Der britische Aktienmarkt hat im internationalen Vergleich einiges aufzuholen. Gerade beim Blue-Chip-Index FTSE 100 lief es im Vergleich zu globalen Pendants aufgrund des starken Exposures in Rohstoff- sowie Energieunternehmen nicht besonders rühmlich. Das spielte auch Managern von Aktienfonds mit Schwerpunkt Großbritannien entsprechend in die Hände: wer sich frühzeitig positionierte und aufgrund der niedrigen Rohstoffpreise sowie der schwachen Zinsentwicklung entsprechende Titel vermied, hatte gute Chancen auf Outperformance.
Diese Entwicklung ist allerdings nicht für die Ewigkeit, zudem kommt nun auch noch die Unsicherheit über einen Brexit hinzu. Auch wenn vielerorts ein Ausscheiden aus der EU eher als unwahrscheinlich angesehen wird, haben wir erst in einem Monat Gewissheit über den Verbleib oder Austritt Großbritanniens. Als Folge könnte das britische Pfund weiter nachgeben. (Die Konzerne im FTSE 100 erwirtschaften rund 70% ihrer Umsätze außerhalb Großbritanniens, so dass die Folgen der Brexit-Abstimmung für sie nicht so eindeutig zu verorten sind.)
Der britische Aktienmarkt ist zuletzt ein recht lebendiges Pflaster gewesen, bei dem aktives Management seine Stärken ausspielen konnte. Wir stellen Ihnen im Folgenden drei sehr unterschiedliche Fonds vor, die in den Aktienmarkt Großbritanniens investieren, von erfahrenen Managern durch die Volatilität der Märkte manövriert werden und über ein positives Morningstar Analyst Rating verfügen.
Der Fonds für Standardwerte aus dem Hause BlackRock steht seit Oktober 2013 unter der Verantwortung von Nick Little, der allerdings schon seit über zehn Jahren Mitglied im Team für Aktien aus Großbritannien ist. In den vergangenen drei Jahren hat sich in diesem Team das Personalkarussell häufiger gedreht, was Anlass für zumindest etwas Besorgnis ist. Die Ernennung von Nigel Bolton zum CIO ist jedoch ein Lichtblick, nicht zuletzt auch aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in der Neustrukturierung von Investmentteams.
Nick Little ist zusätzlich auch als Fondsmanager für den Öl- und Gas-Sektor verantwortlich. Sein Investmentansatz ist im wesentlichen Bottom-Up getrieben. Er konzentriert sich auf Unternehmen, die in attraktiven Industrien agieren und über ein substantielles Wachstumspotential verfügen. Ein wesentlicher Punkt für Littles Investmententscheidungen ist auch eine positive Reputation der Unternehmensführung. Für gewöhnlich besteht das Portfolio des Fonds aus 35 bis 55 Einzeltiteln.
Auf eine Sicht von ein und drei Jahren liegt der Fonds vor seiner Kategoriebenchmark FTSE All Shares sowie dem Durchschnitt seiner Morningstar Vergleichskategorie ‚Aktien Großbritannien Standardwerte‘. Auf eine Sicht von fünf Jahren liegt der BlackRock United Kingdom Fund jedoch 0,99% beziehungsweise 0,44% annualisiert hinter seiner Kategorie bzw. Benchmark zurück. Zuversichtlich stimmt jedoch, dass sich der Investmentansatz langfristig bereits in institutionellen Tranchen bewährt hat, so Morningstar Analyst Daniel Vaughan. Ein Wermutstropfen sind die überdurchschnittlichen hohen laufenden Kosten von 1,81% im Vergleich mit ähnlichen Produkten. Der Fonds trägt das Morningstar Analyst Rating Bronze.
