Im Folgenden ein kurzer Überblick über die wichtigsten Managerwechsel im Jahr 2016, die auch zu Änderungen bei den Morningstar Analyst Ratings führten. Weiter unten finden Sie eine Liste mit den aktuellen Fonds-Ratings.
1. Tanguy Le Saout (Pioneer Investments)
Es war für Pioneer und die Anleger in den Fonds des Unternehmens sicherlich kein langweiliges Jahr. Nachdem Pioneers Muttergesellschaft, die italienische Bank Unicredit, schon seit 2011 versucht hat, den Asset Manager zu veräußern, ist im Dezember der Verkauf an die französische Fondsgesellschaft Amundi endlich gelungen. Obwohl die Suche nach einem Käufer nun offiziell vorbei ist, hat die Ankündigung der Fusion viele neue Fragen aufgeworfen, zumal Amundi plant, die Belegschaft des neu zusammengeführten Unternehmens um mehr als 10% zu kürzen.
Vor diesem Hintergrund hätte der Aufsehen erregende Abgang von Tanguy Le Saout, Leiter europäische Renten, und Ali Chabaane, Leiter Portfolio-Konstruktion, Anfang Dezember zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Nach Angaben von Pioneer hatten die beiden Manager geplant, eine eigene Fondsgesellschaft zu gründen, die mit Pioneer in direkte Konkurrenz getreten wäre. Beide Manager mussten das Unternehmen verlassen.
Zusammen mit dem ehemaligen Leiter für europäische Staatsanleihen, Cosimo Marasciulo, hatte Le Saout die Investmentprozesse für alle in Europa gemanagten Rentenfonds des Unternehmens entworfen. Zwar setzen sich die Rentenstrategien von Pioneer aus einer Vielzahl von kleineren Wetten zusammen, an denen eine Vielzahl von Personen beteiligt sind. Außerdem ersetzt Marasciulo Le Saout als Teamleiter. Trotzdem hatte Le Saouts und Chabaanes Expertise wesentlich zu unserer positiven Einschätzung des europäischen Anleihenteams beigetragen. Ihr Weggang führte zu der Herabstufung von drei ehemals positiv bewerteten Fonds, für die er Comanager war: Pioneer Funds Euro Aggregate Bond (zuvor mit ‚Silver‘ bewertet), Pioneer Funds Global Aggregate Bond (zuvor Bronze) und Pioneer Obbligazione Euro a distribuzione (zuvor Bronze) wurden jeweils auf das Rating ‚Neutral‘ heruntergestuft.
2. Henning Gebhardt (Deutsche Asset Management)
Die Ankündigung im September 2016, dass Henning Gebhardt die Deutsche Asset Management Ende des Jahres verlassen würde, kam ebenfalls zu einer turbulenten Zeit für die deutsche Fondsgesellschaft. Angesichts des sinkenden Aktienkurses der Deutschen Bank und der Bestrebungen, die Kapitalquote der Bank zu erhöhen, wurden mehrere Sparmaßnahmen implementiert, unter anderem ein Einstellungsstopp innerhalb des Asset Managements. Doch während diese Maßnahmen, zusammen mit einigen Wechseln auf der Führungsebene und starken Mittelabflüssen, für negative Schlagzeilen sorgten, blieben die Investment-Teams der Fondsgesellschaft relativ stabil.
Eine Ausnahme bildete hierbei aber der Weggang von Henning Gebhardt. Gebhardt, der zur Berenberg Bank wechselt und dort Investmentchef wird, hatte den DWS Aktien Strategie Deutschland seit 2000 sehr erfolgreich gemanagt. Er konnte mit seinem opportunistischen Ansatz, der in ein wachstumsorientiertes und oft benchmarkfernes Portfolio mündete, die Konkurrenz mit bemerkenswerter Konsistenz übertreffen. Über 3, 5 und 15 Jahren zählt der Fonds per Ende November 2016 zu den besten der Kategorie ‚Aktien Deutschland Standardwerte‘.
Die Verantwortung für den Fonds ging an den bisherigen Stellvertreter Tim Albrecht über, der das Team für deutsche Aktien leitet und seit 2002 ebenfalls über einen exzellenten Track Record mit dem DWS Deutschland (Morningstar Analyst Rating ‚Silver‘) verfügt. Diesen können wir jedoch aufgrund der Unterschiede im Investmentansatz nicht eins zu eins auf den DWS Aktien Strategie Deutschland übertragen. So behält Albrecht die Bewertungen stärker im Blick und investiert weniger in Nebenwerte. Aus diesen Gründen bleiben wir zwar weiter für den Fonds zuversichtlich, haben das Rating des DWS Aktien Strategie Deutschland aber aufgrund der Unsicherheiten über die künftige Implementierung des Ansatzes von Silver auf Bronze heruntergestuft.
3. Rajiv Jain (Vontobel)
Vontobel Asset Management musste im Mai 2016 mit dem Weggang vom CIO Rajiv Jain einen herben Verlust hinnehmen. Jain hatte das 14-köpfige Team für globale Aktien mitgegründet und seit 2002 als CIO geleitet. Seit 2014 agierte er zudem als Co-CEO des Unternehmens. Dieses Jahr verließ Jain aber das Unternehmen, um seine eigene Firma in Fort Lauderdale, Florida zu gründen.
