Premieminister hat offenbar die Hoffnungen auf Reformen bei den Portfoliomanagern geweckt. Derzeit sind Indien-Aktien gegenüber dem Index übergewichtet. Das ist vor allem der Fall bei Fidelity Emerging Asia, JOHCM Asia ex-Japan Small & Mid-Cap und DNB Asian Small Cap. Sie sind mit mindestens 30% des Fondsvermögens in Indien unterwegs.
Tabelle: Ländergewichtungen der Asien ex Japan Fonds
Financials sind bei Asien-Fonds out
Kommen wir nun zur Sektorebene. Finanzwerte sind in aktiven Asien-Fonds untergewichtet, was angesichts der Risiken im chinesischen Immobiliensektor nicht verwundert. 21,65% des Fondsvermögens stecken im Schnitt in aktiv verwalteten Asienfonds gegenüber 24,4% im MSCI-Index. In nur homöopathischen Dosen von bis zu 10% des Fondsvermögens investieren die Manager von Fonds wie BL-Equities Asia, Schroder ISF Asian Smaller Companies, SEB Asia Small Caps ex Japan oder Mirae Asset Asia Great Consumer Equities in Finanzaktien.
Wie die untere Tabelle zeigt, haben die Asien-Fondsmanager dagegen Industrie-Aktien sowie Konsumtitel in den vergangenen Jahren übergewichtet. Angesichts der doch recht hohen Kosten von durchschnittlich 1,83% pro Jahr ist die Outperformance aktiv verwalteter Asien-Aktienfonds insgesamt bemerkenswert. Allerdings sollten sich Anleger bewusst sein, dass das Risiko aktiver Fonds überdurchschnittlich hoch ist. In den vergangenen Jahren ist es also im Schnitt gut gegangen, weil Risiken per Saldo in heutigen Zeiten belohnt werden. Wer nunmehr ein besseres Gefühl für die Eigenschaften dieser Morningstar Kategorie bekommen hat, kann nun einen Blick auf einige unserer Fonds-Favoriten werfen. Sie gelangen hier zu drei Asien-Fonds mit positiven Morningstar Analyst Ratings.
Tabelle: Die Branchengewichtungen bei Asien ex Japan Fonds
Hier gelangen Sie zu einer Übersicht zu drei Fonds für Aktien Asien ex Japan mit positiven Morningstar Analyst Ratings.