Anleihe-Manager hatten es in der letzten Zeit gerade im Bereich der Schwellenländer schwer: Investments mit einem stimmigen und positiven Risiko-Rendite-Verhältnis wurden immer seltener und zudem haben Anleger immer mehr Mittel aus Anleihe-Fonds abgezogen. Aus Fonds der Morningstar Kategorie Anleihen Schwellenländer wurden im laufenden Jahr gut 11 Milliarden Euro abgezogen. Bei Aktienfonds ist das Bild ähnlich trübe: Fonds der Morningstar Kategorie Aktien Schwellenländer weltweit verzeichneten in 2015 bislang Mittelabflüsse von insgesamt rund 11,2 Milliarden Euro.
Für Andrew Balls, Head of Fixed Income bei der Allianz-Tochter PIMCO, gewinnen Emerging Markets Anleihen aber langsam wieder an Attraktivität: „Mit Blick auf die kommenden 3, 6 und 12 Monate dürfte es bei Schwellenländern einige gute Kaufgelegenheiten geben. In gut 12 Monaten werden wir daher vermutlich ein höheres Emerging Markets Exposure haben als jetzt. Bisher haben wir uns aber zurückgehalten, weil die letzten FED-Sitzungen doch einiges an Volatilität in die Märkte gebracht haben.“
Fondsmanager Balls war bis vor in der Vergangenheit bei Schwellenländern wegen des Risikos eher zurückhaltend; in einigen PIMCO-Fonds wurden entsprechende Positionen – vornehmlich Brasilien und China – sogar reduziert. Eine Zinsanhebung durch die US-Notenbank (Fed) wird für Emerging Markets eher negativ gedeutet. Sollten die USA demnächst die Zinsen erhöhen, könnten US-Anleihen wegen attraktiverer Zinsen und des Images als „sicherer Hafen“ Anleger dazu bewegen, ihre Investments entsprechend umzuschichten. Das würde zudem den US-Dollar weiter stärken, insbesondere gegenüber Schwellenländer-Währungen. Einen Abverkauf wie Mitte 2013, als die amerikanische Zentralbank vom baldige Ende des Quantitative Easing sprach, hält Balls aber für übertrieben. Damals stiegen die Renditen auf US-Anleihen deutlich an, ebenso wie die Volatilität der Anleihe-Kurse.
„Für uns ist eine Situation wie Mitte 2013 ein existenter, aber nicht der einzige ausschlaggebende Risikofaktor“ so Balls. Im Vergleich zu damals gibt es Balls zufolge es zwei wesentliche Unterschiede: In den letzten Monaten ist die Volatilität an den Börsen bereits deutlich angestiegen. Und zum Zweiten haben Emerging Markets Anleihen bereits signifikante Abflüsse verzeichnet. „Mitte 2013 waren solche Anleihen noch überkauft“, so der PIMCO-Verantwortliche.
Das eigentliche Risiko für den Bond Markt ist heute eher die Inflation. „Über die nächsten 12 Monate wird sie ein entscheidender Faktor“, so Balls. „Wir glauben, dass die FED auf ein Zinsniveau von 2% als Ziel ansteuert. Das bedeutet, dass die US-Zinskurve in Zukunft wieder besser aussehen sollte. In Europa und den übrigen G10-Staaten dürfte genauso werden. Wenn die Inflation in den nächsten Jahren aber stärker kommt als wir erwarten, dann würden wir an den Märkten auch höhere Zinssätze für risikoneutrale Investments sehen. Dieses Szenario ist für uns zwar nicht sehr realistisch, aber dennoch existent. Für Anleihen sähe es dann nicht gut aus.“
Faktoren, die in der näheren Zukunft die Volatilität an den Märkten treiben wird, sind einerseits marktinhärente Risiken, andererseits die Entwicklung der weltweiten Wirtschaft, die Politik der Notenbanken und ein Rückgang der Liquidität. Banken können heute nicht mehr im gleichen Ausmaße wie früher Risiken eingehen können, was für viele Fondsmanager ein weiterer Risikofaktor ist. Balls ist anderer Ansicht:
„Wir beschweren uns momentan nicht über einen Mangel an Liquidität.“ Für den Anleihe-Experten ist es die Aufgabe eines Vermögensverwalters, vom Liquiditätsmangel und sich daraus ergebenen Anlagechancen zu profitieren. Er sagt, dass beispielsweise während des Rentenausverkaufs im August und September dieses Jahr Anleihen gekauft wurden.
In Phasen erhöhter Volatilität sieht PIMCO aber nur begrenzte Kurschancen. Einige Fonds des Assetmanagers zielen dann eher auf stetige Zinszahlungen als Kursgewinne ab.
„In unseren globalen Strategien orientieren wir uns für Investments in den USA, Europa und Japan entlang der Zinskurve, und nehmen die Coupons mit. In Europa haben wir beispielsweise mittelfristige Anleihen mit einer Laufzeit von 5-7 Jahren übergewichtet. In Japan sind wir, aufgrund der Steilheit der Zinskurve, eher langfristig positioniert und bei Laufzeiten von 20-30 Jahren übergewichtet“, sagt Balls. „Außerdem setzen wir auf Anleihen von Finanzunternehmen, US-Senior Financials und amerikanische Hochzinsanleihen. In Europa haben wir vor allem Spreadprodukte wie Bonds aus Italien und Spanien. Die Renditen hier sind deutlich besser als beim Bund Future und mit ihnen lassen sich somit auch trotz der Niedrigzinsen noch Renditen einfahren“, beschreibt Balls eine seit langem bestehende Wette des US-Hauses, das bereits seit Jahren auf eine Spread-Einengung von Euro-Süd-Bonds setzt.
Diese Strategie kann aber auch kosten. Einige Fonds, die Balls und sein Team managen, haben US-Anleihen mit Restlaufzeit um die zwei Jahre untergewichtet. „Wir haben das dieses Jahr falsch eingeschätzt, über die kommenden zwei Monate sollte es sich aber auszahlen.“
PIMCO ist im Basis-Szenario davon ausgegangen, dass die FED eine mögliche Zinsanhebung auf den Dezember 2015 verschiebt.
Trotz mehrerer Rücksetzer an den Börsen – zuletzt Russland, Griechenland, China und dann die Herabstufung von Brasilien dieses Jahr – ist PIMCO der Ansicht, dass die westlichen Märkte stärker wachsen. „Auch die Korrektur im August und September hat an unserer Einschätzung nichts geändert“, sagte Balls.
Bei PIMCO ist man deshalb der Ansicht, dass wir eine moderate Inflation in den kommenden 12 Monaten sehen werden. In den USA sollte sie nahe der 2% liegen, in Europa zwischen 1% und 1,5%. „Darauf sind wir ganz grundsätzlich eingestellt.“