Kosten und Performance: Es wächst nicht zusammen, was nicht zusammengehört

Kosten bremsen Performance aus. Das ist eine Binse, die es dennoch verdient, immer wieder wiederholt zu werden. Wir haben die Kosten mit den Performance-Ergebnissen von über 4.000 Aktienfonds abgeglichen.

Michael Haker 04.07.2016
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Über Geld spricht man hierzulande im Allgemeinen nicht. Beim Fondsinvestments sollte das allerdings anders sein. Anleger sollten die Fondskosten als eines der wichtigsten Auswahlkriterien bei der Fondsauswahl berücksichtigen. Denn die Gebühren haben einen signifikanten Einfluss auf die Fondsperformance. Das haben vielfach nicht nur wissenschaftliche Studien bewiesen, sondern auch unser eigenes Research, wie zuletzt mein Kollege Russ Kinnel. Für Fonds, die in den USA domiziliert sind, stellte er die Fondskosten den Erfolgsquoten der Fonds gegenüber. Sein Ergebnis: Zu Beginn des Betrachtungszeitraums im Januar 2011 hätte die Einbeziehung der Fondskosten in jeder Fondskategorie Mehrwert gebracht. (lesen sie hier: Die große Vorhersagekraft von Fondskosten für die Performance)

Da sich das US-Fondsangebot nicht eins zu eins dem hierzulande Verfügbaren deckt, haben wir eine ähnliche Auswertung für Fonds vorgenommen, die in Europa zum Vertrieb zugelassen sind. Dabei konzentrieren wir uns erneut auf die dreizehn Aktien-Großgruppen, nach denen wir in der Vergangenheit bereits unsere viel beachteten Outperformance-Auswertungen erstellt haben (lesen Sie hier: Outperformance, wenn die Börsen fallen? und Outperformance-Serien sind für Anleger gefährlich oder Vorsicht vor der Bill Miller-Falle.)

Im ersten Schritt haben wir die Fonds in den drei Aktiengroßgruppen mit dem höchsten verwalteten Vermögen in Europa in Kostenquintile aufgeteilt. Danach haben wir identifiziert, wie hoch der Anteil der Outperformer gegenüber ihrer Benchmark innerhalb der Quintile ist.

Grafik: Anteil der Outperformer nach Kostenquintilen

Outperformance-Quoten nach Kostenquintilen

Die oben abgebildete Grafik bezieht sich auf Aktienfonds der Großgruppen Standardwerte weltweit (gelb), Standardwerte Europa (grün) und Aktien Schwellenländer (dunkelblau). Jeweils fünf Balken repräsentieren fünf Kosten-Quintile für laufende Fondskosten (KIID). Im linken Balken finden sich die nach Rangordnung 20% günstigsten Fonds je Großgruppe, der zweite Balken von links enthält die jeweils zweitgünstigsten Fonds, und so weiter bis hin zu den 20% teuersten Fonds im rechten Balken. Die Höhe der Balken gibt die Prozentzahl der Fonds an, die seit Januar 2011 bis Ende Dezember 2015 ihren Morningstar Kategorie-Index outperformt haben.

Dabei beinhaltet die Auswertung auch solche Fonds, in die Anleger zu Beginn des Betrachtungszeitraumes Anfang 2011 investieren konnten, die im Verlauf der Jahre allerdings liquidiert oder mit anderen Fonds zusammengelegt wurden. Die Auswertung ist damit survivorship bias free.

Zwei Dinge lassen sich mit nur einem Blick erkennen: zum einen, dass die Balken bei weltweit anlegenden Standardwerte-Aktienfonds kleiner sind als bei den anderen beiden Gruppen. Die Erklärung hierfür ist die geringe Gesamtanzahl an Outperformern im Vergleich mit den anderen beiden Großgruppen: zwischen Januar 2011 und Dezember 2015 schafften es gerade mal 7%, ihre Vergleichsindizes (je nach Morningstar Kategorie: MSCI World respektive dessen Value oder Growth-Variante), hinter sich zu lassen. Am ehesten gelang dabei die Outperformance im Kostenquintil mit den niedrigsten Kosten gemäß KIID (durchschnittlich 0,82%), in dem es immerhin 15,3% schafften, die globalen MSCI-Benchmarks zu übertreffen. Im nächstgünstigsten Kostenquintil liegt die durchschnittliche laufende Gebühr (KIID) bei 1,37% und die Outperformance-Quote ist mit 10,1% am zweithöchsten. Diese Tendenz fortgeführt ergibt das zweite wesentliche Ergebnis.

