Mit einer Übersicht zu Dividenden-ETFs kommen zum Abschluss unserer Dividendenserie. Zur Erinnerung: Unsere Reihe haben wir zunächst die Funktion von Dividenden bzw. Ausschüttungen für Investoren beschrieben und eine Dividenden-Checkliste für Anleger erstellt. Anschließend haben wir uns die Merkmale der beiden wichtigen Dividendenfonds-Kategorien angesehen. Danach haben wir Ihnen aktiv verwaltete Dividendenfonds vorgestellt, die positive Morningstar Analyst Ratings halten und im deutschsprachigen Raum zum Vertrieb zugelassen sind.
Da es inzwischen zahlreiche passive Fonds-Alternativen gibt, wollen wir nun die wichtigsten Dividenden-Indizes und -ETFs vorstellen. Wir haben uns für die 15 Indizes entschieden, hinter denen das höchste in ETFs investierte Vermögen steckt. Zunächst präsentieren wir Ihnen die breit aufgestellten globalen und regionalen Indizes, bevor wir im zweiten Teil des ETF-Artikels auf die Länder- und Sektoren-Dividenden-ETFs zu sprechen kommen. Am Ende des Artikels finden Sie eine Tabelle, in der wir die wichtigsten Index-Kennzahlen auf einen Blick aufgeführt haben. In den jeweiligen Abschnitten zu den Indizes finden Sie Produktnamen, die mit Hyperlinks versehen sind, die Sie auf das jeweilige Fondsportrait auf morningstar.de lotsen.
Euro STOXX Select Dividend 30
Dieser Index zählt nach wie vor zu den beliebtesten Dividenden-ETF-Underlyings. Vier Produkte – vor der Liquidierung des Source EURO STOXX Select Dividend 30 ETF waren es fünf - vereinen gut zwei Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen auf sich.
Bei diesem Index handelt es sich quasi um den kleinem Bruder des global ausgerichteten Index STOXX Select Dividend 100. Das Euroland-Barometer reflektiert die Wertentwicklung der 30 dividendenstärksten Unternehmen innerhalb der Eurozone. Die Bestandteile müssen im EURO STOXX Index gelistet sein, sie dürfen in den vergangenen fünf Jahren keinen Dividendenrückgang verzeichnet haben, und die Ausschüttungsquote darf bei maximal 60Prozent des Gewinns der Unternehmen liegen. Auch wenn das ein gewisses Qualitäts-Screening darstellt, so fehlen doch Leitplanken mit Blick auf die Sektorengewichtungen. Das kann in manchen Phasen eine Unwucht mit sich bringen, und das Alptraum-Szenario für Investoren stellte sich 2008 ein, als der Index eine sehr hohe Bankengewichtung aufwies – mit verheerenden Folgen für die Performance.
Auch heute sind Finanztitel in dem Index mit gut 36 Prozent am stärksten gewichtet, gefolgt von Versorgern und Industrie-Aktien mit einem Gewicht von 14 Prozent bzw. 14 Prozent. Die Gewichtung der Einzeltitel erfolgt hier anhand der Dividendenrendite, wobei sie für einzelne Aktien bei 15 Prozent gedeckelt ist. Gut 40 Prozent des Indexgewichts ist in den Top zehn Titeln konzentriert.
Der mit Abstand größte ETF auf den Index ist der iShares Euro Dividend UCITS ETF, der zugleich mit Gebühren von 0,4 Prozent pro Jahr der teuerste der vier ETFs ist. Der ComStage Euro STOXX Select Dividend 30 ist der günstigste mit Gebühren von 0,25 Prozent. Im Schnitt kommen alle ETFs auf diesem Index auf ein gutes bis sehr gutes quantitatives Rating. Je nach Auflagezeitraum sind es vier oder fünf Morningstar Sterne. Die Produkte von Deka ETF und ComStage weisen ein Fünf-Sterne-Rating auf, weil sie erst im letzten Teil des Horrorjahres 2008 aufgelegt wurden; die beiden iShares ETFs wurden indes 2005 aufgelegt und haben das Jahr 2008 in Gänze „mitgenommen“, weshalb sie nur ein (immer noch gutes) Vier-Sterne-Rating innehaben.
