Faktorbasierte Investments gewinnen in diesen Zeiten immer mehr an Popularität. Dieser Trend wird durch Strategic Beta ETFs angetrieben, welche unterschiedlichste Gewichtungsprinzipien anwenden als Alternative zu marktkapitalisierungsgewichteten Indizes, etwa nach Value, Momentum, Dividenden und Nebenwerte. Da sich diese Portfolios anders verhalten als klassische Benchmarks, stellt sich natürlich die Frage, wie lange sich ein faktorbasiertes Portfolio unterdurchschnittlich entwickeln kann. Das ist nicht trivial, denn die Studien, welche die Outperformance von faktorbasierten Portfolios festgestellt haben, beziehen sich auf jahrzehntelange Datenreihen. Aber während eines langen Zeitraums, an dessen Ende eine Outperformance steht, gibt es Teilperioden, in denen faktorbasierte Portfolios unterdurchschnittlich abschneiden. Die Frage ist also, wie lange Anleger sich Geduld üben müssen.
Um diese Frage zu beantworten, haben wir faktorbasierte Portfolios analysiert. Wir haben die Datenbibliothek von Kenneth French für fünf Faktoren verwendet, die bis in die 1920er Jahre zurückreichen. Unsere 90-jährige Historie endete im März 2018. Mit den Faktoren „Markt“, „Value“, „Dividenden“, „Größe“ und „Momentum“ hoffen Anleger auf eine Prämie. Um diese Prämien zu messen, bilden wir für jeden Faktor zwei Portfolios und vergleichen deren relative Performance. Kommen wir nun zu den Faktoren im Einzelnen:
Der Aktienmarkt
Da wir erwarten, dass sich der Aktienmarkt besser entwickeln wird als Cash, haben wir einen Total Return Aktienindex mit einem Cash-Index verglichen. Wir fanden heraus, dass der Aktienindex in fast 19 Jahren, November 1963 bis Juli 1982, hinter dem Cash-Index zurückblieb. Das soll nicht heißen, dass es in diesen 19 Jahren keine Unterperioden gab, in denen sich der Aktienindex besser entwickelt hätte, sondern dass es am Ende des Zeitraums besser gewesen wäre, Bargeld zu halten, auch wenn die Unterschiede gering waren.
Value
Für den Value-Faktor haben wir billige mit teuren Aktien verglichen, gemessen an deren Preis-Buchwert-Verhältnis. Nach dem Value-Effekt sollten billige Aktien teure Aktien outperformen, was sie über einen längeren Zeitraum tatsächlich taten. Wir fanden jedoch heraus, dass sie in der fast 17½-Periode zwischen Juli 1926 und Dezember 1943 unterlegen waren.
Dividenden
Der Dividendenfaktor-Effekt besagt, dass Aktien mit hoher Dividendenrendite besser abschneiden sollten als Aktien mit niedriger Dividendenrendite. Während dies über lange Zeiträume der Fall war, haben wir festgestellt, dass sich im Zeitraum von 24½ Jahren, von Dezember 1975 bis Juni 2000, Aktien mit niedrigen Dividendenrenditen etwas besser entwickelten.
Größe
Der so genannte Size-Effekt ist einer der bekanntesten Faktoren. Über lange Zeiträume hinweg schneiden Nebenwerte besser ab als Standardwerte. Aber wir fanden heraus, dass sich Small Caps im Zeitraum von über 90 Jahren, den wir betrachteten, über einen Zeitraum von fast 54 Jahren unterdurchschnittlich entwickelt haben.
Momentum
Um den Momentumfaktor zu untersuchen, vergleichen wir Aktien mit hoher Dynamik mit solchen mit niedriger Dynamik. Unter hoher Dynamik verstehen wir Aktien mit der besten Performance des vergangenen Jahres im Vergleich zu anderen Aktien. geringe Dynamik sind hier Aktien mit der schlechtesten relativen Performance. Gemäß dem Momentum-Effekt, der vielleicht weniger vollständig verstanden wird als die anderen von uns diskutierten Faktoreffekte, übertreffen die Aktien mit hoher Dynamik auf lange Sicht die Aktien mit niedriger Dynamik. Allerdings fanden wir heraus, dass im Laufe des 12½ -Jahreszeitraums zwischen Mai 1932 und November 1944, Aktien mit niedrigem Momentum ein wenig besser abschneiden als Aktien mit hohem Momentum.
Geduld der Schlüssel zum Erfolg bei faktorbasierten Portfolios
Obwohl viele dieser Ergebnisse für Perioden in der fernen Vergangenheit stammen, glauben wir, dass sie aussagekräftig sind und Aufschluss geben, wie lange ein faktorbasiertes Portfolio sich potenziell unterdurchschnittlich entwickeln könnte. Diese Ergebnisse sollten nicht so interpretiert werden, dass sich diese Faktoren nicht auszahlen. Vielmehr lautet die Lektion hier, dass man als Investor viel Geduld mitbringen muss, um einen Anlageerfolg zu erzielen.
Die vollständige Version der Studie können Sie hier bestellen.