Die Debatte über die Frage, welche Wertpapiere ETFs, die ihre Benchmark synthethisch abbilden, zu halten haben, wurde eigentlich längst ad acta gelegt. Ja, DAX-ETFs können japanische Aktien enthalten und dennoch die Performance des deutschen Leitindex widerspiegeln. Was vor wenigen Jahren skandalisiert wurde, ist heute längst eine Binse: Ein ETF-Anbieter kann mittels Swap-Geschäft mit einer Bank die Performance eines Index abbilden, ohne die tatsächlichen Indexbestandteile halten zu müssen.
Der ETF hält stattdessen einen Sicherheitenkorb, in der Fachsprache „collateral (basket)“ genannt, der (nach Intervention der Regulatoren) aus liquiden und qualitativ hochwertigen Wertpapieren zu bestehen hat. Diese Replikationsmethode ist heute zwar nicht sonderlich beliebt (immer mehr Anbieter weichen inzwischen auf die physische Replikation von Indizes aus), aber sie ist an sich nicht umstritten. Anbieter wie unter anderem ComStage, Amundi oder Lyxor haben heute standardmäßig Swap-basierte ETFs im Angebot.
Wir greifen diese Debatte nicht auf, um den Western von gestern zu zelebrieren. Denn in einem Bereich kann die Frage, was im Sicherungsvermögen von ETFs enthalten ist, durchaus Naserümpfen oder mehr bei Investoren auslösen. Es geht um nachhaltig investierende ETFs. Wie einige Stichproben ergeben haben, enthalten nachhaltig investierende synthetische ETFs nicht-nachhaltige Titel, die naturgemäß keine Bestandteile des zugrundeliegenden Index sind.
Der Amundi ETF MSCI World Low Carbon UCITS ETF etwa bildet die Performance eines Index ab, der Unternehmen ausschließt, die eine negative Klimabilanz aufweisen (negative carbon footprint). Aktuell enthält der Sicherheitenkorb dieses ETFs Titel wie Anheuser-Busch InBev und Bayer, die aufgrund relativ ungünstiger Karbonemissionswerte nicht im Index enthalten sind.
Dasselbe Bild bietet der Lyxor Finvex Sustainability Low Volatility Europe UCITS ETF, der ebenfalls Wertpapiere enthält, die aus Nachhaltigkeitsüberlegungen nicht im Index, den der ETF im Namen führt, enthalten sind.
Aus regulatorischer Sicht gibt es nichts zu beanstanden: Der Wertpapierkorb ist bei beiden Produkten liquide und erfüllt auch die typischen Qualitätskriterien, auf die Investoren achten. Anleger, denen die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien wichtig ist, könnten allerdings so reagieren wie ein Vegegarier, der im Nachhinein feststellt, dass sein Veggi-Burger fleischhaltig war. Natürlich könnten sich die Anbieter auf die Position zurückziehen, dass es alleine auf die Performance ankommt, die ihr ETF liefert, aber das dürfte zu kurz gegriffen sein und einige ESG-bewusste Anleger vermutlich nicht überzeugen.
Dass es auch anders geht, zeigen andere ETF-Anbieter, die Indizes synthetisch replizieren. Die Deutsche Bank etwa hat für ihren ETF, der den DJ Islamic Market Titans 100 abbildet, entsprechende Vorgaben auch im Sicherheitenkorb, implementiert.
Weil wir diese Problematik erkannt haben, vergeben wir grundsätzlich keine Nachhaltigkeits-Ratings an synthetisch replizierende ETFs. Das Morningstar Sustainability Rating findet sich nur bei physisch replizierenden ETFs und solchen, die das statistische Sampling-Verfahren anwenden und somit nur in das investieren, was das Index-Label vermuten lässt (lesen Sie hier mehr zu unserem Sustainability Rating).