Threadneedle bietet mit diesem Fond eine ausgewogene Mischung aus Wachstumswerten und Dividendentiteln. Seit Oktober 2015 ist Richard Colwell hauptverantwortlicher Manager. Er wird dabei von seinem Stellvertreter Leigh Harrison unterstützt. Colwell’s Stärke liegt in der Aktienauswahl, die sich sehr gut mit Harrisons Top-Down Ansatz ergänzt. Für Morningstar Fondsanalyst Simon Dorricott ist gerade Harrisons Fokus auf den britischen Markt sowie seine wiedererlangte Funktion als Leiter des Aktienteams sehr positiv. Der Investmentansatz lässt den Managern relativ freie Hand und stellt eine flexible Kombination aus Top-Down und Bottom-Up-Ansatz dar.
Das Team mit insgesamt 12 Mitgliedern arbeitet kollegial zusammen, erfuhr jedoch in der Vergangenheit einige personelle Änderungen. Dies tat der Performance unter den beiden Managern jedoch keinen Abbruch: Über drei und fünf Jahre liegt der Threadneedle UK Equity Income deutlich vor seiner Benchmark FTSE All Share Index (4,8%, beziehungsweise 4,1% jährlich) sowie dem Durchschnitt seiner Morningstar Vergleichskategorie ‚Aktien Großbritannien dividendenorientiert‘ (1,4% beziehungsweise 1,7% p.a.). Gegenüber dem Vergleichsindex hat der Fonds sogar jedes Jahr seit 2010 outperformt, den Durchschnitt der Vergleichskategorie konnte er in jedem Jahr von 2010 bis 2015 hinter sich lassen. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres schlug der Fonds den Morningstar Kategoriedurchschnitt um 1,21%.
Insgesamt stimmt die Kombination aus erfahrenen Managern, einem pragmatischen Ansatz, der bottom-up und top-down-Elemente kombiniert sowie einem Total-Return-Mindset positiv. Der Großbritannien-Fonds wird daher mit dem Morningstar Analyst Rating „Silver“ ausgezeichnet.
Der Fonds von J O Hambro kann ebenfalls mit einem flexiblen Ansatz punkten. Seit Auflegung im November 2001 wird er von Manager Mark Costar nach einem sehr klaren und gut umgesetzten Ansatz gemanagt. Bei der Analyse konzentriert sich der Manager auf Faktoren die einen positiven Einfluss auf den Kurs einer Aktie haben können, aber noch nicht vollständig im Kurs eingepreist sind. Der Fokus liegt dabei auf Unternehmen, die eine solide Bilanz vorlegen können und die Gewinne durch Cashflows unterfüttert sind. Letztlich bevorzugt der Manager Unternehmen, die organisch und nicht durch Akquisitionen wachsen. Entwickelt sich eine Aktie nicht erwartungsgemäß, schreckt Costar auch nicht vor einem sofortigen Verkauf zurück, was er bislang während seiner Karriere konsequent umgesetzt hat.
Das Investmentuniversum erstreckt sich über alle Aktienklassen (Large-, Mid- und Small-Caps) und Sektoren. Per Ende Februar 2016 waren Small-Caps deutlich übergewichtet, Mid Caps aus Großbritannien fand er hingegen unattraktiv bewertet. Ein wesentlicher Treiber für die Fondsperformance ist die Titelauswahl des Managers, die primär von seiner Überzeugung in das jeweilige Unternehmen abhängt. Gerade in den Jahren 2012 bis 2014 lag der Fonds deutlich besser als der Durchschnitt der Morningstar Vergleichskategorie und der FTSE All Share-Index. Im vergangenen Jahr musste der Fonds jedoch deutlich Federn lassen, doch ist das Minus gegenüber Indexdurchschnitt und Benchmark im laufenden Jahr per Ende April 2016 wieder deutlich geschrumpft. Aufgrund des Investmentansatzes würden wir bei dem Fonds eine höhere Volatilität erwarten als praktisch der Fall ist, so Morningstar Analyst Samuel Meakin. Dennoch ist das Produkt nicht für jeden Anleger geeignet und kann ihnen bisweilen auch Geduld abverlangen. Aufgrund des Investmentansatzes, der Erfahrung des Managers und der anlegerorientierten Produktpolitik des Fondshauses J O Hambro überwiegen jedoch die Stärken, weshalb wir das Morningstar Analyst Rating „Silver“ bestätigen.