Edelmetalle, Energie und Rohstoffmärkte treiben April-Fondsperformance

Auf Ebene der Morningstar Kategorien haben die Fondsgruppen zugelegt, die in den Jahren zuvor unter dem Verfall der Rohstoffpreise gelitten haben. Die Top- und Flop-Performer in der Übersicht.

Marco Caprotti 11.05.2016
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Totgesagte leben bekanntlich länger, und der Krug geht so lange bis zum Brunnen, bis er bricht. Diese zwei Sprichwörter veranschaulichen zwei wichtige Trends der April-Fondsperformance, wie unsere Übersicht über die Gewinner und Verlierer des abgelaufenen Monats auf Ebene der wichtigsten Morningstar Kategorien zeigt.

Kommen wir zunächst zu den Gewinnern. Wie aus der ersten Tabelle hervorgeht, waren vier der zehn Top-Gewinner-Kategorien Rohstoff-Investments, also Fonds, die physisch in Rohstoffe (bzw. über Futures) investieren. Die weiteren Gewinner der Top-10-Liste sind zum einen Länderfonds, die typischerweise von der Energiewirtschaft stark geprägt sind. Das waren Fonds für Brasilien-, Norwegen- und Russland-Aktien. Zum anderen befinden sich auch rohstofflastige Sektor-Aktienkategorien an prominenter Stelle. 

Tabelle: Die Gewinner-Fondskategorien im April: Rohstoffe, Rohstoffe, Rohstoffe

 EUR top April

Mit einer Performance von gut 24 Prozent waren Gold-Aktienfonds die prominesten Gewinner im April. Die Erholung beim Goldpreis, der nach seinem vorläufigen Hoch im September 2011 bei 1.900 US-Dollar pro Feinunze eine Korrektur durchmachte, sowie optimistische Kommentare von Analysten über einen weiteren Preisanstieg --- die Bank HSBC etwa hält einen Anstieg auf über 1.500 US-Dollar für realistisch --- haben Goldfonds Rückenwind verliehen. Inzwischen ist sogar die lange Zeit negative Dreijahresbilanz wieder in positivem Terrain angelangt: 1,7 Prozent legten Goldfonds im Schnitt pro Jahr seit Mai 2013 zu. Der hohe maximale Verlust von rund 40% sowie die erhebliche Schwankungsbreite dieser Fonds von ebenso knapp 40% in den vergangenen drei Jahren zeigen jedoch das hohe Risiko.

Übrigens handelt es sich bei solchen Produkten nicht um Nachaltigkeits-Könige: Im Schnitt weisen sie einen Morningstar Sustainability Score von 48 und somit eine relativ schwache Nachhaltigkeits-Bilanz auf (mehr zum Morningstar Sustainability Score lesen Sie hier). 

Perspektiven für Rohstoffpreise sind höchst ungewiss

Bei aller Freude über die jüngste Erholung des Ölpreises dürfte Investoren und Berater vor allem jedoch die Frage Kopfschmerzen bereiten, ob die Überkapazitäten beim Öl die Preise in nächster Zeit wieder nach unten drücken werden. (Die Branche leidet, wohlgemerkt, nicht unter einem Nachfrageproblem!). Nach Einschätzung unserer Aktien-Analysten werden die drastischen Einschnitte bei den Investitionen eine Reduzierung der US-Ölförderung in diesem Jahr zur Folge haben. Zudem dürfte das Förderniveau bei einem Preis von unter 50 US-Dollar pro Faß 2017 insgesamt stagnieren – bei einem gleichzeitigen Anstieg der Nachfrage. Allerdings werden angesichts der immensen Überkapazitäten bei der Produktion der Anstieg der Ölvorräte bis Mitte 2017 andauern, so unsere Aktienanalysten. 

Eher schwierig sind auch die Aussichten für die Rohstoffbranche insgesamt, vor allem für Industriemetall-Förderer. Demnach wäre der dritte Gewinner im April, Sektorfonds für Rohstoffförderer und -verarbeiter, eher kein Kandidat für eine weitere, nachhaltige Kurserholung. Auch hier sollten Investoren also ungeachtet der kurzzeitigen Erholung vor allem die Risikokennzahlen im Blick behalten. Dies gilt auch für die bereits erwähnten Länderfonds. Auch wenn Norwegen-Aktienfonds deutlich weniger volatil sind als die Länderaktienfonds Russland und Brasilien, so sollten sich Anleger die kritsiche Frage stellen, ob solche Investments nicht besser in deutlich breiter gefassten regionalen Fondsansätzen aufgehoben sind. (Hierzu würden wir nicht unbedingt Produkte wie Osteuropa- oder Nordics-Aktienfonds zählen, die ebenfalls unter einer erheblichen Unwucht in Form von hoher Russland- bzw. Norwegenquoten leiden).

Schwache Nachhaltigkeits-Bilanz von Rohstoff-Aktienfonds

Für nachhaltigkeitsbewusste Investoren stellt sich angesichts der eher schwachen Nachhaltigkeitsbilanzen solcher Produkte zudem die Frage, ob die mögliche Kursphantasie die Umweltbelastungen der Rohstoffindustrien wirklich wettmacht.   

Kommen wir nun zu den Verlierern des Monats April. Die für hiesige Investoren relevantesten Kategorien zeigen ein heterogenes Bild. Zwei Aspekte wollen wir an dieser Stelle hervorheben: Fonds für langlaufende Staatsanleihen waren mit einem Minus von gut 2,7 Prozent die prominentesten Verlierer im April. Sie hatten unter dem zeitweiligen Renditeanstieg bei Staatsanleihen zu leiden. Auch breiter gefasste EUR-Staatsanleihefonds hatten unter dem Renditeanstieg zu leiden, wenn auch in geringerem Ausmaß. (Anfang Mai hat sich dieses Bild schon wieder angesichts erneut fallender Renditen vor allem bei Fonds, die im Laufzeitenbereich 10 Jahre+ investieren, erneut in sein Gegenteil verkehrt.) 

Auch Asienfonds zählten erneut zu den Verlierern, vor allem solche, die in der Region Greater China investieren, und damit ebenso auf Hongkong und Taiwan setzen. Hier machte die fortdauernde Unsicherheit über das Ausmaß der Schwäche der chinesischen Wirtschaft Anlegern zu schaffen. Es zeigt sich, dass nicht jeder Regionenfonds hinreichend diversifiziert ist: Fällt in China der sprichwörtliche Sack Reis um mag das heute zwar auch bei deutschen Autobauern Folgen haben; den größten Schaden richtet Unruhe im Finanzsystem Chinas indes in Asienfonds an, auch bei solchen, die das Vermögen über mehrere Länder streuen. 

Tabelle: Die Verlierer-Fondskategorien im April: EUR-Bonds und China

 EUR flop April

 

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Über den Autor

Marco Caprotti

Marco Caprotti  ist Redakteur und Analyst bei Morningstar.