Von den günstigsten hin zu den teuersten Kostenquintilen schrumpft die Outperformer-Quote deutlich. Erheblich ist hier der Unterschied auch bei Europa Standardwerte-Fonds. Von allen Produkten im günstigsten Kostenquintil mit durchschnittlich laufenden Gebühren von 0,81% gelang es 38,2%, ihre Kategorie-Benchmarks zwischen 2011 und 2015 zu überholen. Im teuersten Quintil (Durchschnittliche KIID: 2,72%) schaffte dieses Kunststück nichtmal jeder zehnte Fonds. Uneinheitlicher ist dagegen das Bild bei Schwellenländer-Produkten, wobei aber auch hier wieder die gleiche Grundaussage gilt: je höher die durchschnittlichen Kosten, desto geringer die Outperformance-Wahrscheinlichkeit. Wir haben dieses Ergebnis auch von einer zweiten Seite anhand statistischer Tests durchleuchtet, wie weiter unten beschrieben.

Hohe Kosten primär bei Underperformern

Werfen wir jedoch einen etwas detaillierteren Blick auf das Verhältnis zwischen Performance und Kosten. Im Folgenden beantworten wir die Frage „Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten nach Out- oder Underperformance-Ergebnis?“. Dazu bildeten wir für alle 13 Großgruppen mehrere Kohorten, die wir nach Drei-Prozentpunkt-Schritten unterteilt haben. Sie zeigen den Grad an Outperformance (p.a.) gegenüber ihrer Benchmark an. Dabei markiert das untere Ende eine Underperformance von jährlich 12 Prozentpunkten und mehr gegenüber dem Kategorie-Index und reicht bis hin zur Outperformance von 12 Punkten und mehr. Diesen Kohorten stellen wir nun erneut die durchschnittlichen laufenden Kosten gegenüber.

Die Methodik dieser Betrachtung zieht logischerweise die Erfordernis nach sich, nur Produkte mit Fünfjahreshistorien zu beinhalten. Das wiederum bedeutet, dass hier nur Produkte enthalten sind, die über den gesamten Betrachtungszeitraum überlebt haben.

Grafik: Laufende Kosten (KIID) nach Performancekohorte (Standardwerte)

Kosten nach Performance (LC)

Insbesondere bei globalen Standardwerten (gelbe Linie) und europäischen Blue Chips (grüne Linie) wird deutlich, wie die Kostenlinie abfällt, je weiter die Fonds in Outperformance-Terrain vordringen. Weltweit anlegende Aktienfonds, die zwischen Januar 2011 und Dezember 2015 ihre Vergleichsindizes um 12% annualisiert underperformt haben, weisen durchschnittlich laufende Kosten von rund 2,7% aus. Produkte, die hingegen eine Outperformance von >0% bis zu 6% erreicht haben, sind mit durchschnittlich rund 1,2% bis 1,3% Kosten deutlich preiswerter.

Bei Europa-Standardwerten liegen die durchschnittlich höchsten Kosten bei rund 2,5% und einer Underperformance zwischen -6% und -12%. Im Bereich der stärksten Outperformance (9% bis 12%) finden sich hingegen die niedrigsten Fondskosten mit rund 1% im Durchschnitt. Wie aus der Auswertung zu Beginn zu erwarten war, sind Emerging Markets Fonds auf den ersten Blick ein kleiner Ausreißer: Produkte mit der stärksten Performance sind nicht gleichzeitig die günstigsten. Das Bild prägt jedoch nur ein einziger Fonds, der in den Jahren 2013 und 2015 sogar zum Besten 1% seiner Morningstar Vergleichsgruppe gehörte. Der Großteil der Schwellenländer-Produkte unserer Auswertung (314 Fonds) befindet sich in den Performance-Kohorten zwischen –9% Underperformance bis 6% Outperformance. Hier gilt der gleiche Trend wie für globale und Europa-Fonds.

