Am 4. April haben wir in Wien anlässlich der Morningstar Fund Awards 2019 die besten Fonds und Fondsanbieter am österreichischen Markt prämiert. Neben den besten Fondshäusern (lesen Sie hier weiter) wurden bei den Morningstar Category Awards herausragende Leistungen auf Einzelfondsebene ausgezeichnet (hier gelangen Sie zur Methodologie der Morningstar Awards 2019).
Gewonnen haben in diesem Jahr nachfolgende Fonds in fünf Fondskategorien. Unter der Tabelle haben wir ein kurzes Portrait zu den Fonds verfasst. Die Fondsnamen sind mit einem Hyperlink unterlegt, der zum Portrait des jeweiligen Gewinner-Fonds auf unserer Homepage www.morningstar.at führt.
Tabelle: Die Gewinner-Fonds der Morningstar Fund Awards 2019
Wenn ein Aktienfonds knapp 18 Prozent verliert, aber die Vergleichsfonds der Kategorie um knapp zwei Prozentpunkte übertrifft, ist das für den Fondsmanager ein zwiespältiges Erfolgserlebnis. Einerseits hat er outperformt, doch viele Investoren nehmen vor allem das Minus zur Kenntnis. Halten wir fest, dass Christoph Stangelberger, Fondsmanager des Allianz Invest Austria Plus, einen guten Beitrag geleistet hat, das Anlegerkapital zu schützen. Das ist nicht zu unterschätzen, denn wer weniger verliert, hat auch hiernach weniger Arbeit, verlorenes Terrain wiederzugewinnen! Das war der wichtigste Grund für den Gewinn des Morningstar Category Awards: Bester österreichischer Aktienfonds 2019.
2018 lag der Fonds zudem ein Tick besser als der ATX und gut sechs Prozentpunkte über dem MSCI Austria. Der wies in den vergangenen drei Jahren einen hohen Morningstar Return bei zugleich überdurchschnittlichem Risiko auf. Grundsätzlich ist der ATX ein schwieriger Vergleichsindex, da der Energiekonzern OMV gut 16 Prozent des Index-Gewichts ausmacht und die Erste Bank im ATX sogar mit 20 Prozent gewichtet ist. Aktiv verwaltete Fonds müssen diese beiden Titel deutlich untergewichten, da sie maximal zehn Prozent des Fondsvermögens in eine Einzelaktie investieren dürfen. Man könnte also sagen, dass Wohl und Wehe der relativen Performance österreichischer Aktienfonds an der Entwicklung dieser beiden Titel hängen!
Stangelberger ist seit Juni 2013 für den Allianz Invest Austria Plus verantwortlich. Er kombiniert einen Einzeltitel-orientierten Ansatz mit einer Top-down-Sicht, in deren Mittelpunkt volkswirtschaftliche Kennzahlen wie die Inflation, die Konsumenten- und Industrienachfrage und die Arbeitsmarktdaten stehen. Bei der Unternehmensanalyse kommen Bewertungs- und Gewinn-bezogene Kennzahlen sowie markttechnische Faktoren zum Einsatz. Aktuell sind Financials und Energie (siehe oben!) deutlich untergewichtet; indes sind Industrials, Luxusgüter, IT-Aktien und Health Care deutlich übergewichtet.
Es ist selten zu beobachten, dass ein aggressiv investierender Mischfonds knapp ein Viertel seines Fondsvermögens in nicht-rentierliche Investments steckt. Das ist beim BL-Global 75 allerdings der Fall, der eine Gold-Quote von 15 Prozent aufweist und knapp zehn Prozent in Null-Kupon-Anleihen der Bundesrepublik Deutschland investiert hat. Was auf den ersten Blick irritiert, folgt auf den zweiten einer bestechenden Logik, die auf einer Analyse der realen Verhältnisse fußt: Es ist laut Fondsmanager Joel Reuland sinnvoll, dann in Bundesanleihen mit Null-Kupons zu investieren, wenn das makroökonomische Umfeld es möglich erscheinen lässt, dass die Anleiherenditen noch tiefer fallen können. Dass die zehnjährigen Bundesanleihen der BRD in der vorletzten Woche erneut unter null fielen, hat dem Manager der Mischfonds-Serie BL der Banque de Luxembourg erneut Recht gegeben.
Dabei ist Reuland alles andere als ein Zocker, der noch den letzten Basispunkt aus dem Bund Future herauspressen will, sondern er folgt der Maxime, dass die wesentliche Aufgabe des Fondsmanagers darin bestehe, Fehler zu vermeiden. In Summe ergibt das ein sehr konservatives Profil in einer aggressiven Vergleichsgruppe. Verglichen mit anderen Aktien-orientierten Mischfonds zeichnet sich der BL-Global 75 langfristig durch ein niedriges Risiko bei zugleich durchschnittlichem Ertrag aus. 2016 und 2017 blieb er recht deutlich hinter einem 75:25 Aktien-Renten-Index und auch deutlich hinter der Kategorie, konnte aber 2018 sehr viel Boden wiedergutmachen. Er verlor nur 3,1 Prozent und war damit 6,2 Punkte vor der Kategorie.
Bei dem Gewinner des besten Category Awards für den besten EUR Rentenfonds 2019 handelt es sich um ein österreichisches Original. Der KEPLER Netto Rentenfonds ist nur in Österreich zum Vertrieb zugelassen. Er weist eine sehr landesspezifische Eigenschaft auf: Ein Teil des Fondsvermögens ist in Wohnbauanleihen investiert. Diese sind für österreichische Privatinvestoren bis zu einem Kupon von vier Prozent steuerfrei.
Doch der Niedrigzins in der Eurozone, der voraussichtlich noch längere Zeit vorherrschen dürfte, dürfte diese Hochprozenter zu einem Auslaufmodell machen: Noch sind rund 20 Prozent des Fondsvolumens in diesen Anleihen investiert. Es kommen hier kaum noch zu Neuemissionen hinzu, und die längste Fälligkeit ist im März 2026. Doch Anleger sollten sich nicht allzu große Sorgen um die Renditequellen machen; zu den Stärken der KEPLER-FONDS KAG gehören Investments in kleinvolumige Anleihen mit Renditeaufschlägen gegenüber vergleichbaren Staatsanleihen.
Im vergangenen Jahr konnte der KEPLER Netto Rentenfonds den Verlust auf 0,4 Prozent begrenzen, derweil der durchschnittliche Euro-Rentenfonds um 1,2 Punkte schlechter lag. Langfristig besticht der Fonds durch eine überdurchschnittliche Rendite bei zugleich durchschnittlichem Risiko. Aktuell sind knapp 60 Prozent in Eurozonen-Anleihen investiert, aber auch 21 Prozent in Hochzinsanleihen (einschließlich den erwähnten Wohnungsbauanleihen) und knapp 15 Prozent in Emerging Markets Papiere, die auf EUR lauten.
Der von Oliver Kelton verantwortete Fonds setzte sich an die Spitze der europäischen Standardwerte-Aktienfonds. Er begrenzte den Verlust auf 1,3 Prozent im vergangenen Jahr, was sensationelle 11,5 Punkte besser war als der durchschnittliche Europa-Aktienfonds und 9,3 Punkte besser als der MSCI Europe. Das reichte für den Gewinn des Awards für den besten europäischen Aktienfonds am österreichischen Markt.
Der Fonds wurde erst im Juni 2015 aufgelegt und gehört daher nicht unbedingt zu den Urgesteinen. Allerdings muss man wissen, dass die Strategie deutlich älteren Datums ist. Kelton kam in dem Jahr von Waverton Investment Management und übertrug eine vorhandene Strategie zu Odey Asset Management. Kelton begann seine Karriere bei Waverton 2001 als europäischer Aktienanalyst und erhielt 2003 die Möglichkeit, spezialisierte paneuropäische Aktienportfolios zu leiten. Im Jahr 2010 übernahm er diese Strategie und führte sie seitdem eigenständig - und seit 2015 bei Odey.
Kelton verfolgt einen disziplinierten Stock-Picker Ansatz. Im Fokus stehen Unternehmen, die sich in einem Umbauprozess befinden. Dabei nutzt er seine Kontakte zu lokalen Research-Institutionen und scheut sich nicht, konzentrierte Wetten zu fahren. Auch erhöht er die Cash-Quote in dem Fonds, wenn er eine negative Marktmeinung hat. Dieses weitgehend freie Mandat kann dazu führen, dass die Ergebnisse stark von Jahr zu Jahr variieren können. 2016 und 2017 hatte der Fonds im Vergleich zu Wettbewerbern und zum breiten Markt das Nachsehen, da er bei Financials und Rohstoffen untergewichtet war und die Emerging Markets-Wetten nicht aufgingen. Allerdings machten konnte Kelton durch sehr gute Calls bei Telecoms und Versorgern einiges wieder wettmachen. 2018 zählte der Fonds - wie oben dargestellt - zu den besten seiner Kategorie.
Der Comgest Growth Word konnte zum zweiten Mal in Folge den Award für den besten global anlegenden Aktienfonds gewinnen. Das insofern bemerkenswert, als 2017 und 2018 vollkommen unterschiedliche Marktkonstellationen herrschten. Im Haussejahr 2017 konnte der Fonds wie auch im Baisse-Jahr den Index MSCI World Growth jeweils um sieben Prozentpunkte übertreffen. Den durchschnittlichen Growth-Fonds übertraf der Comgest Growth World 2018 gleich um elf Punkte.
Das hat natürlich nichts mit Hexenwerk zu tun, sondern spiegelt Ansatz des französischen Hauses Comgest wider: Es wird in Wachstumsunternehmen investiert, die zugleich relativ günstig bewertet sind. Im Fachjargon spricht man von "Quality Growth", und dieser Stil lief sowohl 2017 also auch 2018 gut (2016 war dagegen für die defensiven Aktien kein gutes Jahr!).
Der Gewinn des Morningstar Category Award 2019 ist gewissermaßen ein schönes Abschiedsgeschenk für Fondsmanagerin Céline Piquemal-Prade, die per Ende März Comgest verlässt. Doch was in anderen Firmen zu einem Drama bewirken kann, ist bei Comgest gut gelöst: Manager, die sich verabschieden, geben nach und nach die Verantwortung ab, und die Nachfolge ist in der Regel gut geplant. Alexandre Narboni, seit gut zehn Jahren für Comgest tätig und zuletzt Mitglied im US-Aktienteam, wird den Comgest Growth World (wie auch den Mutterfonds, den in Frankreich domizilierten Comgest Monde, übernehmen).
Kontinuität ist bei diesem Fonds wichtig, da er sich durch einen dezidierten Einzeltitelansatz auszeichnet. Er kommt auch hochkonzentriert daher - per Ende 2018 bestand das Portfolio nur aus rund 30 Titeln -, was die Überzeugungen des Managements widerspiegelt, die das Portfolio nur maßvoll umschichten. Zuletzt belief sich die Umschlagquote des Fonds auf 27 Prozent, was bedeutet, dass in dieser Frequenz das Fondsportfolio etwa alle vier Jahre einmal umgeschichtet wird - verglichen mit einer durchschnittlichen Turn-over-Rate von über 100 Prozent beim Kategorie-Durchschnitt.