Mythen und Fakten über nachhaltiges Investieren

Nachhaltige Investments sind in der Welt der Kapitalanlage noch immer ein Nischenthema. Mit den Morningstar Sustainability Ratings unternehmen wir einen ersten Versuch, diese Art des Investierens in die Mitte der Fondswelt zu bringen und für jedermann zugänglich zu machen.

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Weltweit wächst das Interesse an nachhaltigem Anlegen. Deswegen haben wir ein Nachhaltigkeitsrating für Investmentfonds – das Morningstar Sustainability Rating – eingeführt. Unser Rating ist damit der weltweit erste Bewertungsstandard für Fondsportfolien aus Nachhaltigkeitssicht. Unser Rating basiert auf den ESG-Kriterien Umwelt (Environment), gesellschaftliche Verantwortung  (Social) und gute Unternehmensführung (Governance). Dadurch soll Investoren, die auch Nachhaltigkeitsaspekte bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen wollen, eine Hilfe für ihre Fondsauswahl an die Hand gegeben werden. 

Da es allerdings Begriffe gibt, die sich für die Beschreibung von nachhaltigen Geldanlagen mittlerweile eingebürgert haben, ist es sinnvoll, zu beleuchten, was das Morningstar-Nachhaltigkeitsrating abdeckt. Zugleich wollen wir auch mit einigen weit verbreiteten Irrtümern aufräumen. 

Mythos Nummer 1):  Das Morningstar Sustainability Rating zeigt anhand der ökologischen Daten der verschiedenen Unternehmen im Portfolio, ob ein Fonds eine "grüne" Anlage ist 

Der Fokus des Morningstar Sustainability Rating liegt nicht darauf, ob ein Fonds "grün" oder ökologisch ist. Das Rating ist vielmehr ein breiterer Maßstab dafür, wie die im Fondsportfolio enthaltenen Firmen mit wichtigen ökologischen, sozialen oder unternehmerischen Risiken und Chancen im Vergleich zum Rest der Branche umgehen. Für unser Rating sind alle drei ESG-Faktoren wichtig. Soziale Faktoren können Arbeitsstandards oder den Umgang eines Unternehmens mit seinen Mitarbeitern abdecken. Governance-Faktoren beinhalten Themenfelder wie Managementgehälter oder den politischen Beitrag, den ein Unternehmen leistet. 

Mythos Nummer 2): Nachhaltige Geldanlagen sind bloß eine weitere Modeerscheinung und kein bewertbarer Investmentansatz 

Natürlich gibt es Beispiele für das sogenannte "Greenwashing" – eine PR- oder Marketingkampagne, bei der das Image lediglich umweltbewusst oder sozial verantwortungsbewusst wirkt –  in allen Branchen. Unsere Nachhaltigkeitsratings wurden konzipiert, um abzuschätzen, ob ein als nachhaltig vermarkteter Fonds tatsächlich seine Versprechen hält. Wir nutzen dafür eine einheitliche Struktur, die von unseren Analysten entwickelt wurden, um den Grad an Nachhaltigkeit eines Fonds zu bestimmen. Mit diesem Rahmenwerk werden die Portfolien anhand der branchenweit anerkannten ESG-Faktoren untersucht. Dazu nutzen wir zum einen unsere umfassenden Datenbanken, die zeigen, in welche Unternehmen die verschiedenen Fonds investieren. Zum anderen greifen wir für die Unternehmensebene auf das ESG-Research des auf Nachhaltigkeit spezialisierten Analysehauses Sustainalytics zurück. 

Nachhaltiges Investieren ist ein Anlageansatz, der uns wahrscheinlich noch eine ganze Weile begleiten wird.  Weltweit sind hier bereits mehr als 21,4 Billionen US-Dollar investiert. 71 Prozent der Privatanleger interessieren sich für dieses Thema. Auch das CFA Institut, das eine Vordenkerrolle bei Fragen um Vermögensanlagen einnimmt, befand, dass das Bewerten von ESG-Themen "wahrscheinlich zu einer vollständigeren Investmentanalyse und Anlageentscheidungen auf Basis von mehr Informationen führen wird." 

