Für Rentenanleger war 2015 ein enttäuschendes Jahr. Viele Morningstar-Kategorien für Anleihefonds haben nahe der Null oder sogar im Minus geschlossen. Dabei begann das Jahr zunächst optimistisch, als die EZB erstmals ihre Maßnahmen zum „Quantitative Easing“ bekannt gab. Etliche Störfeuer verbreiteten jedoch Katerstimmung und holten die Kurse wieder auf den Boden. Einige Fondsmanager haben es dennoch geschafft, das holprige Jahr 2015 mit einer positiven Bilanz zu beendet.
Staatsanleihen: Europas Wirtschaft erholt sich zögerlich
Nach einer Achterbahnfahrt in der ersten Jahreshälfte haben Anleger im zweiten Halbjahr 2015 wieder ihren Appetit für europäische Staatsanleihen entdeckt. Zunächst rentierten 10-jährige deutsche Staatsanleihen nahe null Prozent, erholten sich ab Juni aber wieder auf ein Niveau von 1%. Nach Monaten zäher Verhandlungen mit der griechischen Regierung einigte man sich am 12. Juli auf die Wideraufnahme der vereinbarten Reformen von IMF und EZB als Teil des griechischen Rettungsplans. Anleihen der Peripherieländer, wie Italien und Spanien, legten daraufhin eine buchstäbliche Rally hin. Für zusätzlichen Aufwind sorgten positive Nachrichten aus Italien, wonach für 2015 ein geringeres Staatsdefizit erwartet wird als zunächst angenommen.
Gleichzeitig hat die EZB im Dezember ihre expansive Geldpolitik ausgeweitet. Davon haben vor allem in der zweiten Jahreshälfte Fonds profitiert, die stärker auf langfristigere Anleihen und Spread-Produkte setzten.
Die Erholung spiegelte sich dergestalt bei der Morningstar Kategorie EUR Staatsanleihen wider, dass viele Fonds, die vom sprunghaften Renditeanstieg im Frühling 2015 am härtesten getroffen wurden, das Jahr besser als der Durchschnitt beendeten.
Sich abseits der ausgetretenen Pfade zu halten, war bei anderen Fonds das Erfolgrezept. So der Fall beim Bluebay Investment Grade Euro Government Bond, der das Morningstar Analyst Rating “Bronze” trägt. Er landete im obersten Quartil seiner Vergleichsgruppe, da er unter anderem Anleihen aus Zypern, Island und Slowenien übergewichtet hatte, die sich in der zweiten Jahreshälfte sehr positiv entwickelten. Ebenfalls im obersten Quartil seiner Vergleichskategorie lag der HSBC Euro Government Bond mit einem Analyst-Rating „Silver“. Der Fonds hielt primär klassische Europäische Staatsanleihen, allerdings setzte er auf längere Laufzeiten im Vergleich zu ähnlichen Produkten. Auch die günstige Kostenstruktur, die den HSBC Anleihe-Fonds deshalb zu einem Favoriten für die Morningstar Analysten macht, half der vergleichsweise guten Performance.
Am anderen Ende des Spektrums befindet sich unter anderem der mit dem Analyst Rating „Bronze“ ausgezeichneten ESPA Bond Euro-Reserva. Deutsche, Österreichische und Niederländische Staatsanleihen machten typischerweise 50% oder mehr des Portfolios aus, was den Fonds in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres auf die hintersten Ränge seiner Vergleichskategorie brachte.
Anleihen Weltweit: Unterschiedliche Wirtschaftsentwicklungen treiben Renditen
Anleger weltweit schauten seit Anfang 2015 sehr genau darauf, was Janet Yellen, Chefin der US-Notenbank FED, vorhaben würde. Insbesondere deshalb, weil die Zentralbank mehrfach durchblicken ließ, dass sie den ersten Zinsschritt seit 2006 unternehmen könnte, was letztlich auch im vergangenen Dezember passierte. Yellen verkündete eine Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 0,5% und deutete zugleich an, dass in den nächsten Monaten und Jahren weitere, gemäßigte Zinsschritte geplant seien. Die Aktienmärkte haben die Meldung nicht mit Abschlägen quittiert, die Marktreaktionen waren verhalten, da der Zinsschritt größtenteils erwartet worden war. Seit Anfang 2015 hat sich der US-Dollar gegenüber dem Euro um rund 10% gefestigt, größtenteils weil Anleger diese Zinserhöhung eingepreist hatten.