STOXX Global Select Dividend 100
Der STOXX Global Select Dividend 100 setzt sich aus den Hochdividenden-Aktien aus Nordamerika (40), Europa und Asien/Pazifik (je 30) zusammen. Enthalten sind die 100 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite, die in den letzten fünf Jahren Ihre Ausschüttungen nicht reduziert haben. Die Ausschüttungsquote darf bei maximal 60 Prozent des Gewinns liegen.
Aufgrund des Gewichtungsansatzes werden Anleger, die in entsprechende ETFs investieren, unter den Top-Holdings nicht die weltweit größten Unternehmen, also die „üblichen Verdächtigen“, finden. Rund 20 Prozent des Indexgewichts besteht aus mittelgroßen Unternehmen. US-Aktien machen gut 22 Prozent aus, gefolgt von der Eurozone, Großbritannien und Australien.
Branchenseitig sind Finanzwerte mit gut 26 Prozent am stärksten vertreten, gefolgt von Versorgern und Immobilien-Aktien. Die Top-Titel sind SSE PLC, Royal Dutch Shell und das Hongkonger Telecom-Unternehmen PCCW, die jeweils rund zwei Prozent des Indexgewichts ausmachen.
Der größte ETF, der diesen Index abbildet, ist der iShares STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF (DE), der ein Drei-Sterne Rating aufweist. Der deutlich kleinere Xtrackers STOXX Global Select Dividend 100 Swap UCITS ETF bringt es nur auf ein Zwei-Sterne-Rating. Mit Gebühren von 46 Basispunkten bzw. 50 Basispunkten sind diese beiden ETFs nicht günstig.
Wegen der starren Allokationsgrenzen und der hohen Kosten kommen die beiden ETFs nicht über ein Morningstar Analyst Rating von „Neutral“ hinaus.
S&P Euro High Yield Dividend Aristocrats
Der Mutterindex dieses auf Eurozonen-Aktien konzentrierten Barometers ist der marktbreite S&P Europe BMI. Für den S&P Euro High Yield Dividend Aristocrats kommen nur Unternehmen in Frage, die ihre Ausschüttungen in den vergangenen zehn Jahren erhöht oder zumindest stabil gehalten haben. Ferner dürfen Indexkomponenten zum Stichtag der Neugewichtung eine Dividendenrendite von maximal zehn Prozent haben, die Marktkapitalisierung muss mindestens eine Milliarden Euro betragen und das Handelsvolumen der jeweiligen Aktien sollte sich in den letzten drei Monaten auf täglich mindestens fünf Millionen Euro belaufen.
Das Pendel schlägt bei diesem Indexkonzept aufgrund der zahlreichen Qualitätsfilter eindeutig in Richtung Dividendenstabilität aus, was ihn von den meisten anderen Dividenden-Indizes abhebt, bei denen die Dividendenmaximierung zumeist im Vordergrund steht.
Von den 40 Aktien per Ende April 2018 stammt der größte Teil aus Frankreich (30 bis 35 Prozent), Deutschland (20 bis 25 Prozent) und Italien (zehn bis 15 Prozent). Auf Sektorebene ist der Index recht diversifiziert; Industriewerte machen 26 Prozent aus, Versorger sind mit 19 Prozent gewichtet, und es folgen zyklische Konsumgüter (15 Prozent) und Rohstoffe (13 Prozent). Die Neugewichtung des Index erfolgt einmal im Jahr, was die Turnover-Kosten niedriger halten dürfte als bei den meisten aktiv verwalteten Fonds.
Auf diesem Index hat nur State Street einen ETF begeben: den SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats. Er hält ein Vier-Sterne Rating sowie das Morningstar Analyst Rating „Bronze“.
SG Global Quality Income
Beim SG Global Quality Income Index handelt es sich um einen proprietären Index der Société Générale, auf den ihre ETF-Tochter Lyxor einen ETF begeben hat. Das Barometer setzt sich aus 75 bis 125 Unternehmen zusammen, die eine frei handelbare Marktkapitalisierung von mindestens drei Milliarden US-Dollar aufweisen. In Frage kommen Aktien aus Nordamerika, Europa und Asien-Pazifik. Dabei werden gezielt Aktien mit Merkmalen wie ein geringes Bilanzrisiko und eine relativ hohe Dividendenrendite ausgewählt, die dann gleichgewichtet werden. Das Erhöht naturgemäß die Gewichtung von Nebenwerten im Vergleich zu klassischen kapitalisierungsgewichteten Ansätzen.