Mythos Nummer 3): Nachhaltig orientierte Anleger opfern Wertentwicklung zu Gunsten ihrer persönlichen ethischen Werte 

Untersuchungen zur Performance von nachhaltigen Anlagestrategien – inklusive traditioneller Ansätze mit Ausschlusskriterien – haben bisher kaum Hinweise dafür geliefert, dass dieser Anlagestil der Wertentwicklung schadet. Die meisten Studien zeigen entweder einen neutralen oder einen positiven Effekt. Es wurden mitunter auch Fonds identifiziert, die auf lange Sicht einen Wettbewerbsvorteil haben, weil sie sich auf Unternehmen mit positiven nachhaltigen Methoden fokussieren. Durch Nachhaltigkeitskriterien können riskantere Fondspositionen vermieden werden. Auch wenn einige Anleger in erster Linie so investieren, um ihre Werte in ihren Anlageentscheidungen zu reflektieren, sehen andere Investoren in Nachhaltigkeitsinvestments einen Weg, um den langfristigen Wert im Markt zu finden. Outperformance und Nachhaltigkeit müssen sich also nicht zwangsläufig ausschließen. 

Mythos Nummer 4): Anleger, die nachhaltige Strategien priorisieren, haben eine extrem begrenzte Auswahl an Investitionsmöglichkeiten 

Mit dem Morningstar Sustainability Rating können Anleger, die nachhaltige Strategien innerhalb ihrer Portfolien in Erwägung ziehen, aus einem breitem Fondsuninversum schöpfen. Indem wir ein Nachhaltigkeitsrating für weltweit mehr als 20.000 Fonds anbieten, stellen wir eine neue Lupe bereit. Mit dieser kann beurteilt werden, wie gut die einzelnen in einem Fonds enthaltenen Unternehmen mit ihren Risiken und Chancen nach ESG-Kriterien fertig werden. Die Anleger müssen nicht mehr aus einer kleinen Minderheit von Fonds auswählen, deren Fokus auf nachhaltiges und verantwortliches Investieren vermarktet wurde. Sie können nun ihr Geld so für sich arbeiten lassen, wie es für sie sinnvoll ist oder eine langfristige Investmentstrategie unterstützen, indem sie eine Vorselektion vornehmen, bei der sie aus einer breiten Fondsgruppe das aus ihrer Sicht Beste auswählen. 

Mythos Nummer 5): Nachhaltiges Investieren ist eine Nische, die nichts für ernsthafte Anleger ist 

Institutionelle Investoren nutzen nachhaltige Faktoren bereits seit Jahren. Der Markt für nachhaltige Anlagen ist in Europa mehr als 13 Billionen US-Dollar schwer. In den USA kommt dieser Markt auf 6 Billionen US-Dollar und wächst seit 2014. Die Mittelzuflüsse und die demografische Veränderung zeigt an, dass nachhaltiges Investieren das Potenzial hat, sich zu einer bedeutenden Marktkomponente zu entwickeln – unter Berücksichtigung des klassischen Anlegers. Zum Beispiel haben Frauen, die Gruppe der Millenials und die Generation X bereits ihr Interesse an diesem Ansatz bekundet. Diese Trends weisen darauf hin, dass nachhaltiges Investieren ein Weg sein könnte, um neue Investoren innerhalb der neuen demografischen Gruppen zu erreichen. Dafür muss man den sich ändernden Präferenzen Rechnung tragen.

Mythos Nummer 6): Ein Fonds braucht eine eindeutige Nachhaltigkeitsstrategie um ein hohes Morningstar Sustainability Rating zu erhalten 

Wir bemessen alle Fonds in der gleichen Weise und zwar anhand der gehaltenen Positionen in ihren Portfolien und nicht daran, ob ein Anbieter seinen Fonds selbst als nachhaltig bezeichnet oder nicht. Obwohl viele Fonds, die als nachhaltig vermarktet werden hohe Ratings erhalten (was ihre Ziele bestätigt), können auch solche Fonds hohe Ratings erzielen, die nicht als nachhaltig vermarktet werden. 

Mythos Nummer 7): Fondsgesellschaften bezahlen Geld für ein Morningstar Sustainability Rating 

Unsere Morningstar Sustainability Ratings sind Teil unseres Geschäftsmodells, das keine Auftrags-Ratings der Emittenten vorsieht. Wir werden nicht von Vermögensverwaltern für die Erstellung von Ratings bezahlt. Es sind vielmehr die Investoren, die über die Nutzung unserer Analyse-Tools die Ratings bezahlen. So gesehen sind die Nutznießer unserer Ratings diejenigen, die uns mandatieren, Ratings zu erstellen. Dadurch können Anleger sicher sein, dass wir das hervorheben, was der Fondsmanager tatsächlich tut und nicht darüber, was er nach Angaben der Fondsgesellschaft macht.

Lesen Sie hier mehr über unsere Morningstar Sustainability Ratings.

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Über den Autor

Morningstar Analysts   -