Während der Zinsschritt der FED einen vorsichtigen Optimismus für die amerikanische Wirtschaft signalisierte, waren die Wirtschaftsaussichten für andere Länder verhalten. Sowohl die britische, als auch die japanische Notenbank bestätigten erneut ihre QE-Maßnahmen aufgrund enttäuschender Inflationsdaten. Für die meisten Schwellenländer entpuppte sich das vergangene Jahr als ein trübes. Zusätzlich zu schlechten Wirtschaftsdaten aus China überraschte die dortige Zentralbank die Märkte im August, indem sie den Yuan abwertete, was zu einem drastischen Ausverkauf der Währung führte und auch andere Schwellenländer-Währungen wie den Mexikanischen Peso und den Russischen Rubel betraf -- und auch die globalen Aktienmärkte nicht unberührt ließ. Einen zusätzlichen Druck für Rohstoffexportierende Länder kam vom weiter Fallenden Ölpreis, der im Jahresverlauf von 62 Dollar auf knapp 36 Dollar je Barrel (WTI) fiel.
Per Stichtag 21. Dezember 2015 konnten die Morningstar Kategorien für globale Anleihen sowie Anleihen Schwellenländer im Schnitt um 5,5% beziehungsweise 6,2% zulegen, primär aufgrund der für die beiden Kategorien typischen hohen US-Dollar-Gewichtung. Bei weltweiten Anleihen ist der mit dem Analyst-Rating „Bronze“ bewertete Raiffeisen-Global-Rent auf Platz eins seiner Vergleichskategorie. Anleihen auf US-Dollar machten per Ende November rund 45% des Fonds aus. Auch der mit „Bronze“ geratete Invesco Bond Fund positionierte sich im obersten Quartil seiner Vergleichskategorie Anleihen Global dank der Investments in Dollar- und Pfund-Anleihen sowie italienischen und spanischen Bonds. Fonds, die ihren Fokus eher auf den Euro-Raum legten, blieben hinter der Mehrzahl vergleichbarer Produkte zurück, so wie etwa der Petercam LBonds Universalis Unconstrained, der einen Anteil von rund 50% an Euro-Anleihen und inflationsgesicherten Bonds hielt. Bei Hartwährungsanleihen von Schwellenländern gehört der Pictet Global Emerging Debt (Analyst-Rating „Bronze“) zu den besten 10% seiner Vergleichskategorie im letzten Jahr, nachdem er einen signifikanten Anteil Short-Positionen an Schwellenländer-Anleihen in Lokalwährungen hielt. Eines der Schlusslichter ist hingegen der „Bronze“ geratete Templeton Emerging Bond, der größere Anleihepositionen in brasilianischen Real und anderen Lokalwährungen hielt, die jedoch Jahresverlauf deutlich nachgaben.
Unternehmensanleihen: Reichlich Angebot, sinkende Nachfrage
Für Emittenten von Unternehmensanleihen war 2015 ebenfalls ein holpriges Jahr. Bislang haben sie insgesamt über 900 Milliarden Schulden – vornehmlich in Euro- ausgegeben, den Großteil davon seit dem Jahr 2012. Für Anleger war das vergangene Jahr hingegen weniger aufregend. Unternehmensanleihen profitierten zwar primär von fallenden Renditen bei Staatsanleihen im zweiten Halbjahr. Ein zu großes Angebot kompensierte diesen Effekt allerdings wieder. Der um Optionen bereinigte Spread im Barclays Euro-Aggregate Corporate Index lag bis Ende des dritten Quartals auf einem Zweijahreshoch bei 1,48%. Die Morningstar Kategorie Unternehmensanleihen EUR schnitt 2015 mit einem leichten Minus ab
Die Übergewichtung von Hochzinsanleihen war im vergangenen Jahr war für etliche Fonds ein Schlüssel für ihren Erfolg. Einer der besten war der Schroder ISF Euro Corporate Bond (Analyst-Rating: „Bronze“). Er setzte auf nachrangige Anleihen und lag mit seinem Engagement in Hochzins-Schuldverschreibungen weitab der Benchmark. Gleichzeitig sorgte die Positionierung in kurzen Laufzeiten für Schutz während des Bond-Ausverkaufs im Frühjahr. Ähnlich verhielt es sich beim BGF Euro Corporate Bond (Analyst-Rating „Bronze“), der sich ebenfalls im obersten Quartil der Vergleichsgruppe positionierte, obwohl er bevorzugt Anleihen amerikanischer Emittenten hielt, die tendenziell schlechter liefen als ihre europäischen Pendants. Fonds mit höherem USA-Exposure oder einem größeren Anteil Unternehmensanleihen aus Schwellenländern tendierten hingegen zur Underperformance. Der Zantke Euro Corporate Bonds (Analyst-Rating „Bronze“), der im August rund 20% Anleihen aus den Emerging Markets hielt, musste bis Ende Dezember 2015 rund 2,8% abgeben und gehörte zu den schlechtesten Fonds seiner Vergleichskategorie.