Der Index wird vierteljährlich überprüft und neu zusammengesetzt. Seit Juni 2017 wird das vierteljährliche Rebalancing linear über fünf Tage (bisher ein Tag) geglättet, um die Folgen für weniger liquide Aktien zu reduzieren. Die Marktkapitalisierung kann auch auf zwei Milliarden Dollar gesenkt werden, wenn nicht genügend Komponenten die Anforderungen erfüllen. Unternehmen können auch komplett aus dem Index gestrichen werden, wenn ein unvorhersehbares Ereignis eintritt, unabhängig vom Konjunkturzyklus, wie eine Naturkatastrophe oder ein Krieg. In diesem Fall kann die Anzahl der Indexbestandteile bis zum nächsten Rebalancing-Termin auf unter 75 sinken.
Geografisch gesehen machen die USA etwa ein Drittel der Gewichtung des Index aus, gefolgt von Australien und Kanada (zehn bis 15 Prozent) und Spanien (sechs bis acht Prozent). Zu den wichtigsten Sektoren gehören Versorger (25 bis 30 Prozent), Energie (15 bis 20 Prozent) und Telecoms (15 bis 18 Prozent). Technologiewerte sind dagegen Mangelware. Die Gewichtungen zeigen, dass es sich hier um einen klaren Value-Ansatz handelt, der allerdings recht starr und eigenwillig interpretiert wird. Möglicherweise sind die Filter auch zu komplex und auf eine bestimmte Konstellation optimiert worden. Es entsteht mitunter der Eindruck, dass hier der Spagat zwischen Qualität und höchstmöglicher Dividendenrendite allzu gewagt ist.
Der Lyxor SG Global Quality Income NTR UCITS ETF, der diesen Index abbildet, weist zwar ein recht hohes Vermögen auf, hat sich allerdings in den vergangenen Jahren nicht bewährt. Er zählt zu den zehn Prozent schwächsten global anlegenden Dividendenfonds, und im qualitativen Morningstar Analyst Rating kommt er nicht über ein „Neutral“ hinaus. Mit Gebühren von 0,45 Prozent ist er im Vergleich zu anderen Dividenden-ETFs nicht billig.
STOXX Europe Select Dividend 30
Dieser Index bildet die Wertentwicklung der 30 dividendenstärksten Unternehmen in Europa ab. Wie sein Euroland-Pendant leitet sich dieser Index aus dem globalen Barometer STOXX Global Select Dividend 100 Index ab (die sich zugleich im STOXX Europe 600 befinden). Die Gewichtung erfolgt auch hier nach der Dividendenrendite. Das bedeutet, dass Nebenwerte deutlich stärker als in klassischen Standardwerte-Indizes vertreten sein können. Per Ende April 2018 waren es gut 20 Prozent.
Aufgrund des Europa-Fokus enthält dieser Index zahlreiche Unternehmen aus Großbritannien, wo sich viele Top-Dividendenzahler befinden. Per Ende April machten sie knapp 40 Prozent des Indexgewichts aus. Europäische Länder außerhalb der Eurozone sind mit 13 Prozent gewichtet, was für Euro-Anleger ein insgesamt signifikantes Fremdwährungsrisiko bedeutet.
Versorger und Finanztitel sind mit je 28 Prozent die Top-Branchen, Technologiewerte sind indes nicht vertreten, und auch nichtzyklische Konsumgüter sind deutlich seltener vertreten als Konkurrenzfonds der Kategorie „Aktien Europa dividendenorientiert“. Insofern kommt die Tatsache, dass dieser Index einen klaren Value-Fokus hat, wenig verwunderlich.
Der iShares STOXX Europe Select Dividend 30 UCITS ETF (DE) ist mit knapp 500 Millionen Euro deutlich größer als der Lyxor Stoxx Europe Select Dividend 30 UCITS ETF, der es auf gut 150 Millionen Euro bringt. Ersterer bringt es auf ein Vier Sterne Rating, der Lyxor ETF kommt nur auf deren drei. Mit 31 bzw. 30 Basispunkten jährlich sind die Gebühren moderat.