Jain hatte mit dem Vontobel Emerging Markets und Vontobel Global Equity einen herausragenden Track Record aufgebaut. Sein Fokus lag auf Unternehmen mit einer globalen Reichweite und stabilen Erträgen, was den Fonds einen Vorteil in Abwärtsmärkten verlieh. Beide Fonds liegen über zehn Jahre im obersten Quartil ihrer jeweiligen Kategorien.
Als CIO sowie als Portfolio Manager dieser beiden Strategien wurde Jain durch seinen langjährigen Stellvertreter Matthew Benkendorf, der 17 Jahre als Analyst und Portfolio Manager bei Vontobel tätig war, ersetzt. Benkendorf hat sehr eng mit Jain zusammengearbeitet und beabsichtigt, die Strategie von Jain fortzuführen. Aufgrund der Erfahrung des neuen Managers, der Stabilität des Analystenteams und der Kontinuität der Ansätze bleiben wir insgesamt positiv gestimmt, doch halten wir eine etwas vorsichtigere Einschätzung aufgrund von Jains Abgang für angebracht. Daher wurden die Analyst Ratings beider Fonds von ‚Silver‘ auf ‚Bronze‘ heruntergestuft.
4. Allan Conway (Schroders)
Allan Conway, der das Emerging-Markets-Aktien-Team bei Schroders seit einem Jahrzehnt geleitet hatte, ging August 2016 in den Ruhestand. Conway war Architekt des Investmentprozesses im Team und Manager des Schroder ISF Emerging Markets Fonds. Die Strategie kombiniert ein Quantmodell, das die Gewichtung der verschiedenen Länder bestimmt mit der Aktienselektion innerhalb jedes Landes, die vom dreiköpfigen Managementteam umgesetzt wird. Die Teammitglieder verantworten jeweils mehrere Länderportfolios, die sie in Zusammenarbeit mit den relevanten Aktienanalysten bestücken. Als Teamleiter und Fondsmanager war Conway für die Entwicklung des Quantmodells, die Beaufsichtigung des Portfolios und die Leitung der Strategiediskussionen zuständig.
Da der Prozess durch Arbeitsteilung geprägt ist und die Länderallokation zum größten Teil durch das quantitative Modell entschieden wird, halten sich die Auswirkungen von Conways Weggang in Grenzen. Tom Wilson, der sieben Jahre lange das Team für Aktien EMEA geleitet hatte, bevor er im Jahr 2014 ins Schwellenländer-Team wechselte, ersetzt ihn als Teamleiter und Portfoliomanager. Die anderen drei Teammitglieder, die seit mehr als 10 Jahren die Aktienselektion für diesen Fonds verantworten, bleiben unverändert.
Trotzdem haben wir das Rating für den in Luxembourg domizilierten Schroder IFS Emerging Markets von Bronze auf Neutral runtergestuft. Obwohl viel an der Strategie gleichgeblieben ist, fehlt uns seit dem Abgang des Managers die Überzeugung, dass der Fonds nach seinen erheblichen Kosten (die provisionsfreie C Anteilsklasse kostet 1,34%) seine Benchmark noch schlagen kann. Die kostengünstigere in Großbritannien ansässige Variante der Strategie ist weiterhin mit dem Rating ‚Bronze‘ bewertet.
5. Phil Milburn (Kames)
Phil Milburn managte den Kames High Yield Global Bond Fonds seit 2007, und wurde seit 2012 von Comanagerin Clair McGuckin unterstützt. In Milburns Amtszeit bis August 2015 konnte er mit seinem bewertungsbewussten Ansatz den Großteil seiner Kategoriemitbewerber hinter sich lassen. Relativ breit gestreut über rund 100 Titel konnte der Fonds mit Milburns und McGuckins Emittentenselektion (z.B. Financials in 2009/10) und Top-Down-Ideen (z.B. die Meidung europäischer Emittenten im Jahr 2014) punkten.
Im August 2015 zog sich Milburn aus gesundheitlichen Gründen zeitweise aus dem Unternehmen zurück. McGuckin übernahm die Hauptverantwortung für den Fonds in seiner Abwesenheit. Wir sahen den Fonds unter ihrer Aufsicht in guten Händen, doch nahm McGuckin im Mai 2016 ihren Abschied von Kames.
Als Milburn im Juli 2016 wieder in das Unternehmen zurückkehrte, übernahm er eine neue Rolle als Anleihenstratege, obwohl er auch einen Teil seiner Zeit dem Management des globalen High-Yield-Fonds widmet. Das High-Yield-Team wurde zwar durch die Einstellung von zwei Portfoliomanagern schnell wieder aufgestockt, und der neue High-Yield-Chef David Ennis, der bei Standard Life europäische High-Yield-Portfolios verantwortete, managt den Kames High Yield Global Bond zusammen mit Milburn. Doch haben wir durch die vielen Änderungen im Team unsere Überzeugung in die Strategie verloren, zumal Ennis mit globalen Strategien nur begrenzte Erfahrung hat. Aus diesem Grund wurde das Morningstar Analyst Rating von ‚Silver‘ auf ‚Neutral‘ heruntergestuft.
Tabelle: Eine Übersicht über die von Fondsmanagerwechseln betroffenen Produkte