Fokus US-Aktienfonds

Mit Blick auf das verwaltete Vermögen aus Europa sind auch US-Standardwerte Blend-Fonds mit eines der wichtigsten Anlagevehikel. In der Vergangenheit taten sich die Manager allerdings schwer, den Morningstar Kategorie-Index Russell 1000 zu überholen. Unter Berücksichtigung der zwischenzeitlich geschlossenen Fonds schafften dies im Betrachtungszeitraum gerade mal 2%. Wenig berauschend ist auch das äquivalente Ergebnis für aktive US-Growth- sowie Value-Fonds. Die Outperformer-Quoten liegen hier zwischen 6% und 10%. Bei den erfolgreichen Fonds ist auch hier wieder die Kosten-Durchschnitt am niedrigsten, wie die hellgrüne Linie der unteren Grafik anzeigt. Das Gleiche zeigt sich bei US-Nebenwertefonds.

Grafik: Durchschnittliche Kosten nach Performance-Kohorte (US-Aktienfonds)

 Kosten nach Performance_USEquity

Midcaps-Fonds: starke Performance-Verteilung bei ähnlichen Kosten.

Wo Informations-Asymmetrien vorherrschen, ist es eher möglich, deutlich unterbewertete Investments zu finden. Dies wird zumindest häufig für Nebenwerte-Investments im Vergleich zu Standardwerten unterstellt. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass zumindest bei europäischen und globalen Nebenwerten die Outperformer-Quote über der von Fonds mit Standardwerte-Fokus liegt. Bei Aktien Großbritannien sind in dieser Hinsicht Standard- und Nebenwerte etwa gleichauf.  Mit Blick auf die durchschnittlichen Kosten ergibt sich ein interessantes Bild. Für Nebenwerte Großbritannien fallen die durchschnittlichen Gebühren über die Performance-Kohorten relativ zügig auf einen Bereich von 1,2 bis 1,4%. Auf das Performance-Ergebnis scheint sich der Kosten-Faktor also nicht so stark wie Standardwerten ausgewirkt zu haben: Die Masse der Fonds in unserer Untersuchung (122 von 141 Fonds) befindet sich in den Performance-Kohorten zwischen -3% und +9%.

Bei europäischen Nebenwerten fällt die Kostenkurve nicht ganz so steil ab. Ab einer Outperformance von >0% bleibt sie jedoch unter den durchschnittlichen KIID von 1,75% und fällt nur langsam ab bis auf 1,4% im Durchschnitt. Von allen Europa-Nebenwerte-Fonds (341 Fonds), schafften es zwischen Januar 2011 und Dezember 2015 übrigens 151 Produkte ihren jeweiligen Index zu überholen – die Masse (322 Fonds) liegt auch hier in den Performance-Kohorten zwischen -9% und +6% Outperformance.

Grafik: Durchschnittliche Kosten nach Performance-Kohorte (Nebenwerte)

 Kosten nach Performance_MidCaps

Kosten und Performance korrelieren negativ und statistisch signifikant

Zum Abschluss dringen wir in unserer Kosten-Outperformance-Auswertung noch etwas tiefer ein. Wir haben für die drei zu Beginn genannten Gro­­ßgruppen (Standardwerte weltweit, Standardwerte Europa und Schwellenländer) den statistischen Zusammenhang zwischen Kosten und Performance errechnet. Die stärkste Korrelation hat sich für globale Aktienfonds ergeben. Der Pearson Korrelationskoeffizient zwischen Performance gegenüber den Vergleichsindizes und Kosten ergibt -0,52. Man spricht hier von einem mittleren statistischen Zusammenhang, dessen Signifikanzniveau p kleiner als 0.001 (höchst signifikant) ist. Das vorangestellte „Minus“ zeigt an, je höher die Outperformance ist, desto niedriger fallen auch die Fondskosten aus und vice versa. Auch bei Europa-Aktienfonds ist das Zusammenhangsmaß höchst signifikant (p < 0.001). Mit einem Pearson Korrelationskoeffizient von -0,36 ist das Ergebnis jedoch nicht ganz so stark. Dennoch zeigt sich auch hier die Tendenz, dass Outperformance und Höhe der Kosten grundsätzlich in einem inversen Verhältnis zueinanderstehen, allerdings nicht ganz so stark wie bei globalen Aktienfonds. Für unsere Schwellenländer-Stichprobe ist der Zusammenhang von -0,2 zu vernachlässigen, auch wenn das Ergebnis mit p < 0.05 immerhin signifikant ist.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.