FTSE All World High Dividend
Dieser Index leitet sich aus dem marktbreiten Index FTSE All-World Index ab und enthält die Unternehmen mit der höchsten erwarteten Dividendenrendite in den nachfolgenden zwölf Monaten (ausgeschlossen sind Immobilien-Aktien). Allerdings ist er nicht nach der Dividendenrendite, sondern anhand der frei handelbaren Marktkapitalisierung gewichtet, was die Liquidität verbessert und den Turnover minimiert. Der FTSE All World High Dividend enthält rund 1.200 Aktien und ist somit auf Ebene der Einzeltitel sehr breit diversifiziert. Auch mit Blick auf die Sektorgewichtung kommt dieser Index erfrischend breit aufgestellt daher.
Die Zusammensetzung und das Rebalancieren erfolgen zweimal jährlich. Auch hier fehlen allerdings Qualitätsfilter, welche auf die Finanzstärke der Indexbestandteile abheben und eine Indikation für die Nachhaltigkeit der Dividendenpolitik liefern könnten. Bei diesem Index schlägt das Pendel also eher zugunsten der Dividendenhöhe als der Dividenden-Nachhaltigkeit aus.
Per Ende April waren Banken, Health Care sowie Öl & Gas-Unternehmen die wichtigsten Branchen, wobei deren Gewichtungen nur zwischen elf und 16 Prozent oszillierten.
Der Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF weist ein Vermögen von gut 570 Millionen Euro auf. Er ist mit jährlichen Gebühren von 0,29 günstig. Er bringt es auf ein Vier-Sterne-Rating und im Analyst Rating kommt er auf die Note „Bronze“.
S&P Global Dividend Aristocrats
Der Index der globalen Dividenden-Aristokraten leitet sich aus dem S&P Global BMI ab. Er wird gemäß Dividendenrendite gewichtet. Dabei kommen nur Unternehmen in Frage, die ihre Ausschüttungen in den vergangenen zehn Jahren stabil gehalten haben. Wie auch bei den anderen S&P-Dividenden-Indizes unserer Auswahl dürfen Indexkomponenten zum Stichtag der Neugewichtung eine Dividendenrendite von maximal zehn Prozent haben, und die Unternehmen dürfen keinen Verlust schreiben (festgemacht an der jährlichen EPS-Ratio).
Auch hier liegt die Grenze bei einer Marktkapitalisierung ab einer Milliarde Dollar. Eine Aktie darf maximal ein Indexgewicht von drei Prozent haben, und mit Blick auf Sektoren und Länder liegt das Maximum bei 20 Prozent – auf Länderebene ist die Zahl der Unternehmen zudem auf 20 begrenzt. Der Index wird einmal jährlich auf die Ausgangslage zurückgesetzt.
Per 30. April 2018 waren kanadische Aktien mit einem Gewicht von knapp 20 Prozent gleichauf mit USA-Aktien, gefolgt von Aktien aus Großbritannien, die knapp zehn Prozent ausmachten. Auf Branchen-Ebene waren Financials mit 23 Prozent am höchsten gewichtet, gefolgt von Versorgern (22 Prozent), Immobilien (11,0 Prozent) und Luxus-Konsumgüterherstellern (knapp zehn Prozent).
Wie auch bei den regionalen Aristokraten-Indizes von S&P ist auch hier State Street der einzige ETF-Emittent. Der 2013 aufgelegte SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF kostet 0,45 Prozent pro Jahr. Das Drei-Sterne-Rating offenbart ein im Vergleich zu anderen globalen Dividendenfonds durchschnittliches Rendite-Risiko-Profil.
In der nachfolgenden Tabelle finden Sie die oben beschriebenen Indizes sowie die Merkmale der ETFs in der Übersicht. Bei Kosten, Sterne-Ratings und Performance-Rankings handelt es sich um Durchschnittswerte, sofern es mehr als einen ETF auf einen Index gibt. Die Morningstar Analyst Ratings sind hier stellvertretend aufgeführt - nicht jeder ETF auf einen Index weist ein qualitatives Rating auf.
Tabelle: Die wichtigsten global und regional ausgerichteten Dividenden-Indizes
Sie gelangen hier zum zweiten Teil des Artikels, in dem wir Länder- und Sektoren-Dividenden-ETFs vorstellen.