Europäische Langfristfonds waren im Februar gefragt wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Wie aus den Morningstar-Absatzschätzungen für den europäischen Fondsmarkt hervorgeht, sammelten Publikumsfonds ex Geldmarktfonds im Februar 43,9 Milliarden Euro ein. Das war das höchste in einem Monat gemessene Niveau seit April 2015. Indes mussten Geldmarktfonds Abflüsse in Höhe von 4,1 Milliarden Euro hinnehmen, nachdem im Januar noch Rekordzuflüsse in diesen kurzfristigen Vehikeln gesehen wurden. Unsere Absatzschätzungen für Langfristfonds exkludieren ETF-Flows sowie die Mittelflüsse von Dachfonds und Feeder-Fonds; letzteres, um Doppelzählungen zu vermeiden.
Wie aus den Morningstar-Daten weiter hervorgeht, waren Rentenfonds am stärksten gefragt. Sie verzeichneten eine Nettoabsatzleistung von 25,13 Milliarden Euro. Das waren die höchsten Zuflüsse in einem Monat für diese Asset Klasse seit April 2013. Mischfonds sahen Nettoneumittel von 9,75 Milliarden Euro, die Höchstmarke seit Juli 2015. Alternative Fonds verbuchten Zuflüsse von 5,37 Milliarden Euro.
Auch Aktienfonds waren gefragt. Ihnen gingen netto 3,47 Milliarden zu, davon steuerten knapp zwei Milliarden aktiv verwaltete Aktienfonds an, die noch 2016 unter hohen Rückgaben litten. (Aktien-ETFs, die nicht in unserer Langfristfonds-Statistik enthalten sind, sahen im Februar Zuflüsse von 6,4 Milliarden Euro.)
Tabelle: Die Mittelflüsse nach Asset-Klassen im Februar
Am stärksten waren im Februar Rentenfonds-Kategorien nachgefragt: Sechs der zehn Absatzstärksten Kategorien waren Bond-Kategorien. Laufzeitfonds verbuchten die höchsten Zuflüsse, gefolgt von der heterogenen Kategorie „sonstige Rentenfonds“. Dahinter verbargen sich vor allem Fonds für Nachranganleihen bzw. solche für Immobilienverbriefungen (MBS) und Floater-Fonds. Alternative Multi-Strategiefonds sahen erneut hohe Zuflüsse. Diese Mischfonds-Kategorie erwies sich im Februar erneut als Hauptstütze für alternative Fondskategorien, die typischerweise Hedgefonds-ähnliche Strategien anwenden. Dabei profitierte vor allem die britische Aviva von der hohen Nachfrage nach ihrer Multi-Strategie Target-Fund Reihe.
Auch Schwellenländer-Investments waren gefragt, vor allem Fonds für Hartwährungsanleihen, aber auch Rentenfonds für lokale Währungen sowie Schwellenländer-Aktienfonds.
Tabelle: Die Fondskategorien mit der höchsten Nachfrage im Februar
Überwiegend Abflüsse mussten indes europäische Aktien- und Rentenkategorien hinnehmen. Neun der zehn am wenigsten nachgefragten Kategorien haben ihren Schwerpunkt auf europäischen Assets. Besonders hoch waren die Abflüsse aus europäischen Standardwerte-Aktienfonds, die gut drei Milliarden Euro an Abgängen verkraften mussten. Besonders schwer traf es dabei den BGF European Fund, Henderson Horizon Pan European Equity Fund und den Odey European Focus Fund.
Die Kategorie der diversifizierten EUR Rentenfonds war ebenfalls höchst unbeliebt, wobei hier erneut der Sonderfaktor Pioneer hervorzuheben ist. Nach dem Abgang von Europa-Rentenchef Tanguy Le Saout Ende 2016 verzeichnete vor allem der von ihm bis dato verantwortete Pioneer Euro Aggregate Bond hohe Abflüsse. Fonds für EUR Unternehmensanleihefonds erwiesen sich einmal mehr als anfällig im derzeit unsicheren Zinsumfeld: Investoren geben Fonds dieser Kategorie, die ansonsten vom Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank auf der Nachfrageseite profitiert, offenbar vor dem Hintergrund der Zinssensitivität von Investment-Grade-Papieren in den vergangenen sechs Monaten verstärkt zurück.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen im Februar
Auf Ebene der Anbieter verbuchte Insight Investment, eine Tochtergesellschaft von BNY Mellon, die höchsten Zuflüsse im Februar, was auf die Nachfrage nach Laufzeitfonds zurückging.
