Die Aufstockung des Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte Anlegern taktische Investment-Chancen bieten. Am 10. März hatte die EZB im Rahmen ihrer großen geldpolitischen Lockerung unter anderem angekündigt, nicht nur Staatsanleihen, sondern künftig auch Unternehmensanleihen aus dem Investmentgrade-Bereich (Rating "BBB" und höher) zu kaufen. Das EZB-Kaufprogramm wird ferner von 60 Milliarden auf 80 Milliarden Euro monatlich aufgestockt. Anleihen aus dem Bankensektor werden nicht berücksichtigt.
Seitdem die EZB Anfang 2015 angekündigt hatte, im Rahmen des so genannten „Quantitative Easing“ Euro-Staatsanleihen zu kaufen die Kurse von Eurobonds zugelegt. Ungeachtet der sehr tiefen Ausgangslage fielen die Renditen in der Eurozone zwischen Januar und April 2015 deutlich, und sie sind, ungeachtet der zwischenzeitlichen Volatilität, bis Anfang dieses Jahres weiter gefallen. Das hat Anlegern zwischenzeitlich ordentliche Kursgewinne beschert.
Der erneute Eingriff der Notenbanker in die Bond-Märkte kann, unabhängig davon, wie man ihn ordnungspolitisch bewertet, eine taktische Chance für Bond-Anleger darstellen, die Kurschancen wahrnehmen wollen. Für derartige taktische Wetten sind ETFs aufgrund ihrer Granularität und der niedrigen Kosten gut geeignet. Es finden sich etliche Produkte, die ein derartiges Exposure zu Euro-Unternehmensanleihen bieten; es gibt sogar etliche ETFs, die Bond-Indizes ex Financials abbilden. Sie könnten in diesem Jahr von den Käufen der Notenbanken profitieren.
iShares und Deka bieten die größten Produkte an ...
Zu den Produkten mit großem Volumen zählen zwei iShares Produkte. Der iShares Euro Corporate Bond ex Financials ETF weist ein Vermögen von 1,76 Milliarden Euro auf. Er bildet den gleichnamigen Barclays Index ab, der mit rund 1.000 Titeln sehr breit aufgestellt ist und vorwiegend Anleihen aus den Branchen Industrie und Versorger abbildet, die auf Euro lauten (unabhängig vom Sitz des jeweiligen Unternehmens). Anleihen mit einer Laufzeit von mehr als sieben Jahren machen gut ein Drittel des Index aus.
Wer lieber auf kürzere Laufzeiten setzen möchte, kann sich mit dem gut 1,4 Milliarden Euro schweren iShares Europe Corporate Bond ex-Financials 1-5y ETF befassen, der, wie es der Name sagt, Papiere mit einer Restlaufzeit von maximal fünf Jahren enthält. Beide iShares ETFs replizieren die Indizes physisch und kosten jeweils 0,2% an jährlichen Gebühren.
Anleger in Österreich werden auch beim Deka iBoxx EUR Liquid Non-Financials Diversified ETF fündig, der einen Markit-Index abbildet. Mit einem Vermögen von knapp 550 Millionen Euro zählt dieser ETF ebenfalls zu den großen Produkten am ETF-Unternehmensanleihemarkt, ist allerdings mit lediglich 40 liquiden Bonds deutlich konzentrierter als das iShares-Pendant. Die Bonds im Markit-Index weisen Laufzeiten von maximal 10 Jahren auf. Auch der Deka-ETF repliziert physisch und kostet jährlich ebenfalls 0,2% an Gebühren.
...derweil Amundi das günstigste Produkt vertreibt
Den identischen Index bilden die deutlich kleineren ETFs Lyxor ETF Euro Corporate Bd ex Financials und Amundi ETF Euro Corp Ex Financials iBoxx ab, welche die Performance des Markit-Index mittels Swaps synthetisch abbilden. Das Amundi-Produkt ist mit jährlichen Kosten von 0,16% das günstigste Produkt der hier vorgestellten Produkte. Der Lyxor-ETF weist laufende Kosten von 0,2% auf.
Vervollständigt wird die Auswahl mit dem ebenfalls synthetisch replizierenden db x-trackers II iBoxx EUR Liquid Corporate Non Financials, der den iBoxx EUR Liquid Corporate 100 Non-Financials Sub-Index abbildet. Der mit 36 Millionen Euro kleinste ETF unserer Auswahl kostet ebenfalls 20 Basispunkte jährlich.