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Die US-Finanzindustrie morgen: Bye, bye Fiduciary Rule?

Vermögensverwalter könnten unter der Volatilität leiden, Investmentbanken und Börsen profitieren, aber der Anlegerschutz wird in den USA nicht über Nacht abgeschafft.  

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Der unerwartete Sieg von Donald Trump bei den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen hat die Finanzmärkte weltweit überrascht. Wir rechnen daher mit einiger Volatilität an den Aktien-, Anleihen- und Devisenmärkten (Stichwort: Mexikanischer Peso!) Während es Trump bei seinen Wahlkampfreden an Details fehlen ließ, geben einige gängige Themen dennoch Aufschluss darüber, was für eine Finanz- und Wirtschaftspolitik seine Regierung verfolgen könnte.

Wahl Trumps könnte Volatilität erhöhen

 

Allgemein sollte das Potenzial einer Volatilität an den Aktien-, Anleihen- und Devisenmärkten sowohl kurz- als auch langfristig bei den traditionellen Vermögensverwaltern wie Blackrock und T. Rowe Price negativ gesehen werden. Wir gehen davon aus, dass wir unsere Analysen in den nächsten Tagen nochmals genau überprüfen werden, um sicherzustellen, dass unsere langfristigen Annahmen alle möglichen Veränderungen der Dynamik im operativen Bereich und im Wettbewerbsumfeld innerhalb der Finanzdienstleistungsbranche widerspiegeln. 

Allerdings sollte das Potenzial einer Abmilderung der Fiduciary Rule des Arbeitsministeriums unter der Präsidentschaft von Trump als positiv für aktive Manager betrachtet werden (dies spiegelt sich bereits in den Aktienkursen vom 9. November wider). Die gleiche Volatilität dürfte sich auf Investmentbanken und Börsen wie Goldman Sachs, Intercontinental Exchange und die CME Group positiv auswirken, da sie von einem höheren Handelsaufkommen profitieren. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass die Regulierung des Bankensystems abgeschwächt wird, was zu einer Verringerung der aufsichtsrechtlichen Compliance-Kosten sowie einer Vereinfachung künftiger Eigenkapitalvorschriften für Banken führen würde.

 

Treuhänderische Regeln sind weltweit im Kommen

Doch auch wenn die zukünftige Richtung der Regelungen des Finanzsektors wie der Fiduciary Rule des US-Arbeitsministeriums ungewisser geworden ist, sind unserer Einschätzung nach einige Punkte zur Retail-Finanzberatungsbranche zu beachten. Der erste lautet, dass, ungeachtet der US-Wahl, sich der Trend hin zu treuhänderischen Regeln beschleunigen wird. Das ist in der Vermögensverwaltungsbranche überall zu beobachten. Viele Länder, wie Großbritannien und Australien, haben bereits derartige Regelungen verabschiedet, erweiterte treuhänderische Pflichten in den USA sind also nur zeitgemäß. Schon deutlich bevor die Fiduciary Rule in den USA erstmals vorgeschlagen wurde, fand dort ein Wechsel von provisionsbasierten zu gebührenbasierten Beratungskonten statt. Dadurch erhöhte sich der Marktanteil passiver Anlageprodukte. 

Gleichzeitig wurden auch verstärkt produktivitätssteigernde technische Möglichkeiten wie automatisches Investieren genutzt. Zweitens sind wir der Ansicht, dass es tatsächlich einiges an Anstrengung erfordern würde, die Einführung dieser treuhänderischen Pflichten in den USA aufzuhalten. Viele Vermögensverwaltungsgesellschaften haben bereits entsprechende operative Pläne angekündigt und sich öffentlich für treuhänderische Standards ausgesprochen. Es könnte somit zu spät sein, die Dynamik der Unternehmen, die sich für diesen Weg entschieden haben, noch zu bremsen.

Aus rein technischer Sicht wurde die Fiduciary Rule des US-Arbeitsministeriums im April veröffentlicht und trat im Juni in Kraft. Es würde wahrscheinlich monate-, wenn nicht jahrelange Beratungen der Regierung erfordern, um diese Vorschrift wieder aufzuheben. Da die erste Stufe der Fiduciary Rule im April 2017 startet, müssen Unternehmen umsichtige Compliance-Richtlinien und - Verfahrensweisen einführen. Sie können es sich nicht leisten, einfach abzuwarten und dann nicht vorbereitet zu sein. 

 

 

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Über den Autor

Greggory Warren, CFA  Greggory Warren, CFA, is a senior stock analyst with Morningstar.