Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen unter anderem, dass Fonds, die stark vom Vergleichsindex abweichen, nicht notwendigerweise besser performen als solche, bei denen sich der Manager stärker an seiner Benchmark orientiert. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass sich mit dem Active Share auch das Risiko erhöht. (Hier finden sie die vollständige Studie in englischer Sprache zum Download)
Gerade bei Fonds mit hohem Active Share konnten wir eine höhere Volatilität und deutlich stärkere Drawdowns feststellen. Daraus schließen wir, dass besonders aktive Fonds im Vergleich zur Benchmark für Anleger zwar phantastische Renditen bringen, sich aber durchaus auch als Alptraum-Investments entpuppen können.
In unserer Analyse fokussieren wir uns auf long-only Produkte aus den drei Morningstar Kategorien Aktien Europa Standardwerte Value, Blend und Growth. Dabei haben wir uns nur auf Fonds fokussiert, die vor dem 1. Januar 2010 aufgelegt wurden und somit für unsere Auswertung einen Track Record von mindestens fünf Jahren mitbringen. Zudem mussten vollständige Portfoliodaten vorliegen, um den Active-Share zum jeweiligen Quartalsende berechnen zu können. Damit gehen in die Analyse insgesamt 413 Aktienfonds ein.
Active Share: Quelle für Over- und Underperformance
Die Grafik unten zeigt die Verteilung der Out- beziehungsweise Underperformance gegenüber dem jeweligen Morningstar Kategorie-Index seit Januar 2010 (y-Achse), sowie den Active Share der jeweiligen Fonds (x-Achse). Es wird deutlich, dass mit einem steigenden Active Share auch die Streuung den Renditen steigt. Unter den Fonds mit dem höchsten Active Share sind sowohl die besten, als auch die schlechtesten Fonds unseres Samples.
Grafik: Over- und Underperformance nach Active Share-Anteil
Bei Fonds mit einem Active Share von weniger als 60% reicht die Streuung der Outperformance gegenüber dem Kategorieindex von -4% bis +5%. Der Großteil der Fonds liegt dennoch recht nahe beieinander. Bei Produkten, die einen Active Share von mehr als 60% haben, reicht die Streuung der Outperformance von -11% bis +6,7%. Das Ergebnis erinnert uns daran, dass der Grad an Outperformance nicht davon anhängt, wie weit sich ein Fondsmanager von der Benchmarkt wegbewegt.
Keine Rendite ohne Risiko
Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass Renditen nicht ohne Risiko daher kommen. Inwieweit wirken sich diese deutlichen Rendite-Unterschiede auf die Risikokennzahlen aus?
Eine der am weitesten verbreiteten Risikokennzahlen ist die Standardabweichung (Volatilität). In unseren Ergebnissen beziehen wir uns dabei auf die Daten seit Monatsende seit Januar 2010. Die Abbildung unten zeigt, dass es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Active Share und der Standardabweichung gibt. Nur die aktivsten Fonds am rechten Rand der Grafik haben im Durchschnitt eine deutlich höhere Volatilität. Bei Investments in Fonds, die stark von der Benchmark abweisen, sollten Anleger daher auch mit einer höheren Volatilität rechnen.
Grafik: Active Share und Standardabweichung
Maximum Drawdown
Die Standardabweichung ist jedoch nur eine Risikokennzahl. Sie lässt nicht erkennen, ob sich Kursausschläge oder Abweichungen in positivem oder negativem Terrain bewegen. Der Blick auf den Maximalen Verlust, in der Fachsprache Drawdown genannt, kann mehr Klarheit verschaffen. Bei den untersuchten Fonds liegt der maximale Drawdown bei durchschnittlich 20,8% während des fünfjährigen Betrachtungszeitraums.
Ähnlich wie bei der oben thematisierten Performance relativ zur Benchmark ist auch hier die Spannweite beim maximalen Verlust relativ hoch. In den vergangenen fünf Jahren liegt das maximale Minus zwischen 5,1% und 38,5%. Die Grafik unten zeigt, dass auch hier die Spreizung des maximalen Verlusts mit steigendem Active Share zunimmt. Wer also einen Fonds mit hohem Active Share wählt, der sollte damit rechnen, dass es streckenweise stärker nach unten geht als das der Fall bei Fonds ist, die näher am Vergleichsindex liegen.
Grafik: Verteilung der 5-Jahres-Drawdowns je nach Active Share-Anteil
Achten Sie auch auf den Stil der Aktienpositionen
Unsere Ergebnisse zeigen, dass aktivere Fonds ein anderes Exposure hinsichtlich der Assetstile haben als der Kategorieindex. Das bedeutet, dass sich relativ zur Benchmark Abweichungen auf Ebene der Sektoren, Unternehmensgröße (large-, Small- und Mid-Caps) oder Anlageregionen ergeben können. Wir haben beispielsweise herausgefunden, dass Fonds mit einem hohen Active Share deutlich stärker auf Nebenwerte setzen als Fonds, die einen geringeren Active Share haben. In Teilen könnte das auch die erhöhten Risiken bei sehr aktiven Fonds erklären, die wir oben beschrieben haben. Auch wenn derartige Abweichungen nicht grundsätzlich falsch sind, sollen Anleger dennoch dies im Auge behalten, insbesondere, um unbeabsichtigte Sektorwetten oder Klumpenrisiken zu vermeiden.
Grafik: Active Share und Nebenwerte-Anteil
Aufgrund ihrer starken Abweichung von der Benchmark ist es durchaus realistisch, dass Anleger beim Kauf sehr aktiver Fonds am Ende mit etwas ganz anderem dastehen, als sie eigentlich erwartet haben. Es ist deshalb wichtig, sich genau darüber zu informieren, welche Faktoren den Active Share eines Fonds treiben und was diese für die erwartete Performance und das Risiko im eigenen Portfolio bedeuten.