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Zinsen, Griechenland und Schwellenländer halten Rentenanleger auf Trab

Es war eine holprige erste Jahreshälfte für europäische Rentenfondsanleger. Die Aussicht auf eine Zinserhöhung in den USA und die Krise in Griechenland, zusammen mit wachsender Besorgnis über die Verlangsamung des Wachstums in China, haben die Schlagzeilen beherrscht. Euro-Staatsanleihen sorgten währenddessen für eine Frühjahrsüberraschung.

Shannon Kirwin 15.07.2015
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Wie in den vorangegangenen Jahren war das Wirken der Notenbanken an den Anleihemärkten ein beherrschendes Thema für Anleihe-Investoren in der ersten Jahreshälfte 2015. Marktteilnehmer wappnen sich weiterhin für eine eventuelle US-Zinserhöhung, die die erste in fast einem Jahrzehnt wäre.

Zu Beginn des Jahres deutete der Marktkonsens allgemein darauf hin, dass die Fed im Juni beginnen könnte, die Zinsen anzuheben. Im Laufe des Jahres und im Zuge enttäuschender Wirtschaftszahlen aus den USA wurde der erwartete Anstieg nach und nach nach hinten geschoben. Derzeit erwarten die meisten Ökonomen die erste Schritte seitens der Fed im September oder später.

In den restlichen Ländern bewegten sich die Zentralbanken in die andere Richtung. Gegen Ende 2014 kündigte die Bank of Japan eine Ausweitung ihres monatlichen Anleihekaufprogramms an. Großbritannien hielt an seinem eigenen QE-Programm fest. Im April kündigte China neue Maßnahmen an, um die Kreditvergabe der Banken anzuregen.

Für europäische Investoren war jedoch die Mitteilung der Europäischen Zentralbank im Januar, sie würde Staatanleihen im Wert von €1,1 Billionen über einen Zeitraum von 19 Monaten kaufen, am wichtigsten. Durch die Ankündigung ermutigt investierten Anleger erneut stark in Rentenfonds, insbesondere bei den längeren Laufzeiten. Die Morningstar Kategorien ‚Unternehmensanleihen EUR‘, ‚Staatsanleihen EUR‘ und ‚Anleihen EUR Diversifiziert‘ verzeichneten im ersten Quartal Zuflüsse von jeweils rund €12 Mrd., €8 Mrd. und €6,5 Mrd. Gleichzeitig mussten viele Kurzläufer-Kategorien mit Abflüssen kämpfen, vor allem die Kategorie ‚Anleihen EUR ultra-short‘ büßte fast €2 Mrd. ein.

Kehrtwende bei Bundesanleihen

Die Auswirkungen des Anleihenkaufprogramms der EZB machten sich in fallenden Renditen bei Bundesanleihen bemerkbar. Nach 0,50% zu Jahresanfang fiel die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe und erreichte einen Tiefpunkt von nur 7 Basispunkten am 20. April. Die Zinskurven anderer Euro-Staatsanleihen folgten einem ähnlichen Muster. Die Morningstar Kategorien ‚Unternehmensanleihen EUR‘, ‚Staatsanleihen EUR‘ und ‚Anleihen EUR Diversifiziert‘ legten alle zwischen 2% und 4% zu, während die Kategorie ‚Anleihen EUR Langläufer‘ rund 11% erwirtschaften konnte.

Ende April erfolgte die Kehrtwende und die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen kletterte bis Ende Juni wieder auf knapp 1%. Für viele kam das überraschend, aber mehrere Faktoren scheinen eine Rolle gespielt haben. Das Ende der Sparprogramme in mehreren Ländern und aufgehellte Konjunkturdaten aus Europa, zusammen mit der moderaten Erholung des Ölpreises (von seinem Tief von $50 USD pro Barrel im Januar auf $66 Ende April) schoben die Inflationserwartungen höher, so dass vielen Investoren der Appetit für langfristige Anleihen verging.

Dies machte sich in fast jeder Anleihenkategorie bemerkbar. Auf EUR lautende Staatsanleihenfonds verloren im zweiten Quartal im Durchschnitt 4,5%, während die Fonds der Morningstar Kategorien für Investment-Grade- und High-Yield-Unternehmensanleihen 2,7% und 1,2 % an Wert verloren. Es gab ziemlich viel Differenzierung innerhalb der aktiv verwalteten Strategien. Der mit dem Morningstar Analyst Rating ‚Bronze‘ bewertete Zantke Euro Corporate Bonds, der die Kategorie im Jahr 2014 dank seiner Vorliebe für langlaufende Anleihen überflügelte, verlor mehr als 4% im zweiten Quartal 2015 und war damit eines der Schlusslichter in der Morningstar Kategorie ‚Unternehmensanleihen EUR‘. Erwartungsgemäß hielten sich die Fonds am besten, die eine vorsichtige Durationspositionierung eingenommen hatten. Der mit ‚Bronze‘ bewertete Pioneer Funds Euro Corporate Bond verlor zwar auch rund 2%, war aber dennoch der beste unter den gerateten Fonds, da er die Zinssensitivität gering hielt.