PIMCO profitierte unverändert von der extrem hohen Nachfrage nach dem diversifizierten USD-Rentenfonds PIMCO GIS Income, der gut 2,8 Milliarden Euro netto in einem Monat einsammelte, was rund zweidrittel der PIMCO-Zuflüsse im Februar ausmachte. Eurizon, BlackRock, Credit Suisse und Nordea waren ebenfalls Profiteure der hohen Nachfrage nach Fixed-Income Produkten im vergangenen Monat.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit der höchsten Nachfrage im Februar
Überwiegend Abflüsse mussten indes RBS und Danske Invest hinnehmen. Bei RBS wurden Coutts-Indexfonds für US- bzw. britische Standardwerte verkauft. Bei Dankse wurden gegen den allgemeinen Trend vor allem Rentenfonds zurückgegeben, die in Dänemark vertrieben werden.
KBC litt unter Rückgaben von EUR Rentenfonds. Bei Henderson und Odey waren vor allem die bereits erwähnten Rückgaben aus europäischen Standardwertefonds für die per Saldo schwache Absatzbilanz verantwortlich.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen im Februar
Ein Blick zum Schluss auf die Absatzbilanz der größten Publikumsfonds am europäischen Fondsmarkt. Unverändert ist der AP7 Aktiefond der größte Fonds am Markt. Er ist Kernbestandteil der ersten Säule der schwedischen Altersversorgung (wie in den meisten europäischen Ländern gibt es dort auch eine betriebliche und private Säule), und jeder Investor der „Premium Pension“ hat die Möglichkeit, in diesen staatlich verwalteten Aktienfonds zu investieren, der mit einer Gebühr von 0,14 Prozent pro Jahr das wohl günstigste aktiv verwaltete Aktienpublikumsfonds für Privatanleger ist. Der AP7 Aktiefond verbucht, wenig verwunderlich, fast in jedem Monat stetige, wenngleich unspektakuläre Zuflüsse – so auch im Februar, als dem Fonds, der den MSCI ACWI als Benchmark verwendet, 185 Millionen Euro netto zugingen.
Nicht weniger als spektakulär sind dagegen die Zuflüsse beim PIMCO GIS Income Fund zu nennen, der gut 2,8 Milliarden Euro an Nettoneugeldern verbuchte. Das ist ein Rekordwert für diesen Fonds, der mit der hervorragenden Performance dieses diversifizierten Rentenfonds zu erklären ist. In der Vergangenheit haben allerdings gerade die Blockbuster-Produkte in den – unvermeidlichen – Schwächephasen, in denen früher oder später jeder aktiv gemanagte Fonds steckt, spiegelbildliche Abflüsse erfahren – häufig sind dann die Performance-Jäger, die von der vorangegangenen Outperformance angezogen wurden (in deren Genuss sie freilich nicht gekommen waren), die ersten, die aus der Tür stürmen.
Ebenfalls hohe Zuflüsse verbuchten der Hochzinsfonds von AB (vormals als AllianceBernstein bekannt), der JPMorgan Global Income Fund sowie der M&G Optimal Income Fund. Letzterer hat in letzter Zeit von der sehr defensiven Positionierung auf der Bond-Seite profitiert, wenn auch der jüngste Renditerückgang am europäischen Bond-Markt zeigt, dass sich der Bond-Markt nicht zwangsläufig von seiner hässlichen Seite zeigen muss, wenn in den USA die Kurzfristzinsen steigen.
Tabelle: Die Absatzbilanz der größten Publikumsfonds am Markt