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Berkshire Hathaway: Auf den Buchwert kommt es an

Die Aktie der Warren-Buffett-Holding bleibt unterbewertet, und wir belassen unsere Fair-Value-Schätzung bei 193 US-Dollar ungeachtet durchwachsener Quartalszahlen.

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Die Holding-Gesellschaft Berkshire Hathaway legte für das zweite Quartal durchwachsenere Zahlen vor als wir erwartet hatten. Der Umsatz war zwar solide, der Gewinn fiel indes etwas schwächer aus. Wir planen keine Änderung unserer Fair-Value-Schätzung von 290.000 US-Dollar je Aktie der Klasse A (Aktien der Klasse B, die für Privatinvestoren verdaulicher gestückelt sind, haben ein Fair Value von 193 US-Dollar). Auch behalten wir unser Wide-Moat-Rating, das einen großen Wettbewerbsvorsprung signalisiert, unverändert bei. 

Im zweiten Quartal erhöhte sich der Ertrag um 6,0 Prozent auf 57,5 Milliarden US-Dollar. Für das erste Halbjahr wurde damit ein Plus von 15,3 Prozent auf 122,7 Milliarden US-Dollar verbucht. Ohne die Auswirkung von Investitionen und Derivatgewinnen (bzw. -verlusten) legte der Umsatz im zweiten Quartal um 7,3 Prozent und im ersten Halbjahr um 16,5 Prozent zu. Da die Aufwendungen im zweiten Quartal schneller stiegen als der Umsatz, sank der operative Gewinn im Berichtszeitraum um 10,6 Prozent. Im ersten Halbjahr ging der operative Gewinn daher um 8,0 Prozent zurück. Der Nettogewinn, der die Auswirkung von Investitionen und Derivatgewinnen (-verlusten) berücksichtigt, reduzierte sich im zweiten Quartal um 14,8 Prozent und im ersten Halbjahr um 21,4 Prozent. 

Dennoch sind wir nach wie vor beeindruckt, dass es Berkshire Hathaway gelingt, den Buchwert weiter zu steigern – er kletterte im Jahresvergleich um 14,3 Prozent auf 182.816 USD (während wir von nur 182.525 USD ausgegangen waren). Unterstützung erhielt er vor allem durch die starke Wertentwicklung des Beteiligungsportfolios im Verlauf des Jahres 2017. Das Unternehmen beendete das zweite Quartal mit Barmitteln von 99,7 Milliarden US-Dollar in den Büchern (Ende März: 96,5 Mrd. Dollar bzw. Ende 2016: 86,4 Milliarden Dollar). Berkshire Hathaway hat seit Ende Juni zwar rund 13 Milliarden Dollar verschiedenen Investitionsmöglichkeiten zugeschrieben, darunter das reine Barangebot in Höhe von neun Milliarden Dollar für Oncor, verfügt dennoch weiterhin über reichlich liquide Mittel für weitere Investitionen, Übernahmen und Aktienrückkäufe (oder Dividenden). 

Ohne das Kapital, das den angekündigten Transaktionen zugeordnet ist, sowie die 20 Milliarden US-Dollar, die CEO Warren Buffet gerne als Reserve für das Versicherungsgeschäft beiseitelegt, und weitere drei bis fünf Milliarden Dollar an operativen Barmitteln beläuft sich der Barmittelüberschuss von Berkshire Hathaway Schätzungen zufolge auf über 60 Milliarden Dollar. Das Unternehmen verzichtete im ersten Halbjahr 2017 auf Aktienrückkäufe.

Zwei Bedenken, die nicht von der Hand zu weisen sind 

Wir machen derzeit zwei Bedenken von Anleger bezüglich der Aktie aus, die auch den Aktienkurs des Unternehmens ausbremsen. Zum einen wird die Größe von Berkshire Hathaway als Hindernis für das künftige Wachstum gesehen.  annehmbarem Tempo zu wachsen. Natürlich ist an dieser Überlegung etwas dran. Auch wir vertreten die Ansicht, dass es Berkshire nach dem derzeitigen Stand der Dinge kaum schaffen wird, seinen Buchwert je Aktie stetig mit zweistelligen Wachstumsraten zu steigern (notabene: Das gelang immerhin zehn Mal im Zeitraum von 2001 bis 2016!). Dennoch dürfte die Holding unserer Meinung nach den Buchwert je Aktie zukünftig trotzdem mit hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Wachstumsraten ausbauen. Damit lägen die Ergebnisse stabil und beständig über den Kapitalkosten. Was sollte man mehr von einem Unternehmen mit breitem Wettbewerbssprung erwarten? 

Zum anderen gibt es die Bedenken, dass der Aktienkurs des Unternehmens einbrechen könnten, sobald Warren Buffett nicht mehr an der Spitze steht. Diese Ängste sind nicht von der Hand zu weisen. Allerdings sollte die Nachfolge keine Sorgen bereiten. Wir gehen davon aus, dass die drei Funktionen Buffetts – Chairman, CEO und Anlageverwalter – nach seinem Rückzug aufgeteilt werden. Wir sind seit Langem überzeugt, dass Buffetts Sohn, Howard Buffett, den Posten des Non-Executive Chairman übernehmen wird. Ted Weschler und Todd Combs dürften gemeinschaftlich die Rolle des Anlageverwalters des Investmentportfolios übernehmen. Für die Funktion des CEO gibt es unserer Meinung nach zwei formidable Kandidaten – Ajit Jain und Greg Abel. Beide würden einzigartige Qualitäten mit sich bringen. Wir würden es vorziehen, wenn Jain die Kontrolle für das gesamte Assekuranzgeschäft bei Berkshire übernimmt und Abel (der weitreichende Erfahrung im operativen Bereich und mit Übernahmen besitzt) sich auf die Verantwortung für die Kapitalallokation konzentriert. 

Da Anlagechancen dünn gesät sind, baut das Unternehmen weiterhin hohe Barmittelbestände in seiner Bilanz auf. Aus unserer Sicht dürften diese auf längere Sicht zu Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufen führen (es sei denn, es eröffnen sich berechtigte Investitionsmöglichkeiten). Berkshires Politik zu Aktienrückkäufen ist allgemein bekannt, doch unseres Erachtens könnte das Unternehmen ohne Weiteres ein Drittel seines jährlichen freien Cashflows an die Aktionäre zurückgeben. Zumindest sollte das Unternehmen eine bedeutende einmalige Sonderausschüttung in Erwägung ziehen und Aktionären einen ordentlichen Bargeldüberschuss zurückzahlen. 

Kurz nach dem Börsenstart am Montag, 14. August, belief sich der Kurs der Berkshire-Hathaway-Aktie an der NYSE auf 177,04 US-Dollar, was deutlich unter unserer Fair-Value-Schätzung von 193 US-Dollar pro Aktie liegt. 

Wichtige Hinweise: Analysten von Morningstar müssen sich in ihrem Verhalten an den Ethikkodex, die Richtlinie für Wertpapierhandel und Offenlegung und die Richtlinie zur Integrität von Investment-Research von Morningstar halten. Nähere Informationen zu Interessenkonflikten erhalten Sie hier.

 

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Über den Autor

Greggory Warren, CFA  Greggory Warren, CFA, is a senior stock analyst with Morningstar.