Tabelle: Performance-Bilanz wichtiger Bond-Kategorien

 

Griechenland im Rampenlicht

Griechenland hielt den Anleihenmarkt im laufenden Jahr in Atem. Nachdem die linke Syriza-Partei mit Hilfe eines Anti-Austeritätswahlkampfs im Januar ins Amt kam, kam es zunehmend zu Spannungen in den Verhandlungen des Landes mit dem IWF und seinen europäischen Kreditgebern, die in der Befürchtung eines Zahlungsausfalls und Ausscheidens des Landes aus der Eurozone (‚Grexit‘) kulminierten. Eine Abmachung im Februar gewährte dem Land eine viermonatige Gnadenfrist für die Kreditrückzahlungen, die dazu beitrug, den Markt zu beruhigen, doch spitzte sich die Situation in den Folgemonaten erneut zu. Am 30. Juni zahlte Griechenland eine anstehende Rate an den IWF nicht zurück und in einem überraschend angesetzten Referendum am 5. Juli stimmten die Bürger des Landes mit deutlicher Mehrheit für eine Ablehnung des Sparprogramms. In letzter Minute kam es am 13. Juli zu einer Einigung zwischen Griechenland und der Euro-Gruppe, die weitere Hilfen gegen Spar- und Reformmaßnahmen vorsieht und den Grexit zunächst abwendet. Diese müssen nun das griechische Parlament passieren, bevor die konkreten Verhandlungen über das Hilfspaket – auch diese erfordern ein Mandat der betroffenen nationalen Parlamente – formal beginnen können.

Zwar gibt es nur wenige europäische Fonds (außerhalb der in Griechenland domizilierten), die signifikant in griechischen Anleihen exponiert sind (mit Ausnahme des französischen Asset Managers H2O Asset Management, dessen 850 Mio. € schwerer Fonds H2O Multibonds per Ende Dezember 2014 mehr als 25% des Vermögens in die Schulden des Landes investiert hatte), doch könnten die möglichen Auswirkungen eines ‚Grexit' dennoch erheblich sein. So könnte darunter das Vertrauen der Anleger in die anderen Peripherieländer leiden, was zum Beispiel zu Verlusten für Inhaber von italienischen und spanischen Schulden führen würde. Obwohl der Markt angesichts der Krise relativ gelassen blieb, gaben die letzten Wochen einen Vorgeschmack dessen, was passieren könnte, wenn sich die Lage wieder verschlechtert. Nach der Ankündigung des griechischen Referendums zum Beispiel sank die Rendite der als sicherer Hafen geltenden 10-jährigen Bundesanleihen in drei Handelstagen um rund 13 Basispunkte, während die Rendite der italienischen 10-jährigen Staatsanleihen um 24 Basispunkte anstieg. Dennoch glauben viele Fondsmanager weiterhin, dass das Programm der quantitativen Lockerung der EZB genügend Puffer bietet, um die am stärksten gefährdeten europäischen Schuldner vor einem Einbruch zu schützen.

Wolken ziehen in China auf

Es war nicht nur die Entwicklung im näheren Umfeld, die europäische Anleger auf Trab hielt. Die Neuigkeiten aus mehreren Schwellenländermärkten gaben reichlich Anlass für Spekulationen. Allen voran war China, wo wirtschaftliche Daten in diesem Jahr bisher auf ein langsamer werdendes Wachstum hinweisen. Im März deuteten Chinas offizielle Statistiken auf sinkende Immobilienpreise hin, auch wenn sich die Industrieproduktion zu stabilisieren schien. Die Frage, die sich nun vielen Asset Managern stellt, ist, ob die Anpassung sanft abläuft, mit einem jährlichen Wachstum, das nahe der IMF-Erwartung von 6,8% bleibt, oder in Form einer ‚harten Landung‘ mit deutlich schrumpfendem Wachstum, was einen Schock für Chinas größere Handelspartner wie die USA und viele asiatische Länder bedeuten könnte.
Innerhalb der global investierenden Anleihenkategorien von Morningstar gehen die Ansichten der Fondsmanager in dieser Frage auseinander. Im Mai war der mit ‚Silver‘ bewertete Templeton Global Bond in den Währungen vieler der größten asiatischen Handelspartner Chinas übergewichtet. Manager Michael Hasenstab hält eine positive Wachstumsüberraschung Chinas für möglich. Dagegen wurde im mit ‚Bronze‘ bewerteten GLG Flexible Bond das Engagement in diesen Ländern reduziert, da das Management mit einem deutlichen Rückgang des Wachstums und Handels rechnet.

Während die China-Frage in vielen Gesprächen dominiert, kamen die größten Bewegungen in diesem Jahr von den Rändern des Marktes. Venezuela und Russland, zwei Länder, deren Anleihen 2014 stark unter die Räder kamen, verzeichneten merkliche Zugewinne im laufenden Jahr, da staatliche Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation zu greifen scheinen. Unterdessen verlieren ukrainische Anleihen weiter an Boden, während das Land versucht, seine ausstehenden Verpflichtungen neu zu verhandeln.

Zu Beginn des zweiten Halbjahres bleiben viele der großen Fragen, die die Diskussion zu Beginn des Jahres beherrschten - der Zeitpunkt der Fed-Zinserhöhung, die weitere Entwicklung in Griechenland und den Emerging Markets – unbeantwortet. Anleger werden in den kommenden Monaten nicht zur Ruhe kommen.

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Über den Autor

Shannon Kirwin  is a fund analyst with Morningstar