Auch wenn die Kurse von Unternehmensanleihen aus dem Investment Grade-Bereich primär von gesamtwirtschaftlichen und technischen Faktoren getrieben waren, hat uns der September daran erinnert, dass sie noch immer ein ihnen eigentümliches Risiko haben. Der Schweizer Rohstoffhändler Glencore versetzte Anleger einen Schrecken, nachdem bekannt wurde, dass aufgrund fallender Rohstoffpreise mehrere Notfallmaßnahmen durchgeführt wurden, um das Investment Grade-Rating zu erhalten. Volkswagen schockierte die Märkte mit der Manipulation der Abgaswerte, was zu einem kurzfristigen Abverkauf im Automobilsektor führte. Von den Fonds, die unsere Analysten abdecken, wurden der Invesco Euro Corporate Bond (Analyst-Rating „Silver“) und der Raiffeisen–Euro-Corporates (Analyst-Rating „Bronze“) vom Volkswagen-Skandal erwischt. Beide hielten einen moderaten Anteil an VW-Anleihen und landeten im vergangenen Jahr im untersten Quartil ihrer Morningstar Kategorie Unternehmensanleihen Euro.
Fonds mit hochverzinslichen Unternehmensanleihen schossen in den ersten Monaten 2015 hingegen regelrecht nach oben, da sich Anleger aufgrund des Anleihekaufprogramms der EZB stärker an risikoreiche Anleihen heranwagten. Diese Tendenz kehrte sich in der zweiten Jahreshälfte jedoch um, als die Rohstoffpreise weiter nachließen, Unternehmen im Energie- und Rohstoffsektor deshalb unter Druck gerieten und Zweifel an der Nachhaltigkeit des weltweiten Wirtschaftswachstums aufkamen. Am 9. Dezember gab der US-Hochzinsfonds Third Avenue Focused Credit bekannt, die Rückgabe von Anteilsscheine einzustellen und sein vollständiges Portfolio zu liquidieren. Das rüttelte den Markt wach. Von einem moderaten Plus von 3% zwischen Januar und November 2015 fiel der Durchschnitt der Morningstar Kategorien Anleihen EUR Hochverzinslich und Anleihen USD Hochverzinslich in den ersten drei Dezemberwochen um 1,5%. Unter den Schlusslichtern des vergangenen Jahres befinden sich die beiden mit „Bronze“ gerateten Fonds Candriam Bonds Euro High Yield und Deutsche Invest I Euro High Yield Corporates, die sich zunächst hinsichtlich des Kreditratings recht aggressiv positionierten und einen Schwerpunkt auf riskante, zweitklassige Anleihen setzten. Die größten Abschläge waren jedoch bei Rohstoff-Unternehmen zu finden, deren Anleihen beide Fonds untergewichtet hatten.
Worauf 2016 zu achten ist
Die Ereignisse des letzten Jahres sorgten nicht gerade für eine aufsehenerregende Performance. Dafür schufen sie aber eine interessante Ausgangssituation für das neue Jahr. Für die meisten Anleger am interessantesten sind sicher die weiteren, angedeuteten Zinsschritte der amerikanischen Zentralbank, die sich über die kommenden zwei Jahre erstrecken könnten. Damit einher gehen höhere Refinanzierungskosten für Schwellenländer. Unterdessen erwarten Anleger von der EZB eine Ausweitung ihrer QE-Aktivitäten, möglicherweise auch auf Unternehmensanleihen. In Großbritannien steht ein Referendum über den Verbleib in der EU auf der Agenda, dessen Ausgang für einen signifikanten Volatilitätsanstieg sorgen könnte. Dies geschieht in einem prekären Liquiditätsumfeld.. Wir werden aufmerksam verfolgen, wie Bond-Fondsmanager mit diesen Herausforderungen umgehen werden.