In unserer Übersicht zu Schwellenländer-Nebenwertefonds haben wir uns zunächst mit den allgemeinen Charakteristika der Kategorie befasst (Schwellenländer-Nebenwertefonds: Eine Reise in unerschlossenes Terrain) und sind anschließend auf die Branchen- und Länderstruktur der Kategorie eingegangen (Schwellenländer-Nebenwertefonds: Branchen und Länder). Wir wollen nun einen etwas genaueren Blick auf die Risiko-Rendite-Kennzahlen der Kategorie werfen und ins Verhältnis zu den großen Schwellenländer-Benchmarks setzen.
Tabelle: Rendite-Risiko-Profil von Schwellenländer-Nebenwertefonds
Die Übersicht über das Rendite-Risiko-Profil der drei Indizes und der neuen Morningstar Kategorie zeigt zweierlei: Zum einen haben die drei Nebenwerte-Indizes MSCI Small, MSCI Mid und der Misch-Index MSCI SMID den „Mutterindex“ MSCI Emerging Markets in den vergangenen drei Jahren übertroffen, sowohl, was die Rendite- als auch was das Risikoverhalten anbelangt. Seit Mai 2013 war die Performance höher, die Draw-downs und die jährliche Standardabweichung niedriger als beim MSCI Emerging Markets.
Viele Fonds sind Bank- und China-Aktien aus dem Weg gegangen
Allerdings sollten Anleger die Ursachen der Outperformance beachten: Nebenwerte-Indizes haben ein tieferes Gewicht in Finanzwerten und China und sind stattdessen stärker in Konsumgütern vertreten. Das hat in den Drei- und Fünfjahreszeiträumen der Performance geholfen. Die längerfristige Bilanz illustriert die eher typischen Risiken von Nebenwerten: Seit 2006 waren sowohl der maximale Verlust als auch die Volatilität bei Small und Mid Caps höher als bei Standardwerten. Vor allem in der Finanzkrise ging es mit Nebenwerten stärker nach unten als beim MSCI Emerging Markets. Ungeachtet der kurzfristig ermutigenden Bilanz gilt also bis auf weiteres die bekannte Faustregel: Nebenwerte weisen höhere Schwankungsbreiten auf als Standardwerte - auch bei Emerging Markets.
Der zweite Umstand ist die Outperformance der aktiv verwalteten Fonds gegenüber den Indizes, wie der Blick auf die Tabelle oben ebenfalls zeigt. In den vergangenen drei Jahren ließen die größtenteils aktiv verwalteten Fonds die Indizes (und damit auch die ETFs, die den MSCI EM Small Cap Index abbilden) hinter sich. Die Fonds der Kategorie legten pro Jahr in den vergangenen drei Jahren um 2,24% zu, während der Morningstar Kategorie-Index mit einem jährlichen Plus von 1,07% mehr oder weniger auf der Stelle trat (exkludiert man die ETFs, dann lag das Plus der aktiven Fonds bei 2,33% p.a.). Auch waren die Drawdowns der Kategorie etwas unter Indexniveau, derweil die Volatilität bei den aktiv verwalteten Fonds in den vergangenen drei Jahren etwas höher war als bei den gängigen Indizes.
Es gilt bis auf weiteres die bekannte Faustregel: Nebenwerte weisen erhöhte Schwankungsbreiten auf im Vergleich zu Standardwerten - auch in den Emerging Markets
Insgesamt lässt sich festhalten, dass aktiv verwaltete Fonds in diesem Segment ihre Freiräume bisher erfolgreich genutzt haben. Ein Grund dürfte sein, dass Small Caps aus Emerging Markets bisher von ausländischen Investoren und Analysten eher stiefmütterlich behandelt wurden; es gibt wenige Vehikel, die Anlegern aus den Industrieländern einen Zugang zu ihnen verschaffen. Zudem befinden sich viele der Aktien nicht auf der Coverage-Liste von Analysten. Wie eine Auswertung von Franklin Templeton zeigt, werden 540 Aktien aus dem 1.850 Titel umfassenden MSCI EM Small Cap Index überhaupt nicht oder nur von maximal einem Brokerage-Analysten abgedeckt.
Ein weiterer Grund für die Vorteile aktiver Manager gegenüber Indexfonds dürfte in der schweren Handelbarkeit der großen Zahl an Aktien in den Nebenwerte-Indizes liegen. Zwischen 2012 und Ende 2015 wurden pro Jahr laut Franklin Templeton jährlich zwischen 200 und 400 neue Titel in den MSCI Emerging Markets Small Cap Index aufgenommen und zwischen 250 und 300 Titel herausgenommen.
Weniger Aktivität tut der Performance gut
Dieser Index-Mechanistik müssen ETFs folgen, aktive Fonds indes nicht. Sie können flexibler vorgehen und müssen Aktien nicht verkaufen, wenn sie aus dem Index fallen und nicht die „Neuankömmlinge“ kaufen. Laut unseren Daten belief sich die Umschlagquote bei aktiv verwalteten Fonds im Schnitt auf 72%; der iShares MSCI Emerging Markets Small Cap ETF wies dem gegenüber eine Umschlagquote von 94% per Jahresende 2014 auf. Das ist insofern ungewöhnlich, als aktiv verwaltete Fonds in den meisten Fondskategorien höhere Umschlagraten haben als die ETFs aus derselben Kategorie. Dieser ungewohnte ETF-Aktionismus erklärt sich durch die Fluktuation beim Index, die, zumal bei Nebenwerten, erhöhte Handelskosten produziert.
Die bereits erwähnte deutliche Abweichung der aktiven Manager auf Branchen- und Länderebene von den Indizes zeigen, dass aktiv verwaltete Fonds ihre Spielräume nutzen – und dabei (ungewichtet) durchaus Vorteile erzielen. Auch sind die Portfolios aktiver Fonds deutlich konzentrierter als die Indizes: Im Schnitt waren es zuletzt 161 Titel pro Fonds, während der Small Cap Index 1.850 Aktien enthält, und der Kategorie-Index, der die Aktien mittelgroßer und kleiner Unternehmen enthält, sogar aus gut 2.200 Titeln besteht.
Zum Schluss gießen wir allerdings doch etwas Wasser in den Wein der Fans des aktiven Fondsmanagements: Angesichts der Tatsache, dass nur 24 Fonds eine Dreijahres-Historie und gerade einmal 18 Produkte länger als fünf Jahre am Markt sind, sollten die bisherigen Renditezahlen nicht überbewertet werden - auch wenn das vorläufige Bild, das aktive Manager derzeit zeigen, ein freundliches ist.
Wir nähern uns langsam der Zielgeraden. Abschließend wollen wir einen Blick auf die Profile der Fonds der Kategorie werfen: Die besten, die schlechtesten, die ETFs; frei nach dem Motto des Italo-Western Klassikers: the good, the bad and the ugly. Lesen Sie hier Schwellenländer Nebenwertefonds: Schwächelnde Favoriten trüben das Bild