Beim Gewinner des Category Awards für den besten Euro Rentenfonds 2019 handelt es sich um ein österreichisches Original. Der KEPLER Netto Rentenfonds ist nur in Österreich zum Vertrieb zugelassen. Er weist eine sehr landesspezifische Eigenschaft auf: Ein Teil des Fondsvermögens ist in Wohnbauanleihen investiert. Auch sonst kommen Anleihe-Positionen zum Tragen, die man so nicht in typischen Euro-Rentenfonds vorfindet. Ein Interview mit Fondsmanager Heimo Flink von der Kepler-Fonds KAG aus Linz an der Donau.
Herr Flink, 2018 konnte man felsenfest davon ausgehen, dass die Zinswende in der Eurozone kommt. Es war aber, wie man heuer feststellen durfte, doch wieder einmal nicht so weit. Hat Sie das überrascht?
Wir hatten auch damit gerechnet, dass die Renditen leicht steigen würden, weshalb wir in unseren Portfolios eine kürzere Duration hatten als der Index. Bekannterweise kam es nicht so. Die Konjunktur hat sich abgeschwächt, die Einkaufsmanager-Indizes deuten allerorts darauf hin, dass die Perspektiven deutlich trüber sind, als das allgemein erwartet wurde. Teilweise dürften die vielen Unsicherheiten, der Brexit, die Handelskriege, die Konjunktur eintrüben. Aber wir glauben, dass die Renditen vom heutigen Niveau aus leicht steigen werden – vorausgesetzt, es gibt eine Einigung zwischen China und den USA und es gibt keinen No-Deal-Brexit. Einen starken Anstieg der Renditen sehe ich nicht.
Die US Notenbank hat mit ihrer geldpolitischen Kehrtwende im Dezember 2018 den Notenbanken weltweit quasi den Kurs vorgegeben. Hat sie vielleicht zu stark auf die Ängste der Märkte reagiert und zu wenig die Faktoren auf der Makroseite bedacht?
Ich meine, dass die FED über weite Strecken des letzten Jahres zu optimistisch agiert hat. Das hat sie im Dezember 2018 ein bisschen adjustiert. Die US-Notenbank hat immer schon viel datengetriebener und damit volatiler reagiert als die EZB. Geldpolitisch geht es in Europa normalerweise etwas träger zu als in den USA. Dieses Mal hat die EZB aber fast schon proaktiv gehandelt angesichts der schwachen Konjunkturdaten für die Eurozone.
Was macht ein Euro-Rentenfondsmanager angesichts dieser Situation?
Für uns bleibt die Diversifikation das A und O. Wir streuen das Fondsvermögen über viele Märkte und setzen dabei auch auf Neuemissionen, bei denen ein bisschen mehr Rendite zu holen ist als am Sekundärmarkt. Wir setzen auch auf kleinere Emissionen, die weniger liquide sind. Das ist, wie Sie wissen, dank unseres Brokernetzwerkes unsere Stärke.
Die EZB funkt Ihnen da nicht dazwischen und schnappt Ihnen die Neuemissionen weg?
(lacht) Nein, die kauft eher nicht in den Bereichen, in denen wir uns gerne bewegen. Wobei wir natürlich merken, dass Investoren auf dem Sekundärmarkt bereit sind, fast schon jeden Preis zu zahlen für etwas rentierlichere Anleihen, und das ist natürlich dem EZB-Effekt geschuldet. Uns hilft aber auch der lange Anlagehorizont von sechs, sieben, acht Jahren. Wir loggen die Renditen ein und halten typischerweise bis zur Fälligkeit, wobei wir in jüngster Zeit schon sehr teure Papiere mit Gewinn verkaufen konnten, da spielt uns der Renditehunger vieler Anleger in die Hände.
Es fällt auf, dass sie auch recht hohe Quoten von tiefen Bonitäten haben. Aber das sind keine Junk Bonds…
Nein, wir haben eine hohe Quote an Wohnbauanleihen. Es handelt sich um steuerbegünstigte Anleihen, die der Schaffung von Wohnraum dienen. Die Mittel sind gebunden, der Investor bekommt einen steuerlichen Vorteil. Bis vier Prozent vom Kupon sind dabei steuerfrei.
Angesichts des Zinsumfelds sind solche Renditen nicht mehr drin?
Nein, Steuervorteile in dieser Höhe sind natürlich Geschichte, aber es gibt schon noch ganz ordentliche Pick-ups von zwischen 50 und 110 Basispunkten. Das ist schon ordentlich, da dahinter eine Bank steht und der Staat Österreich auch im Hintergrund steht.
Auch wenn sich die Aussicht auf deutlich steigende Renditen zerstoben hat, fällt auf, dass der Anteil der schwächeren Bonitäten in Investment-Grade Bond-Indizes seit der Finanzkrise stark gestiegen ist. Sehen Sie in diesen schwächeren Bonitätsstrukturen ein Risiko?
Das Risiko ist in den USA viel stärker manifest als in Europa, wo dieses Phänomen aber auch zu beobachten ist. Aber das ist für uns kein unmittelbares Problem. Wir definieren unsere Risikobudgets anhand der Gegebenheiten des Marktes, und wenn wir merken, dass ungewünschte Risiken in bestimmten Märkten zunehmen, dann steuern wir dagegen.
Knapp 15 Prozent der Fondsgelder des Kepler Netto Rentenfonds sind in Schwellenländer-Bonds investiert. Da sehen Sie also keine Gefahren?
Wir sehen Risiken, für die wir entschädigt werden. Euroanleihen, vor allem osteuropäischer Emittenten, auch lateinamerikanischer Länder, liefern attraktive Renditen. Und, wie gesagt, wir diversifizieren unsere Risiken, sodass wir uns damit wohl fühlen.
Die Fragen stellte Ali Masarwah