War der Kauf von Manhattan 1626 ein gutes Investment?

Weil Fondsmanager Mario Gabelli diese Frage in den Raum stellte, habe ich nachgerechnet, ob die 24 Dollar aus heutiger Sicht gut angelegt waren. Eine kleine Lektion in Sachen Zinseszins.

John Rekenthaler 02.09.2019
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Wenn Fondsmanager Mario Gabelli eine Frage stellt, macht mich das hellhörig. Zugegeben, die Frage hat er etwas kursorisch auf Twitter verbreitet, aber egal: Die Frage war eindeutig: Was für eine Rendite hat der Kauf von Manhattan im Jahr per Stand heute erzielt? Würdest du damals bei dem Investment dabei gewesen sein? Einige Parameter waren klar, also an die Arbeit!

Die "Liegenschaft" wurde 1626 erworben. Wie profitabel war diese Transaktion? Die Aufgabe erwies sich sowohl einfach als auch unmöglich. Beim (vergleichsweise) einfachen Teil habe ich die annualisierte Rendite auf den Kaufpreis kalkuliert. Den Preis, den Peter Minuit im Dienst der Niederländischen Westindien-Kompanie im Jahr 1626 hypothetisch bezahlt haben soll - der US-Dollar existierte damals nicht – könnte bei etwa 24 US-Dollar gelegen haben. Seitdem sind 393 Jahre vergangen. Heute ist laut Wikipedia Manhattan drei Billionen US-Dollar wert. Es kursieren auch andere Schätzwerte. Vor ein paar Jahren hatten Wissenschaftler den Wert auf 1,75 Billionen Dollar taxiert.

Teilen wir den Unterschied durch zwei und runden wir auf und sagen wir, dass es 2,5 Billionen Dollar sind. Das ist zwar eine sehr holzschnittartige Vorgehensweise, aber wie wir weiter unten sehen werden, reicht diese grobe Schätzung für unsere Zwecke vollkommen aus.

Endergebnis nach 293 Jahren: Billionen oder Billiarden?  

So weit, so gut. Doch welche Jahres-Rendite macht aus 24 Dollar 2,5 Billionen Dollar? Zunächst machte ich den Schätz-Test und versuchte mich in Analysten-Intuition. Ich taxierte die jährliche Rendite auf zehn Prozent. Doch das war komplett daneben! Eine Jahres-Rendite von zehn Prozent hätte bei fast 400 Performance-Perioden nach Adam Riese über 440 Billiarden (sic!) Dollar und nicht 2,5 Billionen Dollar ergeben! Das nennt man „falsch liegen“! 

Nach einigem Spreadsheet-Basteln kam ich auf annualisiert 6,7 Prozent. Wie ich oben bereits angedeutet habe, macht der heutige Wert der „Immobilie“ keinen großen Unterschied bei der kurzfristigen Rendite. Wenn Manhattan nur eine Billion Dollar wert wäre, würde die Rendite „nur“ auf 6,4 Prozent fallen. Wenn die Insel das Sechsfache dieses Betrags wert wäre, läge der annualisierte Gewinn bei 6,9 Prozent. Ein enormer Unterschied beim Endwert, aber nur eine moderate Anpassung der Rendite-Wachstumsrate. Solche Rechenspiele zeigen die gigantischen Folgen scheinbar kleiner Renditeunterschiede über sehr lange Zeiträume – dem Zinseszins sei Dank! 

Eine Änderung am Startpunkt hätte indes eine größere Wirkung zur Folge. Hätte Minuit zwei Dollar statt 24 Dollar ausgegeben, würde die Rendite auf 7,4 Prozent steigen. Hätte er 200 Dollar bezahlt, wäre die Rendite auf 6,1 Prozent gefallen. Das ergibt das zweite Fazit: Der Kaufpreis spielt eine entscheidende Rolle für die Höhe der Rendite eines Investments.

Halten wir also fest, dass das damalige Investment eine Rendite von zwischen 6,5 und 7,0 Prozent abgeworfen hat.

(Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das nicht die vollständige Renditerechnung ist.  Es handelt sich hier um eine Berechnung des Preises. Hinzu kommen noch die laufenden Erträge. Früher warf Manhattan Rohstofferträge ab, in moderner Zeit stammen die Erträge aus der Herstellung von Waren und Dienstleistungen, die den Eigentümern satte Profite bescheren. Den totalen Ertrag des Manhattan-Investments zu berechnen, ist also vollkommen unmöglich. Halten wir der Einfachheithalber fest, dass meine Renditeschätzung zu tief gegriffen ist.) 

Schnitt. 

Seit März 2009 sind die Kurse von US-Aktien – ohne Dividenden – um jährlich 14 Prozent gestiegen. Gemessen daran waren die Erträge des Minuit Investments auch im Vergleich zu den allermeisten Underperformer-US-Aktienfonds mickrig. 

Dennoch bleibt festzuhalten, dass kein Investment 1626 heute noch besteht, geschweige denn, dass es in der Lage wäre, Manhattan zu kaufen. Zwar gab es damals viele Anleger, die mehr als den Gegenwert von 24 Dollar besaßen. Aber heute könnten sich deren Nachfahren sicher nicht Manhattan leisten. Vor diesem Hintergrund sind Renditen von sechs bis sieben Prozent jährlich eine sehr ordentliche Performance. (Auch wenn es sich hier natürlich nur um nominelle Steigerungsraten handelt.)

Um das berühmte Zitat von Abraham Lincoln zu adaptieren: Alle Investoren können in manchen Zeiträumen zweistellige Jahresrenditen erzielen, und manche Anleger können sogar in jedem Zeitraum zweistellige Jahresrenditen erzielen, aber kein Erfolg dauert ewig! Übrigens auch nicht die Organisation, für die Peter Minuit tätig war. Aus Nieuw Amsterdam wurde das britische New York, das wiederum Ende des 17. Jahrhunderts den Vereinigten Staaten zufiel.

 

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Über den Autor

John Rekenthaler  is vice president of research